Barbara Toepfer (Herausgeberin): Sprachliche und kulturelle Bildung in beruflichen Schulen. Ansätze des Beurteilens und Förderns. Hessisches Landesinstitut für Pädagogik. Wiesbaden 2004. 132 S. Bezug über b.toepfer@afl.hessen.de
Das Vorwort weite Linien: "Die beruflichen Schulen unterliegen derzeit
einem starken Veränderungsdruck. Die zunehmende Konkurrenz auf den
internationalen Märkten , die Globalisierung der Arbeits- und Lebenswelten
und die Modernisierung und Technisierung nahezu aller Berufsfelder prägen
zurzeit die bildungspolitische und berufspädagogische Debatte" (S.
6). Das klingt zunächst wie eine allzu allgemeine Hinführung
zu allen möglichen Themenfeldern Globalen Lernens. Die Publikation
erliegt allerdings dieser Drohung nicht. Barbara Toepfer richtet den Blick
auf die tagtägliche schulische Praxis und sieht - nicht zuletzt durch
die Ergebnisse der PISA-Studie in den Beruflichen Schulen - besonderen
Handlungsbedarf in zwei zentralen Fragen: "Wie können wir in Lerngruppen,
die oft durch große Hetreogenität gekennzeichnet sind Schüler
gezielt fördern? Wie können wir die Leistungen der Schüler
noch differenzierter als bisher beurteilen und bewerten? (S. 8) - 2 Fragen,
die eigentlich eher als "allgemeinpädagogisch" verstanden werden könnten
und die auf den ersten Blick nur wenig Bezug zum "Globalen Lernen" erkennen
lassen. Auf einen zweiten - genaueren - Blick hin aber fällt auf,
dass in der von diesen beiden Fragen geleiteten Publikation in fast
allen Aufsätzen von "unten her" Zielsetzungen in den Blick genommen
werden, ohne r Bildungsbemühungen in unserer "Globalen Welt"
nicht wirklich realisiert werden können. Hier spielen Kompetenzen
eine wichtige Rolle, deren Erwerb für Jugendliche heute unverzichtbar
ist. Der Blick geht bei den AutorInnen über die enge Schulperspektive
hinaus: Es werden Ansätze vorgestellt, die auch an beruflichen
Schulen für die "systematische Entwicklung von interkultureller
(Kommunikations-)Kompetenz genutzt werden können (z.B. B. Toepfer:
Kommunikative Kompetenz im Geschäftsleben - wie international darf
es sein?). Besonders hervorzuheben wären auch die Bemühungen
um "interkulturelle Handlungskompetenz" von Lehrern mit dem Ziel, Schüler
aus Familien mit Migrationshintergrund gezielt sprachlich zu fördern
(Beiträge: W. Biedebach: Deutsch als Zweitsprache an beruflichen Schulen",
B.Toepfer: Lernen in (leistungs)heterogenen Gruppen: wie kommen wir darüber
ins Gespräch?). Weitere Beiträge gibt es zu den Schwerpunkten
"Gezielte Förderung der Lesekompetenz" (Interessant hier der Modellversuch
"Vocational Literacy (VOLI)" welche sprachlichen und methodischen Kompetenzen
benötigen Schüler in der beruflichen Bildung? (Autorin W. Biedebach);
Arbeiten in/mit Lernfeldern; Beurteilen, Bewerten und Zertifizieren von
sprachlichen Leistungen.
