Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Reformation, Reformationsjubiläum, Martin Luther, Musik (zur Zeit Luthers), Geschichtsschreibung







Bibliographische Angaben:



Küster, Konrad: Musik im Namen Luthers. Kulturtraditionen seit der Reformation. Gemeinschaftsausgabe der Verlage Bärenreiter, Kassel und J. B. Metzler, Stuttgart 2016. Editionsnummer BVK 2381. ISBN 9783761823811 





Zum Buch:












Hat es je »lutherische Musik« gegeben? Die Frage mag verwirren: Natürlich haben in den fünf Jahrhunderten, die der Reformation Martin Luthers folgten, unzählige Menschen gelebt, die Musik für die lutherische Glaubenspraxis schrieben und sie in ihr aufführten. Zeugen dafür sind zuallererst Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz, ebenso Luthers Weggefährte Johann Walter oder auch Felix Mendelssohn Bartholdy … Und welche Musikströmungen, die zu ihrer Zeit in katholischen Territorien blühten, waren willkommen: in lutherischen Gottesdiensten und in der (auch außerkirchlichen) lutherischen Gesellschaft?“ (S.7) - Diese Fragen formuliert der Autor (neben vielen weiteren) in seinem Vorwort. Er ergänzt die Fragen durch seine Zielangabe: „ Ziel des Buches ist es nicht, lutherische Kirchenmusik enzyklopädisch darzustellen: Nicht jeder Name, der in ihrer Entwicklung eine Rolle spielte, wird vorkommen, und nicht jede kirchenmusikalisch relevante Idee wird gewürdigt. Detaillierte Werkbesprechungen finden sich nur, wo sie für die Darstellung unabdingbar scheinen.

Und Lexikalisches ist in Nachschlagewerken viel eher zugänglich, nicht zuletzt im Internet. Ziel ist daher das, was in der digitalen Wissensgesellschaft – mit der Unüberschaubarkeit der scheinbar leicht zugänglichen Einzeldaten – viel schwerer fällt: das Sortieren und die inhaltliche Bündelung. Beides muss dort ansetzen, wo sich das Erscheinungsbild der lutherischen Musik seit dem frühen und mittleren . Jahrhundert grundlegend verändert hat, weil eine Musikforschung, die sich naturgemäß auf das gesamteuropäische, überkonfessionelle Wechselspiel der Kräfte ausrichtet, neue Perspektiven hat entstehen lassen, sodass die traditionelle Wahrnehmung von »Kirchenmusik« justiert werden muss.“( S. 10)

Von diesem Fragehorizont ausgehend erarbeitet der Autor (auch anlässlich des Reformationsjubiläums 2017) einen modernen Zugang zur Tradition Lutherischer Kirchenmusik - „überkonfessionell, wissenschaftlich fundiert, aber auch dem breiteren interessierten Publikum zugewandt“ - wie der Klappentext treffend formuliert. Luthers Kirchenmusik ist weniger ausschließlich protestantisch- reformatorisch als vielfach an genommen. „Die Kirchenmusik seiner (sc. Luther) Umgebung war die gleiche, die in katholischen Territorien erklang; und gerade Umtextierungen wirkten auch für ihn interessant.“ (7) Die Bedeutung von Luthers Kirchenmusik immer wieder betonend, stellt er besonders heraus, dass es „überraschend intensive Beziehungen zwischen lutherischer und italienischer Musik oder die Orientierung an der Orgelkunst des Nordseeraums“ gegeben hat.

Die Schwerpunkt, die der Autor erarbeitet spiegelt das Inhaltsverzeichnis.

Inhaltsverzeichnis Vorwort

  • Eine Standortbestimmung·

  • "Ein neues Lied wir heben an"?:

  • Musik in der Liturgie Luthers·

  • Diesseitspflichten und Jenseitsaussichten:

  • Was rechtfertigt "lutherische Musik"?·

  • Musikprofis - Musikamateure:

  • Kantoren und Organisten, Lateinschüler und Adjuvanten·

  • "Lobet den Herren mit Saiten und Orgeln":

  • Das Luthertum und die Orgelkunst im nördlichen Mitteleuropa·

  • "Florilegium Portense":

  • Warum die lutherische Musiktradition nicht in Luthers Zeit zurückreicht ·

  • Kirchenmusik und Glaubenspolitik:

  • Heinrich Schütz im Dreißigjährigen Krieg ·

  • "Lasset uns den Herren preisen":

  • Das Luthertum nach 1648 und das Lied

  • "Da sprach Jesus ...":

  • Evangelium und Kirchenkantate

  • "Ich habe fleißig seyn müssen":

  • Bach als Organist und als Leipziger Director musices·

  • Kirchenmusik zwischen Gottesdienst und Konzertleben:

  • Das zweite lutherische Vierteljahrtausend



Leseprobe: https://www.baerenreiter.com/shop/produkt/details/BVK2381/ (Aufruf 14.1.2017)



Der Autor


Konrad Küster ist Professor für Musikwissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau. Ein wichtiges Arbeitsgebiet ist für ihn ist die Kirchenmusik Luthers und seiner Reformation.






Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen hat viele Facetten, neben den „aktuellen globalen Entwicklungen“ richtet es seinen Blick besonders auch auf die Geschichte des eigenen Kulturkreises und das eigene Kulturerbe. „500 Jahre Geschichte der Reformation in Deutschland“ wird auch in vielen Schulen und Bildungseinrichtungen ein Anlass sein, das eigene Kulturerbe näher in den Blick zu nehmen. Religionsunterricht und Geschichtsunterricht bieten viele Zugänge, aber auch der Unterricht in den Fächern des musisch-künstlerischen Aufgabenfeldes (der Sekundarstufe II) kann das Jubiläum aufgreifen. Der Blick auf die Entwicklung von Musik der Reformationszeit wird nicht nur mit seinen großen Namen einen Platz finden können. Luthers Bedeutung wird unbestritten bleiben, dieses Buch hilft den Blick neu zu justieren, andere Perspektiven einzubeziehen – Perspektiven, die Luthers Bemühungen in einem erweiterten Feld sehen – die „überraschend intensive Beziehungen zwischen lutherischer und italienischer Musik oder die Orientierung an der Orgelkunst des Nordseeraums“ sind ein Beispiel dafür.




Martin Geisz, Januar 2017