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Buchhinweis


Stichworte: Geschichte; Kirchengeschichte, Sozialgeschichte, Religion










Bibliographische Angaben:



Karsten Krampitz: „Jedermann sei untertan“
Deutscher Protestantismus im 20. Jahrhundert. Irrwege und Umwege. 352 Seiten. Alibri Verlag. Aschaffenburg 2017.
ISBN 978-3-86569-247-4






Zum Buch:











Karsten Krampitz ist Historiker. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Beschäftigung mit dem Verhältnis von Kirche und Staat.

In diesem Buch macht er sich den „Deutschen Protestantismus im 20. Jahrhundert zum Thema. Er entwickelt das Bild „einer lange Kontinuität „nationalprotestantischer“ Einstellungen, die von der Weimarer Republik über die Zeit des Faschismus bis in die Nachkriegszeit wirksam waren.. Dabei beschreibt er die „ablehnende Einstellung des Protestantismus zur Weimarer Republik und untersucht, warum sich kein anderes Sozialmilieu so aufnahmebereit für die Ideologie des Nationalsozialismus zeigte wie das kleinbürgerlich-evangelische.“ 1 Zur Zeit des Faschismus formuliert er „Der Blick auf das gesamte 20. Jahrhundert schärft den Blick auf die Nachkriegsgeschichte der evangelischen Kirche. Das bekannte „Stuttgar­ter Schuldbekenntnis“ vom 19. Oktober 1945 wird in ein gänzlich anderes Licht gerückt (siehe Kapitel IV). Sätze wie „…wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben“ erscheinen vor dem Hintergrund des tatsächlich Geschehenen als völlig überbewertet. Das wichtigste Papier zum deutschen Protestantismus der Nachkriegszeit verleugnet mehr als es bekennt. Zu wie viel Unrecht hatte selbst die Bekennende Kirche ge­schwiegen? Zur Judenverfolgung der Nationalsozialisten, zur Beseitigung der Demokratie von Weimar, zu den Verbrechen der Wehrmacht im Zwei­ten Weltkrieg (siehe Kapitel II und III). Die Einführung der Jugendweihe in der DDR des Jahres 1954 beschäftigte sie offenbar mehr als Krieg und Holocaust. Die Kirchenleitungen konnten nicht länger schweigen, erstmals erklärte im deutschen Raum die evangelische Kirche den status confessio­nis – den Bekenntnisnotstand! (siehe Kapitel V)“(S30).

Für Krampitz gab es nach 1945 in der Kirche keine Stunde Null gab. Er sieht erst in in den Sechzigerjahren im Rahmen des gesellschaftliche Wandels auch einen Wandel im Staatsverständnis evangelischen Kirchen in Deutschland- übrigens auch als Folge der organisatorischen Trennung der DDR-Kirchen von der EKD.

Das Inhaltsverzeichnis verdeutlicht die Schwerpunkte des Buches



Inhaltsverzeichnis

I. Geschichte wird gemacht. Einleitung ............................. 9

Luther und die Deutschen ........................................................................ 11

Jedermann sei untertan ............................................................................. 14

Judenhass und Antisemitismus ................................................................ 16

EKD-Erinnerungspolitik ......................................................................... 19

Von der Freiheit des Christenmenschen ................................................... 22

100 Jahre Evangelische Kirche in Deutschland ....................................... 25

Zu diesem Buch ....................................................................................... 28

II. Evangelische Kirche in Deutschland .......................... 33

Im Konflikt mit der Obrigkeit .................................................................. 35

Deutsche Christen“ ................................................................................. 41

Martin Niemöller ..................................................................................... 45

Der Tag von Potsdam ............................................................................... 48

Die Obrigkeiten des Otto Dibelius ........................................................... 59

III. Die Verwandlung ........................................................ 67

Gründung des Pfarrernotbundes .............................................................. 73

Die Volkskirche und die „Volksgesundheit“ ............................................ 81

Skandal im Sportpalast ........................................................................... 93