Der Band dokumentiert die Ergebnisse der . 13. Hochschultage Berufliche Bildung 2004 an der TU Darmstadt. Beispiele für die Unterrichtspraxis in der Ausbildung für Ernährungsberufen nehmen einen breiten Raum ein (Nachhaltigkeit im Hörspiel: Willkommen im EINE Welt HOTEL"; "Neue Selbstständige in der Schule - Das SchülerInnenprojekt ProBio an der Schulze-Delitzsch-Schule in Wiesbaden"; "Lernzirkel zum Globalen Lernen "Fit für die Zukunft - aber wie" (S.57); "Mit Stil zum internationalen Erfolg" Nachhaltiges Lernen im schulübergreifenden Verbund - Projektpräsentation (S.81)); Der Weltladen als Lernort des Fairen Handels (S. 117). Ergänzt werden diese durch Überlegungen zur Konzeption der Lernbemühungen - auch mit dem Blick auf Globales Lernen. ("Interkulturelles Lernen im Gastgewerbe - Global Buisness Behaviour"; "Perspektiven für die Weiterentwicklung nachhaltiger beruflicher Bildung in den Gastronomie- und Ernährungsberufen - Ergebnisse der Fachtagung Ernährung"). Die praxisorientierte Konkretisierung auf den Bereich Gastronomie gibt den Überlegungen ein besonderes Gewicht
So wird versucht "Globales Lernen" mit Blick auf Kompetenzen und mit
Blick auf die berufliche Bildung zu buchstabieren: "Berufsbildung wird
hier verstanden als nachhaltiges Entwicklungskonzept für selbstständiges
berufliches, gesellschaftliches und privates Handeln, das bei den Lernenden
Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen und Wissen sowie Reflexivität
fördert und damit Zukunftsfähigkeit aus der Pluralität kulturellen
Erfahrungswissens ermöglicht und auf den Erwerb von Gestaltungskompetenz
zielt "(S.8). Dieser auch im Blick auf die aktuellen Diskussionen um das
Verhältnis von "Globalem Lernen und Lernen für eine nachhaltige
Entwicklung" interessante Aspekt wird in einem eigenen Beitrag vertieft
(Heinrich Meyer, Barbara Toepfer: Berufsbildung für eine nachhaltige
Entwicklung integriert Umweltbildung und Globales Lernen" (S. 23 ff ).
M. Geßner, C. Rinneberg (HG): Eine Welt - Spur(t)en in Hessen. Veröffentlichung aus "Lehre, angewandter Forschung und Weiterbildung" Band 44, Fachhochschule Wiesbaden . 3 Euro. Bezug CIL, Vilbeler Straße 36, 60313 Frankfurt. Tel.: 069/284924; Fax: 069/295104; e-Mail: Cil@cil-frankfurt.de
Dieser Band bietet die Dokumentation des Landeskongresses "Eine
Welt - Spur(t)en in Hessen, der Nachfolgeveranstaltung zum Bonner Kongress
"Bildung 21", in der über 8 0 VertreterInnen aus Schulen, Hochschulen,
Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Kommunen erfolgreich eine Bestandsaufnahme
für Hessen versuchten (Veranstalter: "Arbeitsgemeinschaft Globales
Lernen in Hessen (AGGL)" mit vielen Kooperationspartnern - u.a. dem "Hessischen
Landesinstitut für Pädagogik (HeLP)". Die Dokumentation enthält
wissenschaftliche Beiträge, Best - Practice Beipiele und Ergebnisse
der Workshops zum Globalen Lernen. Informationen zum Kongress finden sich
auch im Internet unter www.aggl-hessen.de.
Jörg Bergstedt: Mythos Attac. Hintergründe, Hoffnungen, Handlungsmöglichkeiten. Brandes und Apsel (Frankfurt) 2004. 200 Seiten. ISBN 3-86099-796-3. 14,90 EUR, CH: 22,70 SFr.
Rezensionen:
www.socialnet.de/rezensionen/1379.php.
http://www.socialnet.de/rezensionen/1937.php
Volkhard Brandes, Cornelia Wilss (Hrsg.): Afrika 2005. Brandes und
Apsel (Frankfurt) 2004. 256 Seiten. ISBN 3-86099-787-4. 8,00 EUR, CH: 14,40
SFr.
Rezension:
http://www.socialnet.de/rezensionen/2245.php
Olaf Gerlach, Stefan Kalmring, Daniel Kumitz, Andreas Nowak (Hrsg.): Peripherie und globalisierter Kapitalismus. Zur Kritik der Entwicklungstheorie. Brandes und Apsel (Frankfurt) 2004. 348 Seiten. ISBN 3-86099-803-X. 25,00 EUR, CH: 42,50 SFr.
