Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Wissenschaft, Wissenschaftsgeschichte, Mittelalter, Scholastik, Denkschulen










Bibliographische Angaben:



Frank Rexroth: Fröhliche Scholastik. Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters. Verlag C.H.Beck.München 2018. 505 S., mit 8 Abbildungen und 6 Karten ISBN 978-3-406-72521-0





Zum Buch:












Der Autor verortet die Entstehung der „Wissenschaft im modernen Verständnis“ am Ende des 11. Jahrhunderts bis ins 12. Jahrhundert1 hinein und nimmt die Entwicklungen in den Blick.

Die vom Glauben getragenen Gewissheiten ließen eigentlich keine eigene (kritische Nachfragen), die änderte sich in dieser Zeit. Der Autor arbeitet heraus, wie sich dies ändert und Gelehrte gingen zunehmend (auch) ihren eigenen Fragen nach. Es entstanden bei den mittelalterlichen Gelehrten „neuartigen Schulen“ in denen (neue) Emotionen, Ideen und Entdeckungen Raum bekamen. Peter Abaelard hat im 12. Jahrhundert den Vorrang der Vernunft betont. Eine neue und andere Lebensweise der Gelehrten führt so auch zu Veränderungen in Denken und Denkweisen. Schließlich entstanden unterschiedliche Disziplinen … eine Wissenschaftsrevolution mit vielen unterschiedlichen Facetten.

In der Einleitung zum Buch benennt der Autor von ihm gewählte Schwerpunkte: „Die Blickrichtung der folgenden Kapitel wird ihre Leser zweifellos überraschen. Denn sie handeln von den Wiederanfängen der okzidentalen Wissenschaft im «lateinischen» Europa und widmen sich zu diesem Zweck Prozessen, die um die Mitte des 11. Jahrhunderts einsetzten, für die 1070er-Jahre besser erkennbar werden und dann anhalten, bis an den frühesten europäischen Universitäten bald nach 1200 eine einigermaßen stabile Organisationsform für wissenschaftliches Wissen erkennbar wird. Dieses Buch beansprucht nicht, eine umfassende Geschichte dieser frühen Wissenschaft zu liefern, denn anstelle einer Synthese will es einen Problemaufriss bieten. Zu diesem Zweck begibt es sich auf die Fährte einiger zentraler Denkformen, die Wissenschaft erst ermöglicht haben, und es fragt nach den Bedingungen und zugleich den sozialen Folgen dieser Denkformen. Dies ist nämlich die Überzeugung seines Autors: dass auch die gerade skizzierte Kultur der Wissenschaft samt ihren sozialen Einbettungen als ein Gewordenes zu begreifen ist“ (S.17).

Inhalt

Vorwort

I. Gegen die Zeit
II. Schule der Loyalität: Lehren und Lernen
III. Gruppen von Enthusiasten:
IV. Die Renaissance des wissenschaftlichen Denkens
V. Peter Abaelard und die neue Wissenschaft
VI. Abaelards Schulen: Eine Sozialgeschichte der Wahrheit
VII. Das Milieu der Schulen in Paris
VIII. Wissen erzeugt und ordnet die Dinge der Welt
IX. Wahrheit und Nützlichkeit
X. «Wir, die Universität»: Die Gelehrtengilde

Epilog
Anhang
Dank
Anmerkungen
Abkürzungen
Quellen
Literatur
Nachweis der Abbildungen und Karten
Personenregister
Ortsregister





Einordnung für die Bildungsarbeit



Geschichte der Philosophie und Wissenschaftsgeschichte sind ein wichtiger Hintergrund Globalen Lernens, der in der schulischen Arbeit (Geschichtsunterricht, Philosophieunterricht) eher am Rand steht. Dieses Buch rückt dies für das Mittelalter in den Blick. Es zeigt Umbrüche und Neuentwicklungen, die bis in die Gegenwart hinein bedeutsam sind. Sie sollten auch in Lehrplänen und Bildungsarbeit aufgegriffen und eingebracht werden. Zu den wichtigen Impulsen aus diesem Buch wären wären die Einflüsse von außerhalb Europas hinzuzufügen, denn dort lagen im 11. Jahrhundert wichtige Zentren „wissenschaftlicher“ Arbeit (u.a. Damaskus, Bagdad, Konstantinopel). Auch Wissenschaften die sich nicht direkt auf die Philosophie beziehen, wie Naturwissenschaften und Medizin gehören zu den Entwicklungen in dieser Zeit.



Martin Geisz, 2018



1Die folgende Darstellung wartet mit der These auf, dass im okzidentalen, «lateinischen» Europa seit den 1070er-Jahren und innerhalb weniger Jahrzehnte eine Form von Wissen entstanden ist, die man überhaupt erst sinnvollerweise als wissenschaftliches Wissen bezeichnen kann.“ S.20