Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Zeitgeschichte, Staat, Zivilgesellschaft, DDR, BRD, Demonstrationen







Bibliographische Angaben:

PATRICK BAUER
DER TRAUM IST AUS. ABER WIR WERDEN ALLES GEBEN, DASS ER WIRKLICHKEIT WIRD.
Der 4. November 1989 und seine Geschichte.
256 Seiten
Rowohlt Verlag Hamburg 2019,
ISBN: 978-3-498-00151-3





Zum Buch:










Fünf Tage vor Öffnung der DDR Grenze nach Westen gab es in Berlin eine Demonstration, von den staatlichen Behörden genehmigt. 500 000 Menschen demonstrierten am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz, damals wie heute die „Mitte“ von Berlin. Vor allem Künstler hatten dazu aufgerufen. Redner waren Schauspieler, Schriftsteller, Filmregisseure und auch Personen aus der politischen (SED-) Nomenklatura. Auf der Rednerliste standen 26 Namen: u.a. Christa Wolf und Stefan Heym, Heiner Müller, Marianne Birthler, Johanna Schall, Jens Reich, Ulrich Mühe und Jan Josef Liefers, Friedrich Schorlemmer … es sprachen auch die SED-Mitglieder Gregor Gysi und Lothar Bisky, Ex-Stasi-General Markus Wolf und Politbüromitglied Günter Schabowski. Die einen – aus der Politik - versuchten zu retten, was zu retten war. Die anderen forderten, was plötzlich denkbar schien. Thema waren Pressefreiheit, Reisefreiheit, freie Wahlen. – Kein Thema war eine schnelle Wiedervereinigung oder gar ein wie auch immer gearteter Anschluss an die BRD. „Der 4. November ist ein Tag zwischen den Zeiten. Das Alte ist am Ende. Das Neue hat noch nicht begonnen. Die Macht liegt auf der Straße. Die Freiheit in der Luft. Die Menschen auf dem Alexanderplatz träumen unterschiedliche Träume, aber sie alle träumen, und weil die Weltgeschichte gerade Wochenende macht, weckt sie niemand. Alles scheint möglich“ (S.16). – So formuliert der Autor im Prolog des Buches.

Verlauf und „Geist“ der Demonstration stellt der Autor anschaulich und packend vor allem im Blick auf Erinnerungen, Reflexionen, Geschichten und Gedanken der Beteiligten (und ihrer Nachkommen) in drei großen Teilen vor:

Prolog

Erster Teil: Davor

Zweiter Teil: Der 4. November 1989

Dritter Teil: Danach

Epilog



Zum Autor

PATRICK BAUER (* 1983) arbeitete zunächst als Reporter, 2006 Redakteur und 2012 -2014 Chefredakteur beim Magazin NEON (2018 eingestellt), jetzt Autor für das SZ Magazin in München



Einordnung für die Bildungsarbeit



In diesem Jahr werden bei uns 30 Jahre Ende der DDR gefeiert. Die Ereignisse in der Botschaft von Prag, die Demonstrationen in Leipzig und vor allem die Öffnung der Mauer am 9. November 1989 stehen im Blickpunkt des Interesses Ende und Neuanfang. Mit diesem Buch rückt der Autor eine Demonstration in den Mittelpunkt, deren Hauptakzente auf der Frage nach einer Neugestaltung des Staates liegen, - ein Neuanfang, der nicht „DM“ und „Beitritt zur BRD“ will, sondern nach neuen Wegen sucht.

Dies ist ein Aspekt, der heute gar nicht mehr so präsent ist und vor allem auch in den Spuren, die der Autor im Dritten Teil („Danach“) deutlich wird. Besonders hier finden sich vielfältige Ansatzpunkte für weiterführende Diskussionen - vor allem auch im Blick von Globalem Lernen auf das Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft (ab ca. Klasse 10). Ich empfehle das Buch zur Anschaffung für die Schulbibliothek.



Martin Geisz, Oktober 2019