Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen

Buchhinweis


Stichworte: Islam, Geschichte der islamischen Welt







Bibliographische Angaben:

Schulze, Reinhard: Geschichte der Islamischen Welt. Von 1900 bis zur Gegenwart. Grundlegend neu bearbeitete, aktualisierte und erweiterte Fassung des Buches 'Geschichte der islamischen Welt im 20. Jahrhundert' von 1994. 2016. 767 S. Verlag C.h.Beck München 2016. ISBN 978-3-406-68855-3






Zum Buch:










Islam, „Islamische Welt“, Islamischer Fundamentalismus sind gegenwärtig in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen Thema (z.B. Blick auf die Situation im Nahen Osten, im Zusammenhang mit dem Disput um Flucht und Asyl, in innenpolitischen Diskussionen ...). Dabei bleibt sehr unklar, wer was mit Islam verbindet: Geht es um eine Religion, die zu den großen Weltreligionen gehört?/ Geht es um die Verbindung von Religion und Terror? Gehört der Islam zu Deutschland? ...“.

Dieses Buch entwickelt (aus der Perspektive ein differenzierteres Bild der islamischen Welt und ihrer unterschiedlichen Gesellschaften entwickeln. Was bedeutet „Islamische Welt?“ Der Autor grenzt ein: „Als 1972 die zwischenstaatliche Organisation der Islamischen Konferenz (seit 2011 Organisation der Islamischen Zusammenarbeit, OIC ) geschaffen wurde, der heute 56 Staaten und fünf weitere mit einem Beobachterstatus angehören, entstand der Eindruck, dass es tatsächlich eine solche «islamische Welt» gebe. Nimmt man die Mitgliedschaft in der OIC zur Grundlage , dann gehören heute etwa 1,5 Milliarden Menschen der «islamischen Welt» an, die sich auf 31,5 Millionen Quadratkilometer verteilen. 22 % der Weltbevölkerung und 6 % der Staatsgebiete wären dann Teil der «islamischen Welt». Diese nationalstaatliche Definition der islamischen Welt verschleiert natürlich die Tatsache, dass durch die Migration heute viele Menschen, die sich als Muslime verstehen, außerhalb dieser «islamischen Welt» leben. ... Die politische Definition der «islamischen Welt» setzt sich also formal aus der Staatengemeinschaft der OIC (81 % der muslimischen Weltbevölkerung), alteingesessenen Minderheitengemeinschaften (17 %) und neuen muslimischen Migrationsgemeinschaften (2 %) zusammen. Die Selbstzuordnung zu einer «islamischen Welt» ist allerdings rein diskursiv. Eine Welt, die sich durch den Islam von anderen Welten abgrenze, existiert natürlich nur in der Vorstellung der islamischen Öffentlichkeit.So pochten gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele in arabischer, osmanisch-türkischer, persischer oder indonesischer Sprache schreibende Autoren darauf, dass sie einer «westlichen» oder «europäischen» Welt angehörten oder dass eine solche Zugehörigkeit zumindest anzustreben sei. Für sie gab es im Grunde nur eine Welt, nämlich die der Moderne, der sie das Prädikat «westlich» oder «europäisch» beifügten, nicht um Partikularität zu behaupten, sondern Universalität. (S. 18)

Die für dieses Buch gewählte Persepktive umreißt der Autor: „Die Geschichte der islamischen Welt ist so die Geschichte des Aufstiegs und Niedergangs der islamischen Öffentlichkeit im Kontext sozialer, politischer und ökonomischer Prozesse der Moderne. Dies soll nicht bedeuten, dass dies die einzige Möglichkeit ist, die Geschichte der Länder, Gesellschaften und Gemeinschaften zu erzählen, von denen im vorliegenden Buch die Rede ist. Mit gleichem Recht könnte deren Geschichte aus einer vergleichenden anthropologischen, feministischen, ideengeschichtlichen, kunstgeschichtlichen, sozialgeschichtlichen oder wirtschaftsgeschichtlichen Perspektive dargestellt werden. “ ( S. 28) Hiervon ausgehend präsentiert Reinhard Schulze so in sieben Kapiteln aus der Sicht des „westlichen“ Islamwissenschaftlers und Professors für „Neuere Orientalische Philologie“ die Geschichte dieser Islamischen Welt. Er widerspricht der bei uns von vielen gern gepflegten „Verkürzung des Islam auf Religion plus Terrorismus“ und bietet ein fundiertes Bild der keineswegs einheitlichen islamischen Welt und ihrer unterschiedlichen Gesellschaften.

 INHALT1

 Einleitung

ERSTES KAPITEL

ISLAMISCHE KULTUR UND KOLONIALE MODERNE 1900–1920

 

 ZWEITES KAPITEL

BÜRGERLICHER NATIONALISMUS UND STAATLICHE UNABHÄNGIGKEIT 1920–1939

  

DRITTES KAPITEL

DIE ZEIT DER RESTAURATION 1939–1958

  

VIERTES KAPITEL

ISLAMISCHE KULTUR UND REPUBLIKANISMUS DER DRITTEN WELT 1956–1973

  

FÜNFTES KAPITEL

DIE DURCHSETZUNG DER ISLAMISCHEN IDEOLOGIEN 1973–1989

 

SECHSTES KAPITEL

DIE EROSION DER ISLAMISCHEN ÖFFENTLICHKEIT



SIEBTES KAPITEL

DER ARABISCHE FRÜHLING UND DANACH

 

Rückblick und Ausblick



Eine Leseprobe (Einleitung ): http://www.chbeck.de/fachbuch/zusatzinfos/Leseprobe_Geschichte-der-islamischen-Welt.pdf

 Zum Autor2:

Reinhard Schulze, geb. 1953, ist Professor für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie an der Universität Bern und lehrte als Gastprofessor an der New York University und der Harvard University. Er ist Herausgeber der Reihe "Social, Economic and Political Studies of the Middle East and Asia". 

 






Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen hat immer Gegenwart und Geschichte im Blick. Die Diskussion um die Bedeutung des Islam (nicht nur für Deutschland und Europa) steht derzeit im Moment genauso im Focus vielfältiger Auseinandersetzungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Die historischen Hintergründe und geschichtlichen Entwicklungen werden hier gerne „unterschlagen“. Dieses Buch bietet den bewussten Blick aus einer klar beschriebenen Persepktive und gibt – nicht nur im Abschlusskapitel viele Impulse für vertiefende Diskussionen (für Studierende, Lehrkräfte und fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe II). Ich empfehle das Buch zur Anschaffung für die Schulbibliothek.




Martin Geisz, April 2016



1 Das ausführliche Inhaltsverzeichnis findet sich auf den Websiten des Verlages: http://www.chbeck.de/fachbuch/zusatzinfos/Inhaltsvz_9783406688553.pdf (28.4.2016) 

2http://www.chbeck.de/trefferliste.aspx?action=author&author=8317 (28.4.2016)