Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen

Buchhinweis


Stichworte: Politik und Religion, Staat Gesellschaft, Philosophie, Theologie







Bibliographische Angaben:

Graf, Friedrich Wilhelm / Meier, Heinrich(Hg.): Politik und Religion Zur Diagnose der Gegenwart. Verlag C.H. Beck. München 2013. 324 S.. ISBN 978-3-406-65297-4






Zum Buch:










Das Buch enthält überarbeitete und erweiterte Beiträge einer Vortragsreihe der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München. Autoren: Giorgio Agamben, Robert C. Bartlett, Hillel Fradkin, Gregory L. Freeze, Friedrich Wilhelm Graf, Hans Ulrich Gumbrecht, Jürgen Habermas, Hans Joas, Heinrich Meier und Peter Schäfer.Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis (siehe unten) zeigt die Spannweite der Thematik u. a. die Oszillationen von Politik und Religion in den USA und in Russland, das lange Streben nach dem Islamischen Staat, das Konzept der Theokratie, Judentum und Antike).

Politik und Religion“ stehen auch in aktuellen Diskursen in einem Spannungsverhältnis . Nicht nur, wenn es um Fundamentalismus und mit religiösen Motiven arbeitenden Terrorismus geht. Mit „Religion“ verbindet sich für viele die „Tendenz zur Gewalt“ für andere die Hoffnung, dass Religion Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenhalts werden oder sein kann. In der Einleitung formuliert einer der Herausgeber, Friedrich Wilhelm Graf: „Versuche gelehrter Deutung von Gegenwartsreligion haben Hochkonjunktur. Nach langen Jahren eines relativ breiten sozialwissenschaftlichen Konsenses, daß infolge des Prozesses der Aufklärung, also durch Rationalisierung und Verwissenschaftlichung immer weiterer Lebenssphären, und durch die fortschreitende «Modernisierung» moderner Gesellschaften Religion zunehmend marginal und allmählich absterben werde, beschwören nun zahlreiche Kultur und Sozialwissenschaftler das «Ende der Säkularisierungsthese ». Auch wenn einige wenige akademische Zeitdiagnostiker das Säkularisierungskonzept verteidigen, ist die neue Einmütigkeit durch die revisionistische Annahme bestimmt, daß viele moderne Gesellschaften keineswegs durch «Säkularisierung», sondern, genau umgekehrt, durch eine bleibende Vitalität des Religiösen und die Rückkehr religiöser Akteure in den öffentlichen Raum geprägt seien. Jürgen Habermas bezeichnet auch offene westliche Gesellschaften seit 2001 gar als «postsäkular». In der Tat lassen sich selbst in den nord- und westeuropäischen Gesellschaften, die aufgrund der Krisen der überkommenen christlichen Volkskirchen als besonders stark «säkularisiert» galten und oft noch gelten, mannigfaltige religiöse Aktivitäten beobachten. Eine neue religiöse Vielfalt und die damit verbundenen Distinktionskämpfe zwischen miteinander rivalisierenden Glaubensakteuren dürften mit der erhöhten medialen Aufmerksamkeit für die Religionsthematik auch das wissenschaftliche Deutungsinteresse gestärkt haben. Doch wie auch immer die religiöse Lage in den verschiedenen europäischen Gesellschaften jeweils zu beschreiben ist – kein seriöser Gegenwartsdiagnostiker bestreitet mehr, daß religiöser Glaube auch zu einem wichtigen Thema politischer Diskurse und Entscheidungsprozesse geworden ist. Denn die oft zu hörende Rede, man könne Religion und Politik trennen, ist falsch. Wenig überzeugend ist auch die nicht selten mit einiger Arroganz vorgetragene Behauptung, daß die demokratischen Staaten «des Westens» und ihre Bürger im Unterschied zu anderen – womit dann zumeist «die Muslime» und die politischen Institutionenordnungen dominant islamisch geprägter Gesellschaften gemeint sind– Religion und Politik erfolgreich unterschieden hätten. Das war und ist keineswegs der Fall.“ (Einleitung S. 7)

INHALTSVERZEICHNIS



FRIEDRICH WILHELM GRAF
Einleitung

HANS ULRICH GUMBRECHT
Religion und Politik in den Vereinigten Staaten
Über die Geschichtlichkeit einer kulturellen Invariante

GREGORY L. FREEZE
Von der Entkirchlichung zur Laisierung
Staat, Kirche und Gläubige in Rußland

HILLEL FRADKIN
Die lange Suche nach dem Islamischen Staat
Religion und Politik im Islam und die

Dynamik der Gegenwart

ROBERT C. BARTLETT
Religion und Politik in der klassischen
politischen Wissenschaft

PETER SCHÄFER
Theokratie: Die Herrschaft Gottes als
Staatsverfassung in der jüdischen Antike

GIORGIO AGAMBEN
Archäologie des Befehls

HANS JOAS
Sakralisierung und Entsakralisierung

Politische Herrschaft und religiöse Interpretation

JÜRGEN HABERMAS
Politik und Religion


HEINRICH MEIER
Epilog
Politik, Religion und Philosophie

Leseprobe:http://www.chbeck.de/fachbuch/zusatzinfos/Leseprobe_Politik-und-Religion.pdf





Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen thematisiert genauso wie der Philosophie- und Religionsunterricht das Verhältnis von Religion und Politik in Vergangenheit und Zukunft in ganz unterschiedlichen Lehrplanzusammenhängen,und natürlich auch in der Betrachtung aktueller Entwicklungen. Dieses Buch präsentiert grundlegende Betrachtungen namhafter Autoren zum Problemfeld. Einzelne Artikel können direkt im Unterricht fortgeschrittener Lerngruppen der Sekundarstufe II (z:B. In Leistungskursen) eingesetzt werden. Ich empfehle das Buch auch für die Schulbibliothek.



Martin Geisz, Januar 2016