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Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen
Buchhinweis
Stichworte: Globalisierung, Staat und Wirtschaft |
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Bibliographische Angaben: |
Heiner
Flassbeck/Paul Steinhardt: Gescheiterte
Globalisierung. Ungleichheit, Geld
und die Renaissance des Staates. Suhrkamp Verlag. Erste Auflage
Berlin 2018- edition suhrkamp . ISBN:
978-3-518-12722-3
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Zum Buch:
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Zu den Grundideen des Liberalismus gehört der Glaube an die Wirkungsmacht des Marktes – der wenn er nicht künstlich reguliert wird – die Freiheit des Individuums garantiert und zum Erfolg führt. IM Vorwort des Buches wird dies so formuliert::„ Die hinter diesem Konzept der Globalisierung stehende Philosophie war denkbar einfach: Würde man nur die nationalen institutionellen Hürden aus dem Weg räumen, bildete sich auf globaler Ebene eine spontane gesellschaftliche Ordnung, in die sich jeder Einzelne nach seinen individuellen Fähigkeiten zum Nutzen aller einbringen könnte. Die globale Arbeitsteilung freier Menschen wäre die Krönung der uralten Idee des Liberalismus gewesen. Sie hätte die Freiheit des Individuums und gleichzeitig seine Effizienz maximiert. Der Traum vom freien und zugleich wohlhabenden Erdenbürger schien zum Greifen nah.“ (S. 6) Die Hoffnung auf diese Mechanismen und sich bildende Strukturen einer globalisierten Welt hat sich nicht erfüllt. Offensichtlich machen die Entwicklungen in einer sich zunehmend als „globalisiert verstehenden Welt“ Staaten nicht überflüssig, haben die freien Kapitalmächte nicht den erhofften Erfolg, erledigen sich die Konflikte zwischen Staaten im Rahmen der Entwicklungen in einer sich globalisierenden Welt nicht von selbst. Die Autoren formulieren Zielsetzungen ihres Buches so: „...Dieses Buch zeigt an den Brennpunkten der Globalisierung detailliert auf, warum die (neo)liberale Hoffnung, den Staat auf die Rolle eines Rahmensetzers und Lückenfüllers reduzieren zu können, getrogen hat. Die Kapitalmärkte beispielsweise brauchen tagtäglich Hilfestellung vom Staat, um überhaupt funktionieren zu können; die sogenannten Arbeitsmärkte brauchen die Stabilisierung durch den Staat ganz unmittelbar, und das Geldwesen ist – anders als es der Liberalismus glauben macht – eine Domäne des Staates. Die überragende Bedeutung der staatlichen Steuerung der Marktprozesse führt die Nationalstaaten jedoch in ein Dilemma. Denn es gibt keinen Mechanismus, der dafür sorgen könnte, dass die auf nationaler Ebene gefundenen Preise, Löhne und Zinsen sich so ergänzen, dass schwere Konflikte zwischen den Staaten verhindert werden können. Daher ist die internationale Koordination der Politik unumgänglich, wenn eine Weltordnung angestrebt wird, die den intellektuellen und kulturellen Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ländern, den Handel mit Gütern und Dienstleistungen zum Vorteil aller daran Beteiligten und die Bewegungsfreiheit des Einzelnen über die nationalen Grenzen hinweg ermöglicht“ (S.11). Die Inhaltsübersicht verdeutlicht die gesetzten Schwerpunkte.
INHALTSÜBERSICHT Vorwort . I. Globalisierung und Digitalisierung – die Herausforderungen unserer Zeit Warum ist die liberale Globalisierung gescheitert? . Was verlangt die Globalisierung? . Digitalisierung als Bedrohung? . Die Scheinantworten des Liberalismus
II. Der demokratische Staat und die Gesamtwirtschaft Geld, Kapital und Arbeit Demokratie und Nationalstaat Grundzüge einer neuen Ökonomik
III. Der Neoliberalismus als Regression Der Arbeitsmarkt ist kein Markt Funktionslose Ungleichheit Funktionslose Gewinne Finanzmärkte produzieren falsche Preise
IV. Geld als Domäne des Staates Geld, Banken und unternehmerische Haftung Geld als Ware und der Monetarismus Der Staat und die Zentralbank Die europäische Krise ist keine »Staatsschuldenkrise« V. Moderne Wirtschaftspolitik und die Rolle des Staates Welche Aufgaben stellt die Globalisierung der Wirtschaftspolitik? Rückbesinnung auf die Bedeutung von Arbeit Eine neue Rollenverteilung für die Wirtschaftspolitik Klimawandel und Umweltschutz Literaturverzeichnis
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Einordnung für die Bildungsarbeit |
Globales Lernen kommt an den grundsätzlichen Überlegungen zur Globalisierung nicht vorbei – zumal die aktuellen Entwicklungen (z.B. die Politik des US – Präsidenten Trump) sie durchaus grundsätzlich in Frage stellen. Dieses Buch nimmt „Globalisierung“ als „Gescheiterte Globalisierung“ in den Blick und konzentriert sich besonders auf Rolle und Bedeutung des Staates. Mit seinen Thesen stellt es sich der Diskussion, die besonders auch im Rahmen der politischen Bildung (besonders in den Lerngruppen der Sekundarstufe II) geführt werden sollte. Ich empfehle das Buch zur Anschaffung für die Schulbibliothek, dort zur Lektüre für Lehrkräfte und fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe II. |
Martin Geisz, August 2018