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Buchhinweis


Stichworte: Gesellschaft, Architekturgeschichte, Bauhaus, Walter Gropius







Bibliographische Angaben:

Nerdinger, Winfried: Walter Gropius. ARCHITEKT DER MODERNE. Verlag C.H.Beck.München 2019. ISBN: 978-3-406-74132-6






Zum Buch:










Auch anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zu „100 Jahre Bauhaus“ ist auch der Name Walter Gropius (1883 - 1969) in aller Munde. Er ist Gründer des Bauhauses und wurde als „Architekt der Moderne“ weltweit bekannt und berühmt. Im Unterschied zu anderen/früheren Biografien zu Walter Gropius entwickelt Winfried Nerdinger (u.a. Professor für Architekturgeschichte) ein differenziertes und kritisch reflektiertes Porträt des Architekten und Ausbilders /Lehrers, der die Entwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert wesentlich geprägt hat. „Durch sein Werk, seine Lehrtätigkeit sowie seine zahlreichen Vorträge und Schriften trug er maßgeblich zur Verbreitung und Durchsetzung der modernen Architektur bei.“

Das „Bauhaus“, das heute von vielen als ein Synonym für Architektur und Design der klassischen Moderne bezeichnet wird, ist 1919 von Gropius gegründet worden. Bis 1928 war er zunächst in Weimar, dann in Dessau Direktor des Bauhauses. Nach Aufenthalt und Arbeit in Großbritannien wirkte er in der Emigration in den USA als Architekt und als Ausbilder mehrerer Generationen von Architekten in Harvard.

Die Inhaltsübersicht vermittelt die Arbeitsschwerpunkte dieser Biographie.

Der Autor folgt nicht der auch in Deutschland immer wieder feststellbaren Legendenbildung eines strahlenden Vorbilds, sondern er macht auf Widersprüche aufmerksam. Ein Beispiel: 1931 kann er sich gleichzeitig zu einer radikalen Bodenreform bekennen und eine „luxuriöse 9 geschossige Wohnanlage als Blockrandbebauung mit zentralen Einrichtung in Nürnberg“ planen, „mit der er sowohl seine Idee vom neuen Wohnen wie auch das Konzept des Zeilenbaus rein kommerziellen Interessen opferte. „Hier offenbart sich das ganze Dilemma eines Architekten, der seine architektonischen Ideen komplett von seiner sozialen Haltung und Fuktion trennen konnte – ähnlich wie Le Corbusier – gesellschaftspolitisch keine Stellung beziehen wollte. Er erfüllte Aufträge nach der jeweiligen Interessenlage, um sein Architekturbüro am Laufen zu halten. … letztlich kennzeichnet diese Haltung Gropius' gesamte Architektentätigkeit von den frühen Arbeiten für die ostelbischen Gutsbesitzer über die Tätigkeit für den Terrainspekulanten Sommerfeld bis zum Bau von Luxusvillen in Neuengland und rein kommerziellen Bürobauten wie das Pan Am Building“ (S. 237).

Inhaltsübersicht

Jugend- und Lehrjahre. Von Schinkel zu Behrens 1883 - 1910
Familientraditionen
Erste Kontakte zur Architektur
Bei den Husaren
Studienzeit in Berlin
Erste Aufträge
Karl Ernst Osthaus
Mitarbeit im Büro von Peter Behrens 

«Ich selbst bin zwar nicht begabt, aber doch erfolgreich»
Vom Faguswerk zum Bauhaus-Manifest 1910 - 1919
«Atelier für Architektur»
Beziehung mit Alma Mahler
Die Fagus-Fassade
Von der Technikform zur Kunstform 
Industriebau und monumentaler Stil
Zusammenarbeit mit Adolf Meyer
Florierendes Architekturbüro
Erweiterung Faguswerk und Deutscher Werkbund
Kriegsjahre
«Staatliches Bauhaus in Weimar»   

«Ich bin zum Packträger meiner Idee geworden»
Direktor am Bauhaus in Weimar und Dessau 1919 - 1928
Die Anfänge in Weimar
Umbruchszeit
Wohnmaschinen
Kunst und Technik eine neue Einheit
Begegnung mit Ilse Frank
Ausstellung «Internationale Architektur» 
Politischer Wandel in Weimar
Umzug nach Dessau
Bauhausgebäude und Meisterhäuser in Dessau
«Häuser-Serienfabrikation» 
Totaltheater und Siedlung Törten

«Wer seine Hand am Pfluge hat, der schaut nicht hinter sich»
Von Berlin über London nach Harvard 1928 - 1937
«Fabrikmäßiger Wohnungsbau» in Berlin 
Zeilenbau und Wohnraumreduzierung
Hochhausstädte im Grünen
Schwierige Zeiten 
Umzug nach London
Planungen für «wealthy people»

«Die Bresche erweitern und wirklich fundamentale Erklärungen für unsere Bewegung geben»
Der Lehrer in Harvard 1937 - 1952
Die Anfänge in Harvard
Das Gropius-Haus in Lincoln – neuer Regionalismus?
Bauhaus-Ausstellung in New York
Defense Housing Program – PackagedHouse System
The Architects Collaborative (TAC)
Adviser for Planning in Germany
Konflikte und Kritik  

«Ich bin selbst erstaunt, wo ich schließlich gelandet bin»
Die Ernte des Redners und das Verschwinden des Architekten1952 - 1969
Die Schwarz-Debatte
Ehrungen und Reisen
Universität Bagdad – Pan Am Building –Gropiusstadt
Letzte Jahre – Zwischen Apotheose und Polemik      

zum Autor:

Winfried Nerdinger war Professor für Architekturgeschichte und Direktor des Architekturmuseums der TU München. Von 2012 bis 2018 war er Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums in München. Als Verfasser des ersten umfassenden Werkkatalogs von Walter Gropius ist er einer seiner international besten Kenner.“1






Einordnung für die Bildungsarbeit

Die Biografie zeichnet ein differenziertes Bild von W. Gropius, der Entwicklung des Bauhauses und der Verbreitung seiner Ideen, die weltweit Architektur geprägt haben. Dies betrifft den Wohnungsbau genauso wie den Bau repräsentativer Gebäude.

Zum Nachdenken und Diskussion über die Verbindung der „Bauhausidee“ und der Person Walter Gropius der Biografie an: „Dass Walter Gropius die Weltarchitektur mit dem Fauswerk und dem Bauhausgebäude bereicherte und dass er mit dem Bauhaus eine Schule gründete, die zum Stilbegriff für eine ganze Epoche wurde. Dieser Ruhm kann ihm nicht genommen werden“ (S. 304).



Martin Geisz, Oktober 2019



1https://www.chbeck.de/autor/?authorid=53394065 (Aufruf 24.10.2019)