Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Synagogen, Gedenkstätten, Lernorte







Bibliographische Angaben:



Benigna Schönhagen - im Auftrag der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben (Hg.): Wiederhergestellte Synagogen. Raum – Geschichte – Wandel durch Erinnerung. 136 Seiten, 40 Abbildungen. Verlag Hentrich &Hentrich. Berlin 2016. ISBN: 978-3-95565-141-1





Zum Buch:












Das Buch ist Ergebnis eines vom Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben veranstalteten Symposions.

Der Sammelband präsentiert erstmals elf Expertinnen und Experten aus dem Bereich der jüdischen Museen und Gedenkstätten Sanierungs- und Nutzungskonzepte, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren für Synagogengebäude entwickelt wurden. Sie alle haben (unter ganz unterschiedlichen Umständen) die Zeit des Nationalsozialismus überdauert, die Gemeindemitglieder aber sind dem Terror zum Opfer gefallen, die Gemeinden vernichtet.

Zum Ausgangspunkt: Ist eine verlassene Synagoge ein „Gotteshaus oder ein Profanbau?“ In der Einführung formuliert Felicitas Heimann-Jelinek eine klare Antwort: „Im Ner Tamid, dem Ewigen Licht in der Synagoge, lebt das 'nie gelöschte Licht' des Tempels weiter. Doch es lebt wirklich nur weiter, wenn im Tora-Schrein Tora-Rollen – oder zumindest eine präsent ist. Insofern sind ehemalige Synagogen keine heiligen Orte mehr. Eine Synagoge kann nicht ohne Torarolle funktionieren. Ohne Tora ist eine Synagoge ein Profanbau. Insofern kann man Synagogen verkaufen, entweder als Profanbauten oder als umzufunktionierende Sakralbauten an andere Religionsgemeinschaften, ...“(S. 23).

Die Beiträge des Buches machen den Bewusstseinswandel für den Umgang mit dem gebauten jüdischen Erbe in den letzten 30 Jahren deutlich und lassen Entwicklungen von Erinnerungs- und Gedenkkulturen deutlich werden.

Die einzelnen Kapitel machen unterschiedliche Entwicklungen deutlich:

- Synagogengedenkstätten

- Jüdische Museen an authentischen Orten

- Ehemalige Synagogen als Standort von Forschungseinrichtungen

Dabei liegen insgesamt Schwerpunkte bei der angemessenen Sicherung von Spuren der Geschichte in den Gebäuden und den Möglichkeiten und Herausforderungen der musealen Arbeit und historischen Vermittlung an authentischen Orten – somit sind historische Synagogen Lernorte in vielen Facetten.

Mit Beiträgen von Fritz Backhaus (Jüdisches Museum Frankfurt/Main), Ines Beese (Alte Synagoge Erfurt), Martina Edelmann (Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken), Karlheinz Geppert (Gedenkstätte Synagoge Baisingen), Felicitas Heimann-Jelinek (xhibit.at, Wien), Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten), Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems), Hansfried Nickel (Synagoge Memmelsdorf), Benigna Schönhagen und Souzana Hazan (Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben)









Einordnung für die Bildungsarbeit



Der Umgang mit der Geschichte der eigenen Umwelt, die Bedeutung von menschlichen Zeitzeugen, aber auch der Umgang mit Orten und Bauwerken, die diese Geschichte prägten gehört als wesentlicher Bestand zum Globalen Lernen. Dieses Buch präsentiert unterschiedliche Zugänge zum Umgang mit Synagogengebäuden, die die Verwüstungen in der Zeit des Faschismus überstanden haben. An vielen Orten gab und gibt es Initiativen und Auseinandersetzungen um Zielsetzung und Verwirklichung. Dieses Buch nun präsentiert gelungene Lösungen – verbunden mit theoretischen Überlegungen aus unterschiedlichen Perspektiven (siehe unterschiedliche Kapitelschwerpunkte). Für die Rhein-Main Region (in der ich arbeite) möchte ich besonders auf den Beitrag von Fritz Backhaus verweisen: Die Standorte des Jüdischen Museums Frankfurt.

Das Buch bietet Studierenden und Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II (in Geschichtskursen, in Kursen des Religionsunterrichts, auch in Kursen der politischen Bildung) Hintergrundinformationen zur Thematik und viel Stoff für vertiefende und weiterführende Diskussionen. Ich empfehle es auch für die Fortbildung von Lehrkräften.






Martin Geisz, August 2016