Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen

Buchhinweis

Stichworte: Reformation, Luther,Antisemitismus

Bibliographische Angaben:

Martin Luther: Von den Juden und ihren Lügen. Herausgegeben und erläutert von Karl-Heinz Büchner, Bernd P. Kammermeier, Reinhold Schlotz und Robert Zwilling. Alibri 2016. ISBN-13: 978-3865691965

Zum Buch:

2017 stehen Jubiläumsfeierlichkeiten zur Reformation an. Luther wird im Zentrum der Feierlichkeit stehen, seine Bedeutung als Theologe, Schöpfer der deutschen Sprache, Reformator … wird eine große Rolle spielen. Sein Verhältnis zu den Juden wird sicher nicht unterschlagen, aber eher als Randerscheinung behandelt werden – obwohl gerade dieses Verhältnis auch eine lange Wirkungsgeschichte hat, die der Philosoph Karl Jaspers so kommentiert: „“Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern“¹ .Für die Autoren erschien deshalb die hier vorliegende Übertragung bei gleichzeitiger Präsentation der Urtextes besonders wichtig, zumal es auch weiterhin einen „marginalisierenden Umgang“ mit dieser Lutherschrift gibt: „In seiner Eröffnungsrede zur Lutherdekade am 21. September 2008 marginalisierte der damalige EKD – Ratsvorsitzende Wolfgang Huber Luthers judenfeindliche Schriften als 'beschämende Aussagen zu den Juden'. Die vorliegende Übertragung bietet jedem Leser die Möglichkeit, sich selbst angesichts dieser Verharmlosung durch die Lektüre der judenfeindlichen Schriften selbst eine eigene Meinung zu bilden. Sie lädt aber auch daazu ein, das 2017 zu Ehren Luthers im Land des Holocoust stattfindende Reformationsjubiläum im Lichte der Gesamterscheinung des Reformators kritisch zu überdenken“ (S. 10f) - so formulieren die Autoren des Buches im Vorwort.

Dass Martin Luthers Einfluss auf den mörderischen Antisemitismus der Nationalsozialisten noch immer unterschätzt wird, ist wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die maßgeblichen antijüdischen Schriften des Reformators für die Öffentlichkeit bislang schwer zugänglich waren. In dieser Ausgabe wird der Urtext direkt der Übersetzung gegenübergestellt, auf eine Kommentierung verzichtet. Begriffserläuterungen und ein kurzes Literaturverzeichnis ermöglichen die eigene Weiterarbeit.

Interview mit den Herausgebern:
http://hpd.de/artikel/wir-wollten-luther-selbst-sprechen-lassen-12859?nopaging=1

Einordnung für die Bildungsarbeit

„Reformation“, „Martin Luther“, „Antisemitismus“, „Juden“ … sind in der Schule vielfach Thema in ganz unterschiedlichen Unterrichtszusammenhängen (Geschichte, Politik, Religions- und Ethikunterricht. Viele Schulbibliotheken sind zu diesen Themen vielfältig bestückt. Die in diesem Buch vorgelegte Schrift (Martin Luther: Von den Juden und ihren Lügen) dürfte in der Regel aber fehlen. Ich empfehle das Buch zur Anschaffung und Nutzung – im Sinne eines Unterrichts, der sich auch den Quellen und ihrer Wirkungsgeschichte stellen will.