Rezension:
http://www.socialnet.de/rezensionen/2159.php
Jugendbegegnungsstätte Anne Frank (Hrsg.): Rechtsextremismus
– was heißt das eigentlich heute? Über Rechtsextremismus, Rassismus
und Zivilcourage. Prävention für Schule und Bildungsarbeit Vorwort
von Christoph Butterwegge. 176 S., vierf. Pb. mit Fotos, 24x20,5 cm. €
14,90/sFr 27,10
ISBN 3-86099-766-1
Seitdem Europa »zusammenwächst«, driftet Europa nach
rechts. Rechtsextreme Einstellungen kommen aus der Mitte der Gesellschaft
und vermitteln der nachwachsenden Generation rassistische und nationalistische
Einstellungen. Eine Pädagogik, die Demokratie und Zivilcourage entwickelt,
ist gefordert.
Die Jugendbegegnungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main hat
seit 2001 in Schulen und Projekten Methoden und Materialien gesammelt,
die sich an den Erfahrungen der Jugendlichen orientieren und zu einer lebendigen
Auseinandersetzung einladen: Im Rahmen von drei bis fünf Projekttagen
werden Jugendliche angeregt, eigene Standpunkte zum Rechtsextremismus zu
entwickeln. Dabei stehen vor allem die Fragen und Interessen der Jugendlichen
im Vordergrund.
Das Buch bündelt diese Erfahrungen und ermöglicht mit kurzen
theoretischen Aufsätzen die Einordnung des Konzeptes in aktuelle pädagogische
und gesellschaftliche Debatten zum Thema Rechtsextremismus, präventive
Arbeit und Schule und Rassismus.
Im zweiten Teil wird das didaktische Konzept und eine Sammlung erlebnisorientierter
Methoden für die Projektarbeit mit Jugendlichen im Alter von 14 bis
20 Jahren vorgestellt.
Zu den Themen Rassismus, Rechtsextremismus und Zivilcourage gibt es
einen Methodenbaukasten, mit Übungen, Kopiervorlagen, Zitatsammlungen,
Filmtipps und Literaturhinweisen. Dabei werden zum Einstehen gegen Diskriminierung
und rechte Gewalt Übungen geprobt, und für die politische Auseinandersetzung
Handlungsmöglichkeiten vorgestellt.
Die Jugendbegegnungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main lädt
seit 1997 zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus,
zu Fragen der Menschrechte und zur Begegnung mit anderen ein. Sie organisiert
Ausstellungen, Zeitzeugengespräche, Kurse für Streitschlichter,
Projekte zur Konfliktbearbeitung und Mediation, Workshops und Projekttage
zum Thema Rechtsextremismus und Zivilcourage-Trainings. (www.apsel-brandes-verlag.de)
Wolfgang Hantel-Quitmann , Peter Kastner (hg):Der globalisierte Mensch.
Wie die Globalisierung den Menschen verändert.
Mit Beiträgen von Christel Adick, Asit Datta, Peter Gottwald,
Wolfgang Hantel-Quitmann, Peter Kastner, Yolanda Koller-Tejero, Reinhart
Kößler, Christian Trapp, Erich Witte u. a. Buchreihe:Psyche
und Gesellschaft. 288 Seiten Broschur. ISBN: 3-89806-289-9. Preis: 19,90
Euro.
Kurzinformation (www.psychosozial-verlag.de):
Nach ihrem Buch Die Globalisierung der Intimität (Psychosozial-Verlag
2002) legen die Herausgeber eine neue Auswahl von Texten zur Globalisierung
vor. Die Globalisierung ist nicht abstrakt, sie wirkt in vielen Bereichen
sehr konkret in das Leben der Einzelnen hinein: Arbeit, Bildung, zwischenmenschliche
Beziehungen, und viele andere.
Inhalt:
Wenn der neue Kapitalismus in Gestalt der Globalisierung verstanden
wird als konkreter universaler Herrschaftsanspruch, dem sich nicht nur
die Wirtschaft verschrieben hat, sondern der auch von der Politik als unveränderbarer
Rahmen akzeptiert wird, dann stellt sich die Frage nach den Auswirkungen
dieser Globalisierung auf die menschlichen Beziehungen. Wie reagiert der
»homo oeconomicus« psychisch und damit in der Gestaltung seiner
Beziehungen auf die Zumutungen der Globalisierung? Dieses Buch ist in der
Lage, weitaus umfassender über die Auswirkungen der Globalisierung
auf den Menschen zu informieren, als dies einseitige Schuldzuschreibungen
oder sehr ökonomische Erklärungsversuche vermögen.
