Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


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Bibliographische Angaben:



Werner Bätzing Das Landleben Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform. Verlag C.H.Beck.München 2020. 302 S., mit 27 überwiegend farbigen Abbildungen. ISBN 978-3-406-74825-7






Zum Buch:










Der Autor fasst im Einführungstext die Grundsatzfrage, der sich dieses Buch stellt, so zusammen: „Kann das Landleben unter den heutigen Rahmenbedingungen wirtschaftlich tragfähig, kulturell bereichernd, sozial vielfältig sein, und kann es eine qualitativ gute Versorgung und eine vielfältige und gesunde Umwelt bieten?“ (S. 10). Antworten gibt dieses Buch, „indem es sich damit beschäftigt, was Landleben eigentlich bedeutet, wodurch es sich vom Leben in der Stadt unterscheidet, und ob es in der heutigen globalisierten Welt überhaupt noch eine Zukunft besitzt“ (S.11).

Der Autor sieht die Schwerpunktsetzungen dieses Buches im Fach Geographie, die sich seit den 1970er Jahren von einer «Länderkunde» hin zu einer «Raumwissenschaft» gewandelt hat, ohne dass dabei eine Georgraphie des ländlichen Raumes entstanden wäre.1 Die Inhaltsübersicht spiegelt die Schwerpunktsetzungen des Buches.



Inhaltsübersicht

Inhalt
1. Einführung: Landleben – was bedeutet das?
1.1 Aufgabe und Zielsetzung
1.2 Der doppelte Blick auf das Landleben
1.3 Definitionen von Land und ländlichem Raum
1.4 Zur Konzeption und Gliederung


2. Die Entstehung des Landlebens und die Veränderung der Natur
2.1 Der Beginn des Landlebens
2.2 Neue Raumstrukturen durch Landwirtschaft
2.3 Ökologie der Kulturlandschaft
2.4 Kulturelle Rahmenbedingungen des Landlebens


3. Die Entwertung des Landes durch die Entstehung von Städten und Hochkulturen
3.1 Fundamentale Veränderungen auf dem Land – warum?
3.2 Die Entstehung von Städten und Stadtstaaten
3.3 Die Entstehung von Großstädten, Hochkulturen und großen Reichen
3.4 Zur Entwertung des Landes durch die Stadt


4. Die Gleichwertigkeit von Land und Stadt im mittelalterlichen Europa
4.1 Die europäische Sonderentwicklung ab dem Jahr 1000
4.2 Die Intensivierung der Landwirtschaft: Dreifelderwirtschaft
4.3 Alt-/Jungsiedelräume und Vergetreidung/Vergrünlandung
4.4 Das Aufblühen von Handwerk und Gewerbe auf dem Land
4.5 Die Schwächung des Landlebens im 18. Jahrhundert


5. Die Auswirkungen der Industriellen Revolution auf das Landleben
5.1 Die Industrielle Revolution und das «Ende der Fläche»
5.2 Der wirtschaftliche Wandel: Reagrarisierung des Landes
5.3 Der demographische Wandel: Verstädterung und Bevölkerungsrückgang
5.4 Der kulturelle Wandel: Modernisierung und Neuerfindung der Tradition
5.5 Das neue Sonntagsbild der Städter: Das Land als «schöne Landschaft»


6. Die forcierte Modernisierung des Landlebens zwischen 1960 und 1980.
6.1 Die allerletzte Phase der Industriegesellschaft und ihre neuen Rahmenbedingungen
6.2 Der wirtschaftliche Wandel: Spezialisierung und Intensivierung
6.3 Der demographische Wandel: Suburbane und periphere Räume
6.4 Politische Interventionen: Dorfsanierung, Schul- und Gebietsreform und das System der Zentralen Orte
6.5 Der kulturelle Wandel: Landleben als Auslaufmodell


7. Die Postmoderne – eine neue Aufwertung oder das endgültige Verschwinden des Landlebens?
7.1 Der Bruch zu Beginn der 1980 er Jahre und seine Ursachen
7.2 Der wirtschaftliche Wandel: Entstehen neue Arbeitsplätze auf dem Land?
7.3 Neue politische Zielsetzungen für den ländlichen Raum
7.4 Bevölkerungsentwicklung: Abwärtsspirale oder erneuter Aufschwung?
7.5 Siedlungsentwicklung: Die Entstehung der «Zwischenstadt»
7.6 Der ökologische Wandel: Agrarwüsten, Wildnisgebiete und der neue Umweltschutz
7.7 Der kulturelle Wandel: Von der selbstverständlichen zur selbstgewählten Tradition
7.8 Gibt es heute noch ein Landleben?


8. Welche Zukunft für das Landleben?
8.1 Bilanz: Das Landleben ist unverzichtbar
8.2 Mögliche zukünftige Entwicklungen des Landes
8.3 Leitideen für die Aufwertung des Landlebens
8.4 Ausblick



Zum Autor:

Werner Bätzing ist Prof. em. für Kulturgeographie. Als Alpenforscher ist er in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit bekannt geworden.



Einordnung für die Bildungsarbeit



In diesem Buch setzt der Autor für Akzente, die sich in den gängigen Unterrichtswerken nicht finden. Globales Lernen sollte diese Akzentsetzung aufnehmen – zumal es auch immer die Situation unserer Lebenswelt in den Blick nimmt.



Martin Geisz, März 2020



1Mit dem Wandel der Geographie von einer «Länderkunde» hin zu einer «Raumwissenschaft» entsteht ab den 1970er Jahren das neue Teilgebiet der «Stadtgeographie», das die Wechselwirkungen aller relevanten Faktoren im städtischen Raum zum Inhalt hat. Eigentlich hätte man erwartet, dass analog zur «Stadtgeographie» auch eine «Geographie des ländlichen Raumes» neu entsteht, aber dies passiert erstaunlicherweise nicht: Entweder wird der ländliche Raum weiterhin auf die traditionelle Weise gesehen (Haus-/Orts-/Flurformen plus Landwirtschaft), oder er wird im Rahmen der Verstädterung der Erde überhaupt nicht mehr gesondert thematisiert.20 Wenn dieses Buch also den ländlichen Raum auf der Grundlage der Wechselwirkungen seiner zentralen ökonomischen, soziokulturellen und ökologischen Faktoren zu verstehen versucht, dann verfolgt es die Konzeption einer neuen Geographie des ländlichen Raumes, die heute im Fach Geographie erst in Ansätzen existiert.21 Aber diese Konzeption erscheint notwendig, um den ländlichen Raum angemessen analysieren und verstehen zu können.“ (S. 24)