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Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen
Buchhinweis
Stichworte: Geschichte; Kirchengeschichte, Sozialgeschichte, Religion
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Bibliographische Angaben: |
Karsten
Krampitz: „Jedermann
sei untertan“
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Zum Buch:
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Karsten Krampitz ist Historiker. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Beschäftigung mit dem Verhältnis von Kirche und Staat. In diesem Buch macht er sich den „Deutschen Protestantismus im 20. Jahrhundert zum Thema. Er entwickelt das Bild „einer lange Kontinuität „nationalprotestantischer“ Einstellungen, die von der Weimarer Republik über die Zeit des Faschismus bis in die Nachkriegszeit wirksam waren.. Dabei beschreibt er die „ablehnende Einstellung des Protestantismus zur Weimarer Republik und untersucht, warum sich kein anderes Sozialmilieu so aufnahmebereit für die Ideologie des Nationalsozialismus zeigte wie das kleinbürgerlich-evangelische.“ 1 Zur Zeit des Faschismus formuliert er „Der Blick auf das gesamte 20. Jahrhundert schärft den Blick auf die Nachkriegsgeschichte der evangelischen Kirche. Das bekannte „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ vom 19. Oktober 1945 wird in ein gänzlich anderes Licht gerückt (siehe Kapitel IV). Sätze wie „…wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben“ erscheinen vor dem Hintergrund des tatsächlich Geschehenen als völlig überbewertet. Das wichtigste Papier zum deutschen Protestantismus der Nachkriegszeit verleugnet mehr als es bekennt. Zu wie viel Unrecht hatte selbst die Bekennende Kirche geschwiegen? Zur Judenverfolgung der Nationalsozialisten, zur Beseitigung der Demokratie von Weimar, zu den Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg (siehe Kapitel II und III). Die Einführung der Jugendweihe in der DDR des Jahres 1954 beschäftigte sie offenbar mehr als Krieg und Holocaust. Die Kirchenleitungen konnten nicht länger schweigen, erstmals erklärte im deutschen Raum die evangelische Kirche den status confessionis – den Bekenntnisnotstand! (siehe Kapitel V)“(S30). Für Krampitz gab es nach 1945 in der Kirche keine Stunde Null gab. Er sieht erst in in den Sechzigerjahren im Rahmen des gesellschaftliche Wandels auch einen Wandel im Staatsverständnis evangelischen Kirchen in Deutschland- übrigens auch als Folge der organisatorischen Trennung der DDR-Kirchen von der EKD. Das Inhaltsverzeichnis verdeutlicht die Schwerpunkte des Buches
Inhaltsverzeichnis I. Geschichte wird gemacht. Einleitung ............................. 9 Luther und die Deutschen ........................................................................ 11 Jedermann sei untertan ............................................................................. 14 Judenhass und Antisemitismus ................................................................ 16 EKD-Erinnerungspolitik ......................................................................... 19 Von der Freiheit des Christenmenschen ................................................... 22 100 Jahre Evangelische Kirche in Deutschland ....................................... 25 Zu diesem Buch ....................................................................................... 28 II. Evangelische Kirche in Deutschland .......................... 33 Im Konflikt mit der Obrigkeit .................................................................. 35 „Deutsche Christen“ ................................................................................. 41 Martin Niemöller ..................................................................................... 45 Der Tag von Potsdam ............................................................................... 48 Die Obrigkeiten des Otto Dibelius ........................................................... 59 III. Die Verwandlung ........................................................ 67 Gründung des Pfarrernotbundes .............................................................. 73 Die Volkskirche und die „Volksgesundheit“ ............................................ 81 Skandal im Sportpalast ........................................................................... 93 Die erste Bekenntnissynode zu Barmen vom 29. bis 31. Mai 1934 ........ 95 Christenverfolgung in der Kirche .......................................................... 104 Die Bekennende Kirche als Ort der inneren Emigration ....................... 116
Spaltung und Wende im Kirchenkampf ................................................. 120 Treueeid zum Führer .............................................................................. 122 Ohnmacht und Sprachlosigkeit .............................................................. 125 Die Thüringer Landeskirche und das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben ..................................................................................... 127 „Die Heimat ist die Braut der Front“ – Kirche und Protestanten im Zweiten Weltkrieg ..................................... 130 Ernst Biberstein ...................................................................................... 142 Dietrich Bonhoeffer ............................................................................... 146 IV. Nach dem Krieg .......................................................... 151 Die Legende vom Widerstand ................................................................ 153 Das Stuttgarter Schuldbekenntnis .......................................................... 157 Konservative Rückbesinnung .................................................... 163 Mann der Stunde: Otto Dibelius ............................................... 166 V. „Gottes geliebte Ostzone“ ........................................... 175 1945–1949 ............................................................................................. 175 1950–1953 ............................................................................................. 188 1954–1961 ............................................................................................. 196 1961–1968/69 ........................................................................................ 210 VI. Streit um die Wiederbewaffnung ............................ 223 Aufruhr in der Pfarrerschaft ........................................................ 229 „…ward empfangen im Vatikan und geboren in Washington“ .............. 230 Dahlemiten vs. Lutheraner ...................................................... 233 Die Kirche und die Wiederbewaffnung ................................. 234 Der Militärseelsorgevertrag .................................................. 240
VII. Geschlossene Gesellschaft ...................................... 251 Die kirchlichen Zwangserziehungsheime ............................................. 251 Sozialhistorischer Kontext ..................................................................... 254 Freistatt: „Stadt der Barmherzigkeit“ .................................................... 256 Religiöser Zwang und christliches Menschenbild ................................ 258 Keine Gerechtigkeit ............................................................................... 265 VIII. Alte Kirche in neuer Zeit ....................................... 269 Bultmann vs. „Kein anderes Evangelium“ ............................................ 271 Christliche Bücherverbrennung ............................................................. 274 IX. Kirche in der ideologischen Diaspora ..................... 277 Autonomie und Handlungsspielräume der Kirchen im Kontext der Säkularisierung in der DDR .......................................... 277 Säkularisierung ...................................................................................... 287 Der Marxismus-Leninismus als Politische Religion .............................. 290 Zwischen Opportunismus und Opposition ............................................. 293 Weder Volkskirche noch bekennende Minderheitenkirche .................... 296 X. Nach der Vereinigung ................................................. 309 Kirche der letzten Tage .......................................................................... 310 Hat es die DDR-Kirche überhaupt gegeben? ......................................... 312 Truppenbetreuer Jesus Christus ............................................................. 316 Gottesvergessenheit und Säkularisierung in Ost- und Westdeutschland .................................................................. 320 An das Vergessen erinnern. Resümee .................................................... 326 Abkürzungsverzeichnis .......................................................................... 328 Literaturverzeichnis ............................................................................... 329 Register .................................................................................................. 349
Geschichte wird gemacht – Einleitung: http://www.alibri-buecher.de/docs/Vorwort247.pdf (Aufruf 19.10.2017)
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Einordnung für die Bildungsarbeit
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Schule und Bildungsarbeit beschäftigen sich eher am Rande mit dem Thema des Buches. Trotzdem sollte das Thema – z.B.auch im Zusammenhang mit „500 Jahre Reformation“ angegangen werden. Es bietet (auch für den Unterricht in der Sekundarstufe II) ausführliche Informationen, Quellen und auch Anregungen zur eigenen Weiterarbeit. Nicht zuletzt aber auch viele Ansatzpunkte zu kontroverser Diskussion. |
Martin Geisz, Oktober 2017