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Buchhinweis


Stichworte:

Katholische Kirche, Weltreligionen, Papsttum, Geschichte, Kirchengeschichte










Bibliographische Angaben:



Reinhardt, Volker: Pontifex. Die Geschichte der Päpste. Von Petrus bis Franziskus. Verlag CH.Beck 2017. 928 S. . ISBN 978-3-406-70381-2






Zum Buch:












Der Papst ist zunächst der Bischof von Rom. Als dieser ist er „Stellvertreter Christi au Erden“. Schon früh kam zu diesen Funktionen hinzu: „Als Mittler zwischen Gott und Mensch … übt der Papst eine Aufsichts- und Korrekturfunktion über die Mächtigen der Christenheit aus“ (S.14). Hierzu gehörte schon früh „Unabhängigkeit von weltlichen Herrschern durch Verfügungsgewalt über ein eigenes Territorium“ (S. 13 – die Herrschaft über ein „politisches Gebilde“, das 1870 zum Kirchenstaat wurde. Der Historiker Volker Reinhardt hat bei der Darstellung der Geschichte der Päpste alle diese Aspekte im Auge. Er zeigt, dass die oft angenommene „Unveränderlichkeit des Papsttums“ - einer Institution, die es jetzt schon über 2000 Jahre gibt, eine Fiktion ist. Als Historiker ordnet er Papsttum und seine konkreten Vertreter in die unterschiedlichen Zeiten ein. Die Durchsetzung des Primats des römischen Bischofs vor den anderen Bischöfen, die Rolle von Kaisern (und Königen), die im Mittelalter durchweg in Konflikt mit dem Papsttum lagen, „der Kirchenstaat“ hat nie selbstverständliche unbestrittene Macht und Vollmachten. Auch die Zeiten Renaissance und Barock , die heute besonders durch Architektur- und Kunstwerke den päpstlichen Herrschaftsanspruch zu repräsentieren scheinen, sind Zeiten, in denen das Papsttum um Macht, Einfluss innerhalb der Glaubensangelegenheiten vor allem auch im Anspruch des hierarchisch abgesicherten innerkirchlichen Stellung als Jesu Stellvertreter auf der Erde gegen vielfache Kritik und Bedrohung kämpfen musste. Für das 19. und 20. Jahrhundert ist der Kampf gegen Moderne und moderne Entwicklungen in Gesellschaft, Wissenschaft und Politik besonders bedeutsam: Antimodernisteneid und das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes - formuliert vom I. Vatikanischen Konzil – sind nur 2 Stichworte. Weitere Orientierung bietet die Inhaltsübersicht weiter unten.

Er beschreibt die Orientierungspunkte seiner umfangreichen Arbeit in der Einleitung zum Buch: „Die vorliegende Geschichte will ein ganzheitliches Profil der Pätpst und ihrer Pontifikate bieten. Dazu gehört eine Bestandsaufnahme ihrer Tätigkeiten in den Hauptfeldern der Kirchenherrschaft, der moralisch-politischen Aufsicht über die christlichen Herrscher, der Machtausübung in Rom und dem übrigen Kirchenstaat, des Nepotismus sowie der Mediennutzung und Propaganda im weitesten Sinne. Lokale, regionale, italienische, europäische und globaleGesichtspunkte sollen so in einer möglichst anschaulichen und behutsam erklärenden Erzählung miteinander verschmelzen ...“ (S.21) -

Inhaltsübersicht

Einleitung 

1. Legenden, Uranfänge und erste Machtkämpfe: Von Petrus bis Eusebius (309/310)

Das Petrus-Problem

Schattenbeschwörung: Von Linus zu Eleutherus

Streit um Ostern und das Problem des Kaiserkults: Victor I., Zephyrinus, Calixtus I.

Das Problem der «Gefallenen»: Urban I., Pontian, Anterus, Fabian, Cornelius, Lucius I. 

Taufstreit und Autoritätskonfl ikte: Stephan I., Sixtus II., Dionysius

Meeresstille und unruhige Fahrt: Felix I., Eutychianus, Caius, Marcellinus, Marcellus I., Eusebius

 

2. Die «Konstantinische Wende» und der Weg zum doppelten Primat: Von Miltiades bis Johannes II. (311–535)

Toleranzedikt und Konzil: Miltiades, Silvester I.

Streit um ein Jota: Marcus, Julius I., Liberius

Der erste Papst: Damasus I.

Reichsverfall und Primatansprüche: Siricius, Anastasius I., Innozenz I.

Günstlingswirtschaft , Gnadenstreit, Grabenkämpfe: Zosimus, Bonifaz I., Cölestin I., Sixtus III.

