Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Die Grünen, bürgerliche Milieus, Zukunftsperspektiven













Bibliographische Angaben:

Ulrich Schulte: Die grüne Macht. Wie die Ökopartei das Land verändern will. rowohlt POLARIS. 2020. ISBN: 9783499005527



ZUM BUCH:

Dieses Buch ist ein Realitätscheck. Nicht alles, was die Grünen wollen, ist praxistauglich. Und die gutgelaunte, lässige Performance der Parteichef*innen, die schönen Bilder, sind meist mehr Schein als Sein. Die Grünen sind längst nicht so lässig, wie sie uns glauben machen wollen“ (S. 14) - so formuliert Ulrich Schulte in der Einleitung zum Buch. Er beendet die Einleitung so: „Dieses Buch erzählt deshalb nicht nur viel über die grünen, sondern auch etwas über die Regeln, nach denen Parteien und Journalismus funktionieren“ (S.15). Mit dieses beiden Aussagen ist der Rahmen beschrieben, in dem sich dieses Buch bewegt.

Ausgangslage zu den im Buch gesetzten Schwerpunkten ist die Tatsache, dass in Umbruchszeiten und in einer politischen Situation, in der von den klassischen Rollen der „Volksparteien nicht mehr die Rede sein kann, die Grünen als „Hort der Stabilität“, staatstragend und vor allem auch als „seriös“ erscheinen und sogar die Kanzlerschaft für die Grünen als erreichbar erscheint.

In Themenstichworten (Kapitelüberschriften u.a.: Teamplay, Konkurrenz, Kontrolle, Allianzen Schwarz - Grün, Realitätscheck, Verzicht, Corona, Fridays for Future ...) arbeitet der Autor heraus, dass die Parteispitze - besonders in Gestalt der beiden Vorsitzenden A. Baerbock und R. Habek bei aller sehr deutlich erscheinenden Formulierung sorgsam darauf achtet, dass die eigene Klientel nicht provoziert und überfordert wird. Diese „eigene Klientel“ sind nicht mehr - wie vor Jahren noch - klar definierte Initiativen und Öko-Interessengruppen, sondern erstreckt sich längst in viel weiter greifende bürgerliche Milieus, die sich immer weniger an den klassischen Volksparteien orientieren und sich zunehmend auch den Grünen zuwenden.

zum Autor:

ULRICH SCHULTE (45)
leitet das Parlamentsbüro der Berliner taz und hat den Aufstieg von Robert Habeck und Annalena Baerbock eng begleitet. Er berichtet seit 2011 über die Partei Bündnis 90 / Die Grünen, hat viele Parteitage besucht und kennt fast alle ihre Spitzenpolitiker persönlich. Vor seiner Zeit im Parlamentsbüro leitete Schulte drei Jahre lang das Innenpolitik-Ressort der taz. 2010 erhielt er das renommierte Arthur F. Burns-Stipendium und arbeitete zwei Monate lang bei der Chicago Tribune
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Einordnung für die Bildungsarbeit

Das Buch bietet Information und vor allem auch Diskussionsansätze, die den Unterricht (Fächer der politischen Bildung) im Bemühen um Globales Lernen und eine Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung sehr bereichern kann.

Vielleicht als Diskussionspunkt (ab etwa Klasse 10) ein Abschnitt aus dem letzten Kapitel des Buches (Ausblick):

Die Grünen adressieren sehr geschickt eine verbreitete Gefühlslage in der gestressten Mittelschicht. Man gibt sich gerne offen für Neues, will aber auch nicht zu viel Veränderung. Denn eigentlich ist man ja froh, das Leben zwischen Job, Einkauf und Elternabend ohne größere Verwerfungen geregelt zu kriegen. Die Geschichte vom grünen Wachstum ist dafür ideal. Wir müssen auf nichts verzichten, können weiter konsumieren wie bisher, nur eben ökologisch“ (S. 219).

 



Martin Geisz, Januar 2021