Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen

Buchhinweis


Stichworte: Kultur- und Zeitgeschichte, Perspektivenwechsel, Familienschicksale







Bibliographische Angaben:


Thomas Harding: Sommerhaus am See. Fünf Familien und 100 Jahre deutscher Geschichte Aus dem Englischen von Daniel Bussenius. Deutsche Erstausgabe. dtv – Münschen 2016 ISBN 978-3-423-28069-3






Zum Buch:










1993 ,vier Jahre nach dem Mauerfall, sah ich dasHaus zum ersten Mal. Ich war 25

Jahre alt. Zusammen mit Elsie und meinen Cousins und Cousinen unternahm ich damals einen Wochenendtrip nach Deutschland. Endlich war sie bereit, uns die Stadt ihrer Kindheit zu zeigen. Wir, die jüngere Generation, betrachteten es als einen schönen Familienausflug, eine Reise in die Vergangenheit unserer Großmutter.Doch erst während des Flugs nach Berlin begann ich zu verstehen, was diese Reise eigentlich bedeutete – was dieses andere Leben war. Im Flugzeug saßen wir getrennt. Irgendwann stand meine Großmutter auf, kam durch den Gang auf mich zu und setzte sich auf meine Armlehne. »Darling«, sagte sie mit ihrem starken deutschen Akzent, »ich will, dass du das siehst«, und gab mir einen braunen Umschlag. Darin befanden sich zwei olivgrüne Reisepässe aus der Nazizeit, die ihrem Ehemann und ihrem Schwiegervater gehört hatten, sowie ein gelbes Stück Stoff, auf dem ein schwarzes J prangte. Ich wusste, dass die Nazis die Juden gezwungen hatten, solche Kennzeichen zu tragen. Die Botschaft war klar: Das ist meine Geschichte, und

das ist deine Geschichte. Vergiss das nicht“ (S. 18 f).



Im Holzhaus am See von Groß Glienicke spiegeln sich fast 100 Jahre deutsche Geschichte. Schicksale von Menschen und ihren Familien greift der Autor auf.: Otto von Wollank , geadelter Landwirtschaftsunternehmer ist der Grundbesitzert , die jüdische Familie Alexander errichtet das Haus, flieht dann aber vor den Nazis aus Deutschland. Nach der Flucht folgt Willy Meisel, Komponist und NSDAP-Mitglied, Das Haus ( direkt an der Grenze der sowjetischen Besatzungszone auf dem Gebiet der späteren DDR) dann für Jahrzehnte der Wohnsitz der Familie Kühne.
1993 stand das Haus immer noch, verlassen und weithehend verfallen. Der Autor erreichte bei der neuen Eigentümerin (der Stadt Potsdam, das Haus unteer Denkmalschutz zu stellen. Es ist heute eine Begegnungstätte – auch im Interrnet zu finden:

http://www.alexanderhaus.org/



Inhalt


Prolog ....................................... 15


I:Glienicke (1890-1934)


II:Sommerhaus...(1937.1949)



III:

Zuhause (1952- 1962)


IV: VillaWolfgang (1965 -1999)

Teil

V:

Parzelle 101 / 7 und 101 / 8 (2002-2014).








Einordnung für die Bildungsarbeit



Der Blick auf die eigene Zeit- und Kulturgeschichte gehöprt zum Kern Globalen Lernen. Nur damit ist Gegenwart verstehbar. In diesem Buch gibt es diesen Blick ausgehend von einem Haus und seinen Bewohnern am Rande Berlins für fast ein Jahrhundert. Es spiegeln sich Geschichte, Schicksale, Zeitgeschehen, politische und sozialeVerhältnisse. Das Buch bietet viel Anschauung und Hintergrund (übrigens aus einer englischen Perspektive).



Martin Geisz, April 2016