Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen

Buchhinweis


Stichworte:



Sozialarbeit, Geschichte der Bundesrepublik, Vergangenheitsbewältigung, Aufarbeitung des Faschismus










Bibliographische Angaben:


Marion Reinhardt: Gründungsgeschichte des Internationalen Bundes. Themen, Akteure, Strukturen. Wochenschau Verlag. Schwalbach/Ts. 2017. ISBN 978-3-7344-0415-3





Zum Buch:












Der „Internationalen Bundes für Kultur- und Sozialarbeit“ (IB) wurde am 11. Januar 1949 in Tübingen, der Landeshauptstadt des damaligen Württemberg-Hohenzollern gegründet. Initiatoren dieses überkonfessionellen und nicht parteipolitisch gebundenen „Freien Trägers der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit“ waren so unterschiedliche Persönlichkeiten wie der französische Offizier Henri Humblot (im Auftrag der Besatzungsmacht für die demokratische Umerziehung der deutschen Jugendlichen zuständig), Carlo Schmid (Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern und einer der Väter des Grundgesetzes), Heinrich Hartmann (bis zum Ende der NS-Zeit Hauptabteilungs-eiter im Kulturamt der Reichsjugendführung der Hitlerjugend). Der Internationale Bund wurde formal von Vertretern aus Politik ( fast das gesamte Landeskabinett), Wissenschaft und Zivilgesellschaft im damaligen Württemberg-Hohenzollern . Seine erklärten Ziele waren Aufbau von Integrationshilfen für entwurzelte, zugewanderte Jugendliche und die Entwicklung einer international geprägten Kulturarbeit für junge Menschen.

Dieses Buch dokumentiert auf Basis umfangreichen historischen Materials verschiedene Aspekte der Gründungsgeschichte de IB. Dabei wird auch der Übergang vom faschistischen Deutschland zu den ersten beiden Jahrzehnten der Bundesrepublik Deutschland zum Thema. Welche Positionen der IB in seinen Anfängen gesellschaftlich und politisch bezogen? Wie wurde ehemalige NS-Funktionäre eingebunden (und ihnen so die Möglichkeit zur persönlichen Wiedergutmachung gegeben)? Konzepte und Programme des IB zur Integration von Jugendlichen?wurden in der Frühphase des IB entwickelt und realisiert? … Die Dokumentation versucht auf der Basis neuer, IB – interner und externer Quelle die Gründungsgeschichte des IB darzustellen, zu analysieren und diese Fragen in den Blick zu nehmen.



a. zur Berufswahl weiblicher Jugendlicher, zu Konzepten der

Jugendsozialarbeit und zu strategischen Fragen der Jugendhilfe

INHALTSÜBERSICHT

Einleitung                                                                                                                                                                                 

Die Vorgeschichte in der Besatzungszeit                                                                                           

Hintergründe, Motive und Interessen der drei Initiatoren

Vor der Gründung



Die Gründung des „Internationalen Bundes für Kultur- und Sozialarbeit“

Kultur- und Sozialarbeit verständigen sich

Die Gründungsversammlung und ihre Ergebnisse

Zur Kommunikation in der medialen Öffentlichkeit

Die Anfänge in Württemberg-Hohenzollern

Anfang und vorläufiges Ende der Kulturarbeit

Das Jugendsozialwerk beginnt mit seiner Arbeit

Mitbegründer der Jugendsozialarbeit

 

Der Weg zum bundesweiten Träger      

Neujustierung des Vereins

Entwicklungsschub durch die Jugendflucht aus der DDR

Der IB im Wirtschaftswunder

 

Fazit und Ausblick

 

Wir stellen uns unserer Geschichte…“ – Fragen an die Präsidentin und den  Vorstandsvorsitzenden des IB

 

Expertisen

  1. Benno Hafeneger: Hitlerjugend – Staatsjugend im Dritten Reich

  2. Jacqueline Plum: Französische Kulturpolitik in Deutschland 1945 – 1949.

  3. Benno Hafeneger: „Jugendnot“ - Ein Lagebild über die Nachkriegszeit und erste Hälfte der 1950er Jahre

  4. Kerstin von Lingen: Ein Experiment unter dem Schutz der Besatzungsmacht:  Der Aufbau des „Jugendsozialwerks“ durch ehemalige HJ-Funktionäre in der französischen Besatzungszone, 1945-1949