«Konsul Gottes»: Leo I.

Zwischen Arianern und Monophysiten: Hilarius, Simplicius, Felix III.

Zwei Schwerter, ein Papst: Gelasius I.

Zwischen Goten und Kaisern: Anastasius II., Symmachus, Hormisdas, Johannes I.

Streit um die Designation: Felix IV., Bonifaz II., Johannes II. .

 

3. Am langen Arm von Byzanz: Von Agapet I. bis Constantin (535–715)

Marionette und Märtyrer: Agapet I., Silverius, Vigilius

Zwischen Langobarden und Byzanz: Pelagius I., Johannes III., Benedikt I., Pelagius II.

Schutzherr der Ewigen Stadt: Gregor I.

Blicke nach Westen: Sabinian, Bonifaz III., Bonifaz IV., Deusdedit, Bonifaz V.

Der Papst als Ketzer? Honorius I.

Gegen den Monotheletismus: Severinus, Johannes IV., Th eodor I., Martin I., Eugen I., Vitalian

Ruhe vor dem Sturm: Adeodatus, Donus, Agatho, Leo II., Benedikt II., Johannes V.

Eiszeit und Beginn der Emanzipation: Konon, Sergius I., Johannes VI., Johannes VII., Sisinnius, Constantin . .

 

4. Der Weg nach Westen: Von Gregor II. bis Nikolaus I. (715–867)

Bilderkämpfe: Gregor II., Gregor III.

Die fränkische Wende: Zacharias, Stephan II.

Adelsherrschaft : Paul I., Stephan III.

Familienmacht und Nepotismus: Hadrian I.

Kaisermacher und Kirchenbauer: Leo III., Stephan IV., Paschalis I.

Symbolische Selbstbehauptung: Eugen II., Valentin, Gregor IV., Sergius II.

Seeschlacht, Borgomauern und Reliquien: Leo IV.

Legenden und letzter Glanz: Benedikt III., Nikolaus I.

 

5. Silberstreifen an blutigen Horizonten: Von Hadrian II. bis Gregor VI. (867–1046)

Verbrechen an Lebenden und Toten: Hadrian II., Johannes VIII., Marinus I., Hadrian III., Stephan V.

Papst oder nicht Papst? Formosus, Bonifaz VI., Stephan VI., Romanus, Theodor II., Johannes IX., Benedikt IV., Leo V.

Mord und Geblütsheiligkeit: Sergius III., Anastasius III., Lando, Johannes X., Leo VI., Stephan VII., Johannes XI.

Alberichs Päpste: Leo VII., Stephan VIII., Marinus II., Agapet II., Johannes XII.

Für und gegen Otto I.: Leo VIII., Benedikt V., Johannes XIII.

Marionetten der Crescenzier: Benedikt VI., Benedikt VII., Johannes XIV., Johannes XV.

Träume von einem neuen Rom: Gregor V., Silvester II.

Crescenzier-Päpste, neue Folge: Johannes XVII., Johannes XVIII., Sergius IV., Benedikt VIII., Johannes XIX. . 244 Drei sind zwei zu viel: Benedikt IX., Silvester III., Gregor VI. 

 

6. Kirchenreform und Hegemoniekämpfe: Von Clemens II. bis Cölestin III. (1046–1198)

Päpste von Kaisers Gnaden: Clemens II., Damasus II., Leo IX.

Emanzipation vom Reich: Victor II., Stephan IX., Nikolaus II., Alexander II.

Radikalreform: Gregor VII.

Reformkurs und Kreuzzug: Victor III., Urban II.

Kämpfe mit dem Kaiser: Paschalis II.

Der Weg zum «Wormser Konkordat»: Gelasius II., Calixtus II.

Normannen und Schismatiker: Honorius II., Innozenz II.

Kämpfe um die Kommune: Cölestin II., Lucius II., Eugen III., Anastasius IV., Hadrian IV.

Kampf gegen Barbarossa: Alexander III.

Ketzerbekämpfung und staufi sche Umklammerung: Lucius III., Urban III., Gregor VIII., Clemens III., Cölestin III.

 

7. Der Kampf um die Vormacht: Von Innozenz III. bis Benedikt XI. (1198–1304)

Herr der Christenheit: Innozenz III.

Trügerische Harmonie: Honorius III.

Gegen den Antichrist: Gregor IX.

Erstes «Konklave» und fi nale Kämpfe gegen die Staufer: Cölestin IV., Innozenz IV., Alexander IV.

