Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


und Religionsunterricht



Buchhinweis














Bibliographische Angaben:

Kristen R. Ghodsee

Utopien für den Alltag

Eine kurze Geschichte radikaler Alternativen zum Patriarchat

Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff

Suhrkamp Verlag. Berlin 2023

978-3-518-43136-8



ZUM BUCH:

Seit über 2500 Jahren haben diese beiden Schlüsselideen (Gemeineigentum und die Gleichbehandlung von Frauen) zusammen mit anderen, mit denen ich mich in diesem Buch beschäftige, Visionen inspiriert, wie unser Privatleben neu gestaltet werden könnte. Seit der Antike haben diverse spirituelle wie auch säkulare Gemeinschaften über Generationen hinweg mit Möglichkeiten experimentiert, diese Ideale umzusetzen. Wie kann es sein, dass unser häusliches Leben – das, was wir in unserem Heim, mit unseren Familien und in unseren Interaktionen mit unserem Freundeskreis, unserer Nachbarschaft und unseren weiteren Gemeinschaften tun – im Jahr 2023 nach wie vor weitgehend von ausgesprochen ungleichen, sexistischen Traditionen geprägt ist?“ (S.8)

Die Autorin meint hier die patriarchalische Tradition, die Frauen in aller Regel eine Rolle zuweist, in der Frauen die Hauptlast von Kindererziehung, Haushalt, Pflege Angehöriger .

Demgegenüber haben im Laufe der Geschichte haben Philosophen, Aktivistinnen und Pioniere nach alternativen Lebensformen gesucht. Beispiele sind die Kommune, die Pythagoras beschrieben hat, rein weibliche »Beginenhöfen« im mittelalterlichen Belgien, matriarchalische Ökodörfer im heutigen Kolumbien und auch Produktions- und Wohngenossenschaften frühsozialistischer Utopisten. Solche und weitere Beispiele präsentiert die Autorin in diesem Buch als „Alternativen zum Patriarchat“ und somit auch als „Utopien für den Alltag. Ausdrücklich hat sie dabei im Blick, dass solche Utopien auch eine Orientierung für Ideen mit dem Ziel heute gleichberechtigte und „glücklicher“ zu leben. „Mit diesem Buch wollte ich weniger einen erschöpfenden Überblick als vielmehr eine zugängliche Einführung in eine Vielfalt von Ideen aus einer großen Bandbreite von Denktraditionen bieten, die uns helfen könnten, uns einen Weg in eine andere Zukunft auszudenken. Gelegentlich erwähne ich zwar utopische Visionen aus Literatur, Film, Fernsehen und anderen Formen der Populärkultur. Ich konzentriere mich aber überwiegend auf politische, philosophische und theologische Schriften sowie auf existierende historische und gegenwärtige Gemeinschaften“ (S.11). Die Inhaltsübersicht gibt hier weitere Orientierung.


Inhaltsübersicht

Vorbemerkung der Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 DENKEN, WAS NIE EIN MENSCH ZUVOR GEDACHT HAT

Ins Blaue, zur Freiheit

2 ZUHAUSE IST, WO DIE MAUERN SIND

Außerhalb der Kleinfamilienschublade denken

3 KINDER ALS ÖFFENTLICHES GUT

Warum die Privatisierung der Kindheit schlecht für Familien ist

4 DIE GUTE SCHULE

Die nächste Generation gesellschaftlicher Träumer

erziehen

5 IMAGINE NO POSSESSIONS, I WONDER WHY WE CAN’T

Wie das Teilen unserer Dinge unsere Herzen öffnen kann

6 »SOLL ICH DICH EINEM GEWALTTÄTIGEN AFFEN VERGLEICHEN?«

Warum unsere Familien Kernfamilien sind

7 YOU AND ME AND A BABY: DAS SORGT FÜR KUMMER

Unsere Netzwerke der Liebe und Fürsorge ausweiten

8 DIE STAR-TREK-STRATEGIE

Wie radikale Hoffnung dystopische Verzweiflung besiegt

zur Autorin:

Kristen R. Ghodsee, geboren 1970, ist Professorin für Russische und Osteuropäische Studien an der University of Pennsylvania. Sie schreibt unter anderem für The New York Times, Washington Post und The New Republic. 2019 erschien Warum Frauen im Sozialismus besseren Sex haben. Das Buch wurde in vierzehn Sprachen übersetzt.“ (Quelle Verlagsinformation)



Leseprobe: https://media.suhrkamp.de/mediadelivery/asset/f05d25fb663c4f739d293aa00ff7c499/utopien-fuer-den-alltag_9783518431368_leseprobe.pdf



Einordnung für die Bildungsarbeit

Im Philosophie - und Ethikunterricht haben Utopien - nicht nur philosophisch betrachtet - einen festen Platz. Dieses Buch bietet (für Studierende, Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II) zwei nicht immer übliche Akzente - die übrigens auch viele Ansätze zu (auch kontroverser) Diskussion liefern können:

- Blick auf Alternativen zum Patriarchat

- Die immer wieder auftauchende Motivation aus den vorgestellten utopischen Blicken und Modellen Kraft für neue Schritte in der Gegenwart zu finden .

Vielleicht (in Lerngruppen ab Klasse 9) ein Gespräch zu diesem Textausschnitt beginnen: „Ich entdeckte, dass etwas über andere politische und wirtschaftliche Systeme zu erfahren, meinen Geist für die Möglichkeit öffnete, dass das System, in dem ich lebte, nicht das einzige verfügbare war. Sobald ich anfing, nicht über die Welt nachzudenken, wie sie war,sondern darüber, wie sie sein könnte, vermochte ich die Probleme meiner eigenen Zeit und meiner Umgebung klarer zu erkennen – und im Geist mögliche Lösungen durchzuspielen.“ (S. 19)



Martin Geisz, Oktober 2023