Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen sowie Religionsunterricht




Buchhinweis


Stichworte: Reformation, Reformationsgeschichte, das Jahr 1517, Globale Geschichte, Epochen







Bibliographische Angaben:


Heinz Schilling: 1517. Weltgeschichte eines Jahres. 2017. 364 S.: mit 40 Abbildungen und 1 Karte. C.H.Beck Verlag. München 2017.

ISBN 978-3-406-70069-9






Zum Buch:












Das Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation (1517- 2017) - der Reformationstag ist in diesem Jahr gar ein zusätzlicher staatlicher Feiertag – blickt natürlich auf das Jahr 1517 – besonders auf den 31. Oktober als den Beginn der Zeitenwende, ganz lokal verankeert an der Schlosskirche zu Wittenberg. „1517“ scheint geklärt, beginnt ein neuer Zeitabschnitt 1 . Von diesem Jahr ab gibt es in Europa neue veränderte Verhältnisse, die geschichtswirksam geworden sind.

Dieses Buch widmet sich genaz diesem epochemachenden Jahr und erweitert den Blick um neue Perspektiven. Der Autor formuliert es so: „In diesem Buch soll das«Epochenjahr 1517» in einem weiten, «globalen» Verständnis von Weltgeschichte neu vermessen werden. Dabei ist die Lupe der Wittenberger Feldforschung zu ergänzen durch das Fernrohr, das die welthistorischen Entscheidungen im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit auch anderwärts in Europa und der weiteren Welt erkennen lässt. Eine Globalgeschichte, wie sie für das 19. und 20. Jahrhundert, im Ansatz auch bereits für das Jahr 1688, erarbeitet wurde, wird aber nicht angestrebt – zu isoliert standen sich 1517 noch die Weltregionen, ihre Völker und Kulturen gegenüber.“ (s. 19f.).

Eine erste Einschätzung der Umsetzung dieses Vorhabens ermöglicht das Inhaltsverzeichnis. Ein wichtiger weiterer Hinweis des Autors, der vor einer zu einfachen Rede von „globalen Zusammenhängen“ warnt, scheint mir noch wichtig: „Mit dem Mitte des 15. Jahrhunderts einsetzenden Ausgreifen Europas auf neu entdeckte wie altbekannte Kontinente entwickelte sich zwar ein den Globus überspannendes Netz der Kommunikation und des Austauschs. Der rasche Informationsaustausch späterer Jahrhunderte war aber noch ebenso unbekannt wie die uns heute selbstverständliche Eine-Welt-Vorstellung“ (S. 19).

INHALTSVERZEICHNIS

Prolog

1517 – ein neuer Blick auf das Epochenjahr

 

I. Zwei Weltreiche und ein Drittes Rom kündigen sich an, aber auch ein Sturm gegen Unterdrückung und Willkür

1. Kastilischer Herbst – Herrscherwechsel in Spanien und die Vision habsburgischer Vormacht in der Christenheit

2. Der frühmoderne Fürstenstaat und das Murren der Untertanen gegen die neuen Zwänge

3. Osmanischer Frühling – Triumph am Nil, auf der Arabischen Halbinsel und an den Küsten Nordafrikas 

4. Eine wagemutige Reise in das andere Europa – über Polen und Litauen an den Moskowiter Hof 

 

II. Um Frieden und Stabilität des Geldes

1. Der neuzeitlich bedrängte Frieden – Querela pacis / Klage des Friedens aus dem Kampfgetümmel der Mächte und Dynastien

2. Eine kopernikanische Geldwerttheorie aus dem «entlegensten Winkel der Welt» 

 

III. Europa und die weitere Welt

1. Alte und Neue Welten

2. Der portugiesische Estado da India und der Zugang zum Reich der Mitte

3. März 1517, die Spanier auf Yukatan – erste Begegnung mit einer amerikanischen Hochkultur

 

IV. Die Renaissance und ein neues Weltwissen

1. «Calikutisch leut» und das Rhinozeros Odysseus – Übersee in Europa

2. Kultureller Aufbruch im Zeichen der Antike

3. Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen und ein Ritter-Humanismus in Mitteleuropa

4. Renaissance-Frauen

 

V. Kollektive Ängste und Sehnsucht nach Sicherheit

1. Wunder, Magie, Hexen und Dämonen

2. Juden und Muslime als Gefahr für die christliche «Reinheit»

 

VI. Der Papst in Rom – italienischer Souverän und universeller Pontifex

1. Urbi et orbi – Rom im Bann des Medici-Papstes

2. Um die Reform der Christenheit an Haupt und Gliedern

3. Ein europäischer Frieden zum Kampf gegen die anstürmenden Osmanen 

4. Die Pracht der Renaissance und die Ruine von St. Peter 

5. 1517 – ein Jahr des Medici-Papstes 

 

VII. Der Mönch in Wittenberg – ex oriente lux oder die Morgenröte des Protestantismus an den Grenzen der Zivilisation

1. Wittenberg 1517 – Aufbruch «an den Grenzen der Zivilisation»

2. Der Augustinermönch und die deutsche Angst um das ewige Seelenheil

3. Der 31. Oktober – 95 Ablassthesen zur «Ergründung der Wahrheit» an die Kirchenhierarchie verschickt 271 4. Evangelische Reformation statt frivoler Kirchenkritik ohne Folgen

 

Epilog: 1517 – ein Wunderjahr als Auftakt der Neuzeit?

 

Anhang Anmerkungen

Quellen und Literatur

Bildnachweis

Personenregister

Ortsregister

Zum Autor

Heinz Schilling ist em. Professor für Europäische Geschichte der frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuletzt erschien von ihm 2012 seine viel gerühmte Biographie "Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs", die mittlerweile in der vierten Auflage vorliegt.2

Leseprobe: http://www.chbeck.de/fachbuch/zusatzinfos/Leseprobe_1517..pdf (Aufruf 20.6.2017)





Einordnung für die Bildungsarbeit



Für Globales Lernen ist dieses Buch ein Glücksfall. Es bietet – ausgehend vom Jahr 1517, einem Jahr, das auch in der Schule in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen in vielen Fächern Unterrichtsthema wird, die sonst gern vernachlässigte Perspektive, die den Blick auf viele andere Teile der Welt einbezieht. Deutlich wird, dass die Umbruchszeit in Europa auch in anderen Teilen der Welt eine Zeit wesentlicher Entwicklungen ist – wie das Inhaltsverzeichnis ausweist. Das Buch bietet noch mehr: Zum Thema werden wirtschaftliche Entwicklungen, Handelsverhältnisse, Machtkonstellationen, Erfindungen – und auch die Ausprägungen von Glaubensformen (Magie,Hexenkult), die ja auch der Reformationszeit in Europa nicht fremd sind.

Ich empfehle das Buch für Studierende, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler der Sekundastufe II und zur Anschaffung für die Schulbibliothek. Der Einsatz (von ausgewählten Teilen) des Buches in der Unterrichtseinheit wird viele Impulse für (auch kontroverse) Diskussion und eigene Weiterarbeit geben können.



Martin Geisz, Juni 2017



1.“ für Adolf von Harnack (1851–1930), den wohl bedeutendsten Theologen und Wissenschaftsorganisator seiner Zeit, unverrückbar fest: «Die Neuzeit hat mit der Reformation Luthers ihren Anfang genommen, und zwar am 31. Oktober 1517; die Hammerschläge an der Tür der Schloßkirche zu Wittenberg haben sie eingeleitet.»“(S.19)

2http://www.chbeck.de/trefferliste.aspx?action=author&author=101014478 (Aufruf 19.6.2017)