Jörgen Klußmann (Hrsg.): Interkulturelle Kompetenz und Medienpraxis. Brandes und Apsel (Frankfurt) 2004. 223 Seiten. ISBN 3-86099-790-4. 19,90 EUR, CH: 33,90 SFr.
Rezension:
Wolfram Stender, Georg Rohde, Thomas Weber (Hrsg.): Interkulturelle und antirassistische Bildungsarbeit. Projekterfahrungen und theoretische Beiträge. Brandes und Apsel (Frankfurt) 2003. 252 Seiten. ISBN 3-86099-317-8. 17,90 EUR.
Verlagstext:
Dieser Band verknüpft zwei Diskurse, die bislang nebeneinander
herliefen: Die pädagogische Diskussion über jugendlichen Rechtsextremismus
wird zum ersten Mal auf die Debatte über interkulturelle und antirassistische
Pädagogik bezogen.
Praktiker/innen aus den neuen Bundesländern diskutieren mit namhaften
Wissenschaftler/innen über die Angemessenheit der interkulturellen
und antirassistischen Bildungskonzepte im Hinblick auf Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Ein enormes Spannungsverhältnis zwischen
theoretischer Reflexion und praktischen Versuchen wird sichtbar.
Rezension:
http://www.socialnet.de/rezensionen/1172.php
Heide Oestreich: Der Kopftuch-Streit. Das Abendland und ein Quadratmeter
Islam. 200 S., vierf. Pb.. € 15,90/sFr 27,50
ISBN 3-86099-786-6
Wie unter einem Brennglas bündeln sich im Kopftuch-Streit gesellschaftliche Konflikte. Die muslimische Frau mit Tuch - eine Provokation auf mehreren Ebenen. Staatliche Neutralität, Frauenbilder, »echte« oder »falsche« Toleranz, Integration, Religionsfreiheit, vieles gilt es zu überdenken. Kein Wunder, dass an den Schnittstellen dieser Diskurse die Emotionen hochkochen und die Argumentationslinien quer durch die Parteien und Bewegungen verlaufen.
Heide Oestreich dokumentiert und diskutiert all diese Positionen gründlich
und prüft kritisch deren Argumente. Das Buch spannt den Bogen vom
Rechtsstreit der Lehrerin Ludin über die Gesetze der Bundesländer
zu den Parteien, von den türkischen Vereinigungen und fundamentalistischen
Organisationen bis zu den europäischen Nachbarn, von feministischen
Positionen über sozialwissenschaftliche Studien bis hin zur mulitkulturellen
Debatte.
Entstanden ist ein Buch, das den Bemühungen muslimischer Frauen
um Anerkennung Respekt zollt und eine reflektierte Politik der Toleranz
einfordert.
Wolfram Stender/Georg Rohde/Thomas Weber (Hrsg.)
Interkulturelle und antirassistische Bildungsarbeit
Projekterfahrungen und theoretische Beiträge
256 S., € 17,90/sFr 30,80
Pb., ISBN 3-86099-317-8
Rezension:
Seit der Rechtsextremismusdebatte vom Sommer 2000 ist vieles in Bewegung
geraten: Staatliche Programme gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
wurden aufgelegt, eine Palette von Projekten mit ganz unterschiedlichen
Ansätzen ist entstanden. Nach zwei Jahren breiter Förderung stellt
sich die Frage nach der Qualität, nach den Grenzen und den Perspektiven
antirassistischer und interkultureller Pädagogik. Können die
Konzepte die in sie gesetzten Erwartungen einlösen? Sind die verwendeten
Methoden und Verfahren den Zielen angemessen und auf die jeweiligen Zielgruppen
zugeschnitten?