Die erste Bekenntnissynode zu Barmen vom 29. bis 31. Mai 1934 ........ 95

Christenverfolgung in der Kirche .......................................................... 104

Die Bekennende Kirche als Ort der inneren Emigration ....................... 116


Spaltung und Wende im Kirchenkampf ................................................. 120

Treueeid zum Führer .............................................................................. 122

Ohnmacht und Sprachlosigkeit .............................................................. 125

Die Thüringer Landeskirche und das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben ..................................................................................... 127

Die Heimat ist die Braut der Front“ – Kirche und Protestanten im Zweiten Weltkrieg ..................................... 130

Ernst Biberstein ...................................................................................... 142

Dietrich Bonhoeffer ............................................................................... 146

IV. Nach dem Krieg .......................................................... 151

Die Legende vom Widerstand ................................................................ 153

Das Stuttgarter Schuldbekenntnis .......................................................... 157

Konservative Rückbesinnung .................................................... 163

Mann der Stunde: Otto Dibelius ............................................... 166

V. „Gottes geliebte Ostzone“ ........................................... 175

1945–1949 ............................................................................................. 175

1950–1953 ............................................................................................. 188

1954–1961 ............................................................................................. 196

1961–1968/69 ........................................................................................ 210

VI. Streit um die Wiederbewaffnung ............................ 223

Aufruhr in der Pfarrerschaft ........................................................ 229

„…ward empfangen im Vatikan und geboren in Washington“ .............. 230

Dahlemiten vs. Lutheraner ...................................................... 233

Die Kirche und die Wiederbewaffnung ................................. 234

Der Militärseelsorgevertrag .................................................. 240


VII. Geschlossene Gesellschaft ...................................... 251

Die kirchlichen Zwangserziehungsheime ............................................. 251

Sozialhistorischer Kontext ..................................................................... 254

Freistatt: „Stadt der Barmherzigkeit“ .................................................... 256

Religiöser Zwang und christliches Menschenbild ................................ 258

Keine Gerechtigkeit ............................................................................... 265

VIII. Alte Kirche in neuer Zeit ....................................... 269

Bultmann vs. „Kein anderes Evangelium“ ............................................ 271

Christliche Bücherverbrennung ............................................................. 274

IX. Kirche in der ideologischen Diaspora ..................... 277

Autonomie und Handlungsspielräume der Kirchen im Kontext der Säkularisierung in der DDR .......................................... 277

Säkularisierung ...................................................................................... 287

Der Marxismus-Leninismus als Politische Religion .............................. 290

Zwischen Opportunismus und Opposition ............................................. 293

Weder Volkskirche noch bekennende Minderheitenkirche .................... 296

X. Nach der Vereinigung ................................................. 309

Kirche der letzten Tage .......................................................................... 310

Hat es die DDR-Kirche überhaupt gegeben? ......................................... 312

Truppenbetreuer Jesus Christus ............................................................. 316

Gottesvergessenheit und Säkularisierung in Ost- und Westdeutschland .................................................................. 320

An das Vergessen erinnern. Resümee .................................................... 326

Abkürzungsverzeichnis .......................................................................... 328

Literaturverzeichnis ............................................................................... 329

Register .................................................................................................. 349



Geschichte wird gemacht – Einleitung: http://www.alibri-buecher.de/docs/Vorwort247.pdf (Aufruf 19.10.2017)






Einordnung für die Bildungsarbeit






Schule und Bildungsarbeit beschäftigen sich eher am Rande mit dem Thema des Buches. Trotzdem sollte das Thema – z.B.auch im Zusammenhang mit „500 Jahre Reformation“ angegangen werden. Es bietet (auch für den Unterricht in der Sekundarstufe II) ausführliche Informationen, Quellen und auch Anregungen zur eigenen Weiterarbeit. Nicht zuletzt aber auch viele Ansatzpunkte zu kontroverser Diskussion.



Martin Geisz, Oktober 2017



1http://www.alibri-buecher.de/Buecher/Geschichte/Karsten-Krampitz-Jedermann-sei-untertan::608.html (19.10.2017)