Bibliographische Angaben:	Pettegree, Andrew: Die Marke Luther. Wie ein unbekannter Mönch eine deutsche Kleinstadt zum Zentrum der Druckindustrie und sich selbst zum berühmtesten Mann Europas machte – und die protestantische Reformation lostrat. Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. Insel Verlag. Berlin 2016. ISBN 978-3-458-17691-6
Zum Buch:	Reformation erscheint landläufig als Geschehnis im Kirchlichen Bereich mit neu akzentuierter Theologie. Sie erscheint auch als Neubeginn großer Veränderungen im Verhältnis von politischen Akteuren – Kaiser, Papst,Bischöfe und Fürsten verlieren alte Selbstverständlichkeiten und finden sich in neuem Status und Funktionen wieder. Landesfürsten sind plötzlich Oberhaupt von Landeskirchen, … Dieses Buch macht nun nicht so sehr die theologischen und politischen Aspekte zum Themenschwerpunkt, sondern fragt danach „Wie ein unbekannter Mönch eine deutsche Kleinstadt zum Zentrum der Druckindustrie und sich selbst zum berühmtesten Mann Europas machte“ (Untertitel des Buches)1. Eine knappe Antwort fasst das Vorwort zusammen: Es ist nicht (allein) die theologisch – kirchliche Botschaft, sondern der Blick Luthers auf die Möglichkeiten, die in seiner Zeit die Erfindung und Ausbreitung des Buchdrucks boten. „Luther war hinreichend populär, um Buchdrucker in ganz Deutschland, nicht nur in Wittenberg, zu ernähren. Ein weiterer wesentlicher Aspekt war, dass er in Zusammenarbeit mit seinen Druckern das Erscheinungsbild des Buches veränderte. Darin fand er wesentliche Unterstützung von Lucas Cranach, der Hofmaler in Wittenberg und ebenfalls eine treibende Kraft im Buchdruck war. Tatsächlich kann man sogar vertreten, dass Cranachs wichtigster Beitrag zur Reformation nicht in den Lutherporträts bestand, die das Bildnis des Reformators und seinen Ruhm in Deutschland verbreiteten und Kultstatus erlangten, sondern in seinem Anteil an der Entwicklung einer neuen Markenidentität für Wittenbergs Reformations-schriften. Diese Gestaltung verlieh Luthers Werken eine neue, markante Aufmachung, die sie auf einem vollen Bücherstand sofort erkennbar machten. In der Folge entwickelte sich eine Form von Buch, das an sich schon ein wirkmächtiger Repräsentant der Bewegung war, kühn, klar und erkennbar anders als alles Vorhergehende : Die Marke Luther. Ihr Erfolg stand im Zentrum der stürmischen Ereignisse, die sein Heimat land in den turbulenten Jahren nach 1517 erschütterten. Sie bildet den Kern für Luthers Erfolg und die umwälzende Wirkung der Reformation. (S.11 f.) Dass natürlich in diesem Buch in dieser Schwerpunktsetzung die Reformation und ihre Geschichte sehr ausführlich zum Zug kommt, zeigt schon ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis. Inhalt Vorwort ............................................ 7 TEIL I : Ein bemerkenswerter Mann .......................13 1. Eine Kleinstadt in Deutschland .......................15 2. Die Geburt eines Revolutionärs .......................38 3. Der Ablass .......................................67 TEIL II : Im Auge des Sturms ............................99 4. Im Auge des Sturms ................................101 5. In Acht und Bann .................................130 6. Die Marke Luther .................................158 TEIL III: Freunde und Feinde ...........................179 7. Luthers Freunde ...................................181 8. Die Reformation in den Städten ......................211 9. Trennungen ......................................240 TEIL IV: Der Aufbau der Kirche ........................269 10. Hirte der Nation .................................271 11. Das Ende .......................................299 12. Das Vermächtnis .................................327 Danksagung .........................................359 Abkürzungen ........................................362 Anmerkungen .......................................363 Bildnachweis ........................................398 Register ............................................399
Einordnung für die Bildungsarbeit	Reformationsgeschichte ist natürlich ein wichtiges Kapitel der Kirchengeschichte. Sie ist aber auch ein Wendepunkt für die Geschichte des politischen Europa und dazu ein Stück Geschichte „technischer und wirtschaftlicher“ Entwicklung. Dafür steht die „Marke Luther“, die dieses Buch deutlich greifbar macht. Im Blick auf Globales Lernen gibt es hier eine neue – eher vernachlässigte – Perspektive von Betrachtung der Vergangenheit, auch des Beginns eines neuen Medienzeitalters. In der Bildungsarbeit kann hier Globales Lernen einen Akzent setzen und Zugänge aufgreifen, die die üblichen Zugänge (von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien) deutlich erweitern.

Martin Geisz, 2017