In diesem Band diskutieren PraktikerInnen aus den neuen Bundesländern
mit namhaften WissenschaftlerInnen über die Angemessenheit der interkulturellen
und antirassistischen Bildungskonzepte im Hinblick auf Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Wo setzt die Kritik der Wissenschaft an
der Praxis an? Wo widerlegt die Praxis wissenschaftliche Positionen? Was
hat sich in der Praxis bewährt? Welche Fehler können vermieden
werden? Ein enormes Spannungsverhältnis zwischen theoretischer Reflexion
und praktischen Versuchen wird sichtbar.
Bestimmend ist dabei die Kontroverse zwischen antirassistischer und
interkultureller Pädagogik. Es zeichnen sich in den Beiträgen
des Bandes aber auch Linien einer produktiven Annäherung und Zusammenführung
beider Perspektiven ab.
Aus der Ankündigung des Verlages:
Situationistische Revolutionstheorie
Mitte der 1950er Jahre entstand die Situationistische Internationale
(S.I.), die frühzeitig einiges von dem theoretisch vorwegnahm, was
später praktisch die 1968er-Bewegung kennzeichnen sollte: Eine radikal-moderne
Infragestellung der kapitalistischen Gesellschaft. In den drei Jahren vor
ihrer Auflösung 1972 sollte die S.I. wiederum zur schärfsten
Kritikerin der Kurzatmigkeit jener Bewegung werden. Waren die SituationistInnen
ursprünglich künstlerisch tätig, lösten sie sich von
der Beschränkung auf diese Sphäre, weil sie eine «Verwirklichung
der Kunst» nur im Umsturz der Gesamtheit der Verhältnisse für
möglich sahen. Beeinflußt von Henri Lefèbvres «Kritik
des Alltagslebens», von Dadaismus und Surrealismus unterzogen sie
das Marxsche Werk, insbesondere die Frühschriften, einer intensiven
Relektüre, die sie gegen alle damals vorherrschenden Staatssozialismen
in Anschlag brachten: Entfremdung sei nicht in entfremdeten Formen zu bekämpfen.
Die totalitäre Welt der Ware bringe selbst die Möglichkeit ihrer
Überwindung mit sich, da sie bei ihren ProduzentInnen radikale, moderne
Bedürfnisse erzeuge, die es aufzuspüren und in ihrer Sprengkraft
gegen die kapitalistischen Produktionsverhältnisse scharf zu machen
gilt. Im Gegensatz zum überkommenen Arbeiterbewegungsmarxismus verstand
sich die S.I. nicht als Avantgarde oder Repräsentation, sondern als
ein Kollektiv von ExperimentatorInnen, welches die Menschen dazu anregen
sollte, die versteinerten, verkehrten und entfremdeten Alltagssituationen
durch eine Bewegung bewusster «Konstruktion von Situationen»
in Richtung der gesamtgesellschaftlich geschichtlichen Aktion aufzusprengen.
So sollten festgefahrene, als selbstverständlich geltende Praxisformen
und Sichtweisen irritiert und aufgebrochen werden, um die darunterliegenden
Strukturen und Gesetzmäßigkeiten zu Tage zu befördern,
die dadurch bewusst gemacht werden und in eine aufhebende Bewegung münden
sollten: der Abschaffung von Ware, Geld, Kapital und Staat und die Aufhebung
dieser Verhältnisse in eine menschenwürdige, bedürfnisorientierte
und geschichtlich bewusste Produktion und Verteilung. Zu den bekannteren
TheoretikerInnen der Situationistischen Internationale zählen Raoul
Vaneigem (*1934) und Guy Debord (1931-1994). Vor allem dessen Buch «Die
Gesellschaft des Spektakels» war für den Mai 1968 in Paris keineswegs
unbedeutend und wird heute wieder vermehrt rezipiert. Aktuell finden aus
ihrem Zusammenhang gerissene Texte der SituationistInnen in der Anti-Globalisierungsbewegung
aber auch im Kunst- und Architekturbetrieb unverkennbar Anklang. Vor diesem
Hintergrund versucht das Buch Grundzüge, Postulate und Quellen der
situationistischen Revolutionstheorie in ihrem Gesamtzusammenhang dar-
und klarzustellen, nicht ohne deren «blinde Flecken» aufzuzeigen.
www.schmetterling-verlag.de