  5. Reiner Becker: „Wir sind zu ganz wesentlichen Teilen das, was wir erinnern und vergessen“ Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur in der Bundesrepublik 

zu den Autoren1

Marion Reinhardt, Sozialwissenschaftlerin, begann ihre Berufstätigkeit Ende der 1970er Jahre als Sozialarbeiterin im damaligen Hessischen Modellprojekt „Beratung und Hilfe für junge Arbeitslose“, leitete dann ein Jugendgemeinschaftswerk (heute Jugendmigrationsdienst) und ging schließlich in die Zentrale des IB. Hier war sie in verschiedenen Funktionen, unter anderem mit der fachlichen Entwicklung und Steuerung verschiedener Felder der Jugendhilfe, auch der Jugendsozialarbeit befasst. Aktuell dokumentiert sie die Etappen der Geschichte des IB und baut das interne Archiv hierzu auf. Arbeiten u.a. zur Berufswahl weiblicher Jugendlicher, zu Konzepten der Jugendsozialarbeit, zu strategischen Fragen der Jugendhilfe.

Autorinnen und Autoren der Expertisen:

Benno Hafeneger, Dr. phil., Prof. (em.) für Erziehungswissenschaft am Institut für Erziehungswissenschaft  an der Philipps-Universität Marburg; forscht zu jugendhistorischen Themen, Jugendarbeit, zu Jugendkultur und Rechtsextremismus. Mitglied in zahlreichen Beiräten und Herausgeberschaften; u. a. der  Buchreihe „Non-formale Bildung“, der Zeitschrift „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ und im Stiftungsrat des IB „Schwarz-Rot-Bunt“.

Dr. Jacqueline Plum ist stv. Geschäftsführerin der Regio Basiliensis in Basel. Die Regio Basiliensis ist die Schweizer Partnerin der Oberrheinkooperation und fördert die grenzüberschreitende, trinationale Zusammenarbeit am Oberrhein. 2005 hat Jacqueline Plum über die Französische Kultur- und Jugendpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland sowie über die Gründungsgeschichte des Deutsch-Französischen Jugendwerkes an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn promoviert.

Dr. Kerstin von Lingen ist Historikerin am Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context“ der Universität Heidelberg, wo sie zudem eine Nachwuchsgruppe leitet. Von 1999-2008 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB „Kriegserfahrung“ der Universität Tübingen, aus deren Kontext die vorliegende Studie stammt. Ihre Forschungsschwerpunkte gelten der juristischen Aufarbeitung in Europa und Asien, Fragen der Kriegserinnerung, sowie der Zwangsarbeiterforschung. Publiziert hat sie u.a. zu  Kriegserfahrung und nationale Identität in Europa, Paderborn 2009.

Reiner Becker, Dr. phil. Politikwissenschaftler, leitet das Demokratiezentrum im beratungsNetzwerk hessen - für Demokratie und gegen Rechtsextremismus an der Philipps-Universität Marburg, forscht zu verschiedenen Aspekten von Rechtsextremismus, Mitherausgeber der Zeitschrift „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“; www.reiner-becker.eu 

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Einordnung für die Bildungsarbeit


Das Thema gehört ins Feld der politischen Bildung.Gesellschaftliche Entwicklungen, soziale Arbeit und ihre Bedingungen und die Bewältigung daraus resultierender Konflikte sind ebenso Thema des Feldes „Globales Lernen“. Dieses Buch untersucht einen speziellen Brennpunkt: Sozialarbeit in der Gründungsgeschichte der BRD angesichts neuer Entwicklung und Problemlagen, aber auch angesichts der Notwendigkeit der Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit. Dass Buch bietet viel Material, vertiefende Analysen und viele Ansatzpunkte zur Aufarbeitung im Unterricht der entsprechenden Fächer – vor allem in der Sekundarstufe II.






Martin Geisz, März 2017



1http://www.wochenschau-verlag.de/der-internationale-bund.html