Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Türkei, Geschichte der Türkei, Türkei heute, Atatürk, Erdogan













Bibliographische Angaben:

Maurus Reinkowski: Geschichte der Türkei. Von Atatürk bis zur Gegenwart. Verlag C.H.Beck oHG. München 2021. 496 S.. ISBN 978-3-406-77474-4




ZUM BUCH:

Seit der Staatsgründung 1923 ist die republikanische Ordnung der Türkei nahezu unverändert. Am Beginn steht die von Atatürk erzwungene Europäisierung, Militärputsche und vor allem auch Konflikte mit Minderheiten prägen die weitere Geschichte der Türkei. Gegenwärtig kann vom „islamistisch-autoritären Präsidialregime Erdogans“ 1 gesprochen werden

Die Türkei ist also – hier am ehesten wohl mit Russland vergleichbar – weitaus mehr als nur ein zu Europa geographisch exzentrisch gelegener Staat, sondern ein Land, das durch seine historische Tiefe, seine vielen Identitätsoptionen und durch seine verwickelte Beziehungsgeschichte zu Europa ein besonders lohnenswertes Objekt historischer Untersuchung und Beschreibung ist. Dies mag wohl mit ein Grund sein, der manche dazu bewogen hat, dieses Buch in die Hand zu nehmen“ (S. 42). Wichtig scheint mir, diesen vom Autor formulierten Ausgangsgedanken im Blick zu behalten.

In fünf Kapiteln präsentiert der Autor die Ergebnisse seiner historischen Untersuchungen und seiner einordnenden Überlegungen.

 Er selbst hält fest:

Drei Grundgedanken prägen die Darstellung der Türkei im vorliegenden Buch: Erstens der Gegensatz zwischen einem, im weitesten Sinne, kemalistisch-säkularen Lager und einem, ebenfalls im weitesten Sinne, konservativen Lager, das letztlich seine Identität in der Religion des Islam sah. Zweitens der Gegensatz zwischen etablierten städtischen Schichten und einer im ländlichen Anatolien verankerten Bevölkerung, die durch die große Migrationsbewegung ab den 1950er Jahren millionenfach in die Großstädte strömte. Und drittens das für den politischen Gefühlshaushalt der Republik Türkei charakteristische Spannungsverhältnis zwischen Zuversicht und Zorn.“ (S. 43)

 

INHALTSÜBERSICHT2 (https://www.chbeck.de/reinkowski-geschichte-tuerkei/product/32392602 )

 

Vorbemerkung
Einführung

Erstes Kapitel: Abschied vom Osmanischen Reich
1 Erbe und Last: Die spätosmanische Zeit (1876–1912)
2 Die Geburt aus dem Krieg (1912–1922)
3 Die Wege trennen sich (1922–1925)

Zweites Kapitel: Die kemalistische Republik (1923–1950)
1 Atatürk und der Kemalismus (1923–1938)
2 Dem Erbe verpflichtet (1938–1950)

Drittes Kapitel: Prekärer Pluralismus (1950–1980)
1 Neue Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen (1950–1960)
2 Die neue Unübersichtlichkeit
3 Polarisierung und Radikalisierung (1961–1980)

Viertes Kapitel: Die Verheißungen des islamischen Konservatismus (1980–2013)
1 Politikingenieure an der Macht (1980–1983)
2 Exkurs: Nation und Islam
3 Ungehemmte und gehemmte Liberalisierung (1983–1993)
4 Politische und wirtschaftliche Stagnation (1993–2002)
5 Aufbruch (2002–2013)

Fünftes Kapitel: Der Weg in eine andere Republik (seit 2013)
1 Alte und neue Leitbilder
2 Die alte Türkei und die neue Türkei

Zeittafel
Anmerkungen
Literatur
Personenregister
Geographisches Register


Leseprobe:
https://beckassets.blob.core.windows.net/productattachment/readingsample/14864682/32392602_leseprobe%20geschichte%20der%20t%C3%BCrkei.pdf

 zum Autor:

Maurus Reinkowski lehrt Islamwissenschaft an der Universität Basel. Er war Mitarbeiter des Orient-Instituts in Istanbul, Fellow am Van Leer Jerusalem Institute und am Freiburg Institute for Advanced Studies sowie Gastprofessor an der Sabanci-Universität Istanbul.“ ( https://www.chbeck.de/autor/?authorid=576596887 )




Einordnung für die Bildungsarbeit

Globales Lernen hat immer auch geschichtliche Entwicklungen in den Konfliktpunkten der Gegenwart im Blick. So gehört zur Betrachtung der Gegenwart mit sicherheit (die in den üblichen Lehrwerken nur wenig berücksichtigte geschichtliche enntwicklung in der Türkei dazu. Dieses Buch bietet hier eine deutliche Linie und vile Zugänge.

Zur Diskussion im Unterricht schlage ich ein Zitat als Auusgangspunkt vor: „Dieses Buch möchte nicht einem «Geschichtsmiasmus» das Wort reden, dass also gewissermaßen die Ausdünstungen früherer und immer noch nicht aufgearbeiteter Konflikte die türkische Gesellschaft und Politik zersetzen. Die heutige türkische Gesellschaft kann nicht ihre Vergangenheit verändern, aber sie kann sich dazu entscheiden, zu anderen Sichtweisen überzugehen.“ (S. 48)

 

 




Martin Geisz, September 2021



1(siehe Werbetext des Verlags zum Buch https://www.chbeck.de/reinkowski-geschichte-tuerkei/product/32392602 )

2Ebda.