Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen

und Religionsunterricht


Buchhinweis


Stichworte: Siedlungen, Ökologie,Lebenswelten, Zukunft












Bibliographische Angaben:

Ralf Aydt: Modell Nachbarschaften. Vom Einfamilienhaus zur sozial-ökologischen Siedlung – eine Utopie? 318 Seiten. oekom Verlag. München 2023. ISBN 978-3-98726-010-0




ZUM BUCH:

Einfamilienhaussiedlungen sind beliebt, sind Bestandteil von träumen vieler Menschen, die auf der Suche nach einem neuen „Zuhause“ sind. Auf der anderen Seite steht, dass gerade diese Siedlungsform die Klimakrise weiter verschärft - Energiebedarf und die erforderliche Mobilität, um von diesen Siedlungen aus Arbeitsplätze zu erreichen sind nur zwei von vielen Faktoren.

Der Autor beschreibt in der Einführung seinen Zugang zum Problem: „Die vorliegende Untersuchung greift die Problematik einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Siedlungsentwicklung auf dem Land auf. Demografische Entwicklungen sowie der Verlust von ländlichen Arbeitsplätzen und Infrastrukturangeboten beeinträchtigen die Lebensqualität auf dem Land, die nur durch enormen Energieeinsatz wie z.B. für Mobilität aufrechterhalten werden kann. Bisherige Lösungsansätze wie Verdichtung, thermische Sanierung, Verbesserung von Haustechnik oder Mobilität greifen nur Einzelaspekte auf und wirken sich kaum auf die grundlegende Strukturproblematik von Einfamilienhaussiedlungen aus“ (S.11) ... „In dieser Untersuchung wird auf Basis der Studien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) davon ausgegangen, dass vom Zivilisationsmodell der westlichen Industriekulturen ein fataler Einfluss auf das weltweite Klima ausgeht. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen darin, dass vor allem durch die anthropogenen Einflüsse seit Beginn der Industrialisierung das Klima stark beeinflusst wurde, und weiterhin, dass es in der Hand der Menschheit liegt, die drohende Erderwärmung und die damit einhergehenden Klimakatastrophen einzugrenzen“ (S.15). Das Inhaltsverzeichnis spiegelt die gewählten Schwerpunkte.

 

 

 

 

 Vorwort  7

2 Einleitung  11

3 Fragestellung und Aufbau der Untersuchung  15

 

4 Lebensform ländliche Siedlung  19

4.1 Über die Vorstellungen des Landlebens   28

4.2 Die Siedlungsbewohner und das Siedlungsleben   35

4.3 Das Einzelhaus – Phänomen und Typologie   46

4.4 Folgen für die Gemeinde aus der Siedlungsentwicklung   50

4.5 Bisherige Erneuerungsversuche zum Leben auf dem Land   53

4.5.1 Konzepte zu Wohnalternativen im Alter   63

4.5.2 Konsequenzen auf Organisation und Eigentum   64

 

5 Weiterentwicklung ländlicher Wohnformen  71

5.1 Thesen   71

5.2 Hintergrund der utopischen Betrachtungsweise   72

5.3 Alternative Wohnkonzepte auf dem Land   78

5.3.1 ReHABITAT-Studie   78

5.3.2 Methode der Dorfaufwertung   82

5.3.3 Prinzipien neuer Siedlungsalternativen   84

5.3.4 Beispiele neuer Siedlungsvisionen   87

5.3.5 Erkenntnisse aus dem eurotopia-Netzwerk   94

5.3.6 Zusammenfassung   96

 

6 Energiebedarf ländlicher Lebensformen  101

6.1 Energiehaushalt ländlicher Gebäudetypen   101

6.1.1 Heranziehung von Richt- und Zielwerten   106

6.1.2 Untersuchung und Erläuterung zu PEB,

Dichte und Kosten   110

6.1.3 Betrachtung der THG-Belastung verschiedener

Gebäudetypen   123

6.1.4 Ableitungen aus den Untersuchungen   126

6.2 Mobilitätsfragen im Kontext ländlichen Lebens   133

 

7 Nachhaltigkeitsaspekte des Modells  141

7.1 Ökologischer Kontext von Gebäuden und Energiebedarf   143

7.2 Sozialer Kontext – Tragweite von Kooperation   155

7.3 Sozialer Kontext – Spannungsfeld »Ich« versus »Gruppe«   167

7.3.1 Bedürfnisse des Individuums: in der Gruppe   167

7.3.2 Notwendige Einzelaspekte für die Gruppenstruktur   175

7.3.3 Gestaltungselemente einer sozialen Nachbarschaft   188

7.3.4 Auswirkungen von Suffizienz auf den Lebensstil   198

7.4 Ökonomischer Kontext – angepasstes Wirtschaften   215

7.5 Anwendung auf die Siedlungsumkonzeption   227

 

8 Reflexion  241

8.1 Schlussfolgerungen zu den Thesen   241

8.2 Grenzen der Methodik und offene Forschungsfragen   248

8.3 Fazit   249

 

9 Anhang  253

9.1 Grundlagen zu Forschung und Methoden   253

 

 




Einordnung für die Bildungsarbeit

Wichtige Arbeitsergebnis fasst der Autor selbst zusammen: „Aus den berechneten und gesammelten Daten kann ganz eindeutig abgeleitet werden, dass eine wichtige Voraussetzung zur Reduktion des Energiebedarfes ein Paradigmenwandel ist. Dieser besteht in der Verlagerung der Interessen weg vom individuellen Konsum hin zu neuen Qualitäten, die eher durch soziale Kontakte, gemeinsame Unternehmungen oder Selbstverwirklichung geprägt sind. Voraussetzung dafür ist die Sicherung der Grundbedürfnisse. Das ist durch eine suffiziente Lebensart viel einfacher zu erreichen, da dadurch Verteilungskämpfe, Abschottung und Neid vermindert werden“ (S.13).

 

Die angesprochenen Schwerpunkte sind - auch wegen der „Selbstbetroffenheit vieler Schülerinnen und Schüler - wichtige thematische Zugänge für Unterricht, der sich an den Zielen von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ orientiert besonders in den Fachschwerpunkten der politischen Bildung und des Unterrichts im Aufgabenfeld Ethik/Philosophie/Religion“. Das Buch bietet eine Fülle von Informationen und Ansatzpunkte für (auch kontrovers zu führenden Diskussionen (Studierende, Lehrkräfte, Schülerinnen und - Schüler ab ca. Klasse 10).




Martin Geisz, März 2023