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Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen
und Religionsunterricht
Buchhinweis
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Bibliographische Angaben: |
Jens Beckert: Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht. Suhrkamp-Verlag. Berlin 2024. ISBN: 978-3-518-58809-3
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ZUM BUCH: |
„Auch wenn längst nicht alle kausalen Wirkungsketten des hochkomplexen Klimasystems verstanden oder auch nur bekannt sind und die bestehenden Modelle ständig verfeinert und an neues Wissen angepasst werden müssen, steht zweifelsfrei fest, wohin die Reise geht und wie drastisch sich die Lebensbedingungen auf der Erde ändern werden. Mit anderen Worten: Der Klimawandel ist heute nicht mehr vornehmlich eine Herausforderung für die naturwissenschaftliche Forschung. Er ist aber auch nicht mehr primär eine technische Herausforderung.Viele Technologien zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen sind entwickelt und könnten klimaschädliche Technologien ersetzen. Es gibt hinreichendes Wissen zur Begründung und Durchführung weitreichender politischer Entscheidungen, veränderten Wirtschaftens und einschneidender Verhaltensänderungen. Doch diesem Wissen folgen keine Taten beziehungsweise: Sie folgen viel zu langsam und sind flagrant ungenügend. Dass die tatsächlich getroffenen Maßnahmen so weit hinter dem,was erforderlich wäre, zurückbleiben, macht den Klimawandel zu einem vor allem an die Sozialwissenschaften zu adressierenden Problem. Warum sind Gesellschaften nicht in der Lage, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten? Das ist die Leitfrage dieses Buches. “( S.11) So formuliert der Autor sein zentrales Anliegen als „Leitfrage“.
Er geht davon aus, dass die sich seit 500 Jahren entwickelnde kapitalistische Moderne aufgrund ihrer institutionellen und kulturellen Strukturen fast zwangsläufig scheitern muss. Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse führt die aktuelle Klimapolitik nicht zum Ziel. Gesellschaften reagieren zögerlich und erkennen nicht wirklich die drohenden Gefahren. „Resilienz und vor allem solidarisches Handeln sind gefragt. Daraus ergeben sich Aufgaben für eine realistische Klimapolitik.“ Die Inhaltübersicht verdeutlicht die ausgewählten Zugangsschwerpunkte.
INHALTSÜBERSICHT
1 Wissen ohne Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2 Kapitalistische Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3 Big Oil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4 Der zögernde Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 5 Wohlstand weltweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 6 Konsum ohne Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 7 Grünes Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 8 Planetare Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 9 Wie weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
zum Autor: Jens Beckert, geboren 1967, ist seit 2005 Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung und Professor für Soziologie in Köln. Zuvor hat er u. a. in Göttingen, New York, Princeton, Paris und an der Harvard University gelehrt. 2005 wurde er mit dem Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2018 mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Für sein Buch Imaginierte Zukunft erhielt er den Karl-Polanyi-Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. ( Quelle: https://www.suhrkamp.de/person/jens-beckert-p-14946)
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Einordnung für die Bildungsarbeit |
Die Thematik des Buches steht im Zentrum der Bemühungen um eine „Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung“ in vielen Fachzusammenhängen. Das Buch bietet (nicht zuletzt wegen der vielen anschaulichen Beispiele und Erläuterungen einen guten Zugang zu Hintergrund und Zusammenhängen - auch zu durchaus kontrovers zu führenden Diskussionen - für Studierende, Lehrkräfte und Schüler und Schülerinnen ab ca. Klasse 11. Wenn Sie für den Ethik- und Philosophieunterricht „ab ca. Klasse 10) einen Impuls für ein Unterrichtsgespräch im Blick auf die Schwerpunkt dieses Buches suchen, emofehle ich diesen Textauszug Wieder und wieder hört man in politischen Diskussionen zum Klimawandel Sätze wie: »Wir müssten doch nur x machen«, oder: »Warum beschließen wir nicht endlich y?« »x« könnte dann der Ausbau der Windkraft sein, »y« die Festlegung von Nutzungsgrenzen für den Verbrauch natürlicher Ressourcen oder die Erhöhung der Preise für Benzin und Fleisch. Die entscheidende Frage lautet allerdings: Wer ist eigentlich »wir«? Sie ist deshalb entscheidend, weil Veränderungen handlungsmächtiger und handlungswilliger Akteure bedürfen, die über die Ressourcen verfügen,Umgestaltungen durchzusetzen, und zwar in einem umkämpften Feld, bevölkert von einer Vielzahl anderer Akteure, die ganz unterschiedliche Interessen und Ziele haben, zu denen vielleicht, vielleicht aber auch nicht der Klimaschutz gehört. Jedes politische Handeln findet außerdem in einem Dickicht von Regeln, Praktiken und Institutionen, aber auch Werten und Gewohnheiten statt, das Akteure in Strukturen und Opportunitäten einbindet, die bestimmte Anreize setzen, Handlungsräume definieren und damit Entscheidungen formen. Damitsind wir bei der Funktionslogik der kapitalistischen Moderne angelangt, also desjenigen Gesellschaftssystems, das seit 500 Jahren unseren Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen bestimmt und auch den gegenwärtigen Reaktionen auf den Klimawandel seinen Stempel aufdrückt...“ (S.13.f)
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Martin Geisz, März 2024