Für die Monarchie der Anjou: Urban IV., Clemens IV., Gregor X., Innozenz V., Hadrian V., Johannes XXI.

Bärchen an der Macht: Nikolaus III.

Zwischen Rom und Neapel: Martin IV., Honorius IV., Nikolaus IV.

Der Eremiten-Papst: Cölestin V.

Kleriker gegen Laien: Bonifaz VIII., Benedikt XI.

 

8. Umzug nach Avignon und Schisma: Von Clemens V. bis Gregor XII. (1305–1415)

An der Seite Philipps des Schönen: Clemens V. 

Finanzgenie mit Tiara: Johannes XXII.

Müllerssohn und Minister: Benedikt XII., Clemens VI.

Reform- und Rückkehrversuche: Innozenz VI., Urban V., Gregor XI.

Der Weg ins Schisma: Urban VI.

Neapel am Tiber: Bonifaz IX., Innozenz VII.

Ein Papst mit zwei Rivalen: Gregor XII.

 

9. Neuanfang, Renaissance-Kultur und Krise: Von Martin V. zu Paul III. (1417–1534)

Rom, süßes Rom: Martin V.

Triumph des langen Atems: Eugen IV.

Ausgleich im Westen, Katastrophe im Osten: Nikolaus V.

Türkenkrieg, Nepotismus und Personenkult: Calixtus III. und Pius II.

Intermezzo mit Rufmord: Paul II.

Der entfesselte Franziskaner: Sixtus IV.

Atempause: Innozenz VIII.

Die Borgia an der Macht: Alexander VI.

Zurück in die 60er-Jahre – vorwärts ins Goldene Zeitalter: Pius III., Julius II.

Genussmensch und Machtpolitiker: Leo X.

Schuldzuweisungen und Selbstzerfl eischung: Hadrian VI.

Selbstzerstörung: Clemens VII.

 

10. Konzil, Reform und die Grenzen der Erneuerung: Von Paul III. bis Clemens VIII. (1534–1605)

Januskopf: Paul III.

Förderer des Frohsinns: Julius III.

Reform, milde und hart: Marcellus II. und Paul IV.

Rollentausch: Pius IV.

Radikalreform: Pius V.

Rekatholisierung und neue Zeitrechnung: Gregor XIII.

Banditenkrieg und Sternplan: Sixtus V.

Nachhall der Reform: Urban VII., Gregor XIV., Innozenz IX., Clemens VIII., Leo XI.

 

11. Nepotenherrlichkeit und barocke Prachtentfaltung: Von Paul V. bis Clemens X. (1605–1676)

Verflechtung und Ängstlichkeit: Paul V.

Aktives Intermezzo: Gregor XV.

Der Kosmos der Barberini: Urban VIII.

Die «Päpstin» und ihre Skandale: Innozenz X.

Den Sonnenkönig im Nacken: Alexander VII.



12. Wider den Geist der Zeit: Von Innozenz XI. Bis Pius VI. (1676-1799)

13. Selbstabschließung und Sackgasse: Von Pius VII. Bis Pius X. (1800-1914)

14. Schwankende Haltungen zur Gegenwart: Von Benedikt XV. Bis Frankziskus I.(1914 bis heute)

Autor: Volker Reinhardt, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg, gehört weltweit zu den besten Kennern der Papstgeschichte.





Leseprobe: http://www.chbeck.de/Reinhardt-Pontifex/productview.aspx?product=17285248#extract





Einordnung für die Bildungsarbeit



Die Geschichte des Papsttums prägt nicht nur Kirchengeschichte, sondern auch Geschichte sowie gesellschaftliche und politische Entwicklungen aller Epochen. Kirchengeschichte und Geschichtswissenschaft haben durchaus unterschiedliche Fragestellungen und Erkenntnisinteressen.

In diesem Buch legt der Historiker Volker Reinhard eine Papstgeschichte vor, die neben den „profanen“ Machtansprüchen, Konflikten und Auseinandersetzungen der Päpste auch die theologischen Grundlagen sowie die unterschiedlichen Wege und Verläufe kirchlicher Entwicklungen im Blick hat.

Für die schulische Bildungsarbeit (Studierende, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler in den entsprechenden Kursen der Sekundarstufe II) ist dieses Buch einerseits ein gutes Nachschlagewerk (hier sind die Listen und Register im Anhang eine gute Hilfe), darüber hinaus beiten es eine gelungene Darstellungen wichtiger historischer Zusammenhänge, in denen Päpste eine Rolle spielten.

Ich empfehle das Buch für Schulbibliotheken an Schulen mitSekundarstufe II.










Martin Geisz, März 2017