Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Faschismus, Antisemitismus, Zeitzeugen, Fluch und Asyl







Bibliographische Angaben:

René Nyberg: Der letzte Zug nach Moskau. Zwei Freundinnen, zwei Schicksale, eine jüdische Familiengeschichte. dtv Sachbuch. München 2019. Aus dem Finnischen von Angela Plöger.
Deutsche Erstausgabe, 240 Seiten, ISBN 978-3-423-28173-7 






Zum Buch:











Der Autor (u.a.. seit 2000 finnischer Botschafter in Deutschland und Russland ) erfährt erst erst als Jugendlicher, dass seine Mutter Fanny Feige NYBERG (1910-2006) Jüdin war. Wegen ihrer Heirat hatte ihre Familie vollständig mit ihr gebrochen. Sie lebte mit Ihrer Familie in Helsinki. Alle Familienmitglieder lebten in Helsinki, überlebten den 2. Weltkrieg – Juden in Finnland wurden nicht verfolgt. Mascha (1913-191983), ihre Cousine und Josef Jungmann (1907-1986) lebten in Riga, (Lettland) und flohen 1941 nach Moskau. Sie überlebten den Holocaust in der Sowjetunion und kehrten gegen Kriegsende wieder nach Riga zurück Schließlich wanderte die Familie nach Israel aus. Den letzten Teil ihres Lebens verbrachte das Ehepaar in Berlin, als deutsche Staatsbürger (denn Josefs Eltern waren Deutsche gewesen und er hatte nach dem Bundesentschädigungsgesetz Anspruch auf eine Rente und die deutsche Staatsangehörigkeit).

Erst spät, nachdem er Lena (1945-2017), die Tochter von Fannys heißgeliebter Cousine Mascha, die inzwischen in Israel lebte, kennengelernt hatte, machte sich der Autor auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit. Forschung in Archiven, Befragung von Zeitzeugen und Suche nach Dokumenten aus der Familiengeschichte und die Beschäftigung mit historischer Hintergrundliteratur sind die Basis dieses Buches, das vor dem Hintergrund eines wenig bekannten „Bildes“ von Osteuropa und Nordeuropa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine außergewöhnliche abenteuerliche Familiengeschichte erzählt. Hinter der Familiengeschichte wird im Blick auf die Mutter besonders thematisiert, was Abschied von der eigenen Religion, das von der Familie gelebte Kontaktverbot und die Veränderungen im Freundeskreis für seine Mutter bedeutete. Ein zweiter Aspekt ist die Freundschaft von Nybergs Mutter zu ihrer Cousine Mascha aus Riga, deren Leben in Lettland und in der Sowjetunion

René Nyberg

René Nyberg (* 1946 in Helsinki ) ist Politikwissenschaftler und Diplomat. Er war u.a. von 2004 bis 2008 finnischer Botschafter in Deutschland, vorher vier Jahre finnischer Botschafter in Russland,



Einordnung für die Bildungsarbeit


Globales Lernen hat immer seinen Blick auf Zeitzeugen und deren oft genug verworrene „Lebenslinien“ gerichtet. Dieses Buch bietet ein besonderes Beispiel. Es lohnt, dies in unterschiedlichen Zusammenhängen (z.B. bei der Beschäftigung mit der Zeit des Faschismus, beim Blick auf Nordeuropa …) etwa ab Klasse 10 einzubeziehen. Ich empfehle das Buch zur Anschaffung für die Schulbibliothek.



Martin Geisz, März 2019