Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen

Buchhinweis


Stichworte: Silvesternacht Köln 2016







Bibliographische Angaben:

Alice Schwarzer (Hrsg.): Der Schock - die Silvesternacht in Köln. Mit Beiträgen von Rita Breuer, Kamel Daoud, Alexandra Eul,Marieme Hélie- Lucas, Necla Kelek, Florian Klenk, Alice Schwarzer, Bassam Tibi. KiWi-Taschenbuch. 2016. ISBN: 978-3-462-04999-2





Zum Buch:










Thema aller Beiträge des Buches ist die Silvesternacht in Köln – inzwischen Gegenstand von Gerichtsverhandlungen, politischen Auseinandersetzungen, Anhörungen u.a. im Landtag von Nordrhein-Westfalen: „Zehn Stunden lang ein rechtsfreier Raum auf dem zentralsten Platz einer deutschen Millionenstadt. So etwas hat es zu meinen Lebzeiten noch nie gegeben. … Einer der größten Bahnhöfe in Deutschland, wo Hunderte von Frauen Opfer brutaler Gewalt werden – und die Polizei nicht einschreitet. … Das ist neu. Und hoch alarmierend“ (S.15 f.). So formuliert Alice Schwarzer im einleitenden Artikel „Silvester 2015, Tahir Platz in Köln. Sie kommt zu einer deutlichen Kritik an der bei oft gepflegten „falschen Toleranz gegenüber dem politisierten Islam“.

 Die Islamwissenschaftlerin Rita Breuer bringt die fatale Rolle des „Zentralrats der Muslime“ bei der Verbreitung des Scharia-Islams in Deutschland zur Sprache und stellt deutliche Fragen nach dessen Arbeit und Politik . Der Polikwissenschaftler Bassam Tibi formuliert in seinem Aufsatz, in dem er auch auf den Syrien - Konflikt zu sprechen kommt, deutlich: „Unabhängig vom Krieg ist das Frauenbild in der arabisch-orientalischen Kultur Patriarchalisch, ja umfassend menschenverachtend. Dieses Frauenbild darf in Europa nicht unter dem Mantel des Respekts für andere Kulturen zugelassen oder gar geduldet werden. Und es geht dem arabischen Mann bei der ausgeübten sexuellen Gewalt nicht nur um die ' sexuelle Attraktion' der europäischen Frau, sondern auch um den europäischen Mann, dessen Ehre der Orientale beschmutzen will. So ist es auch in Köln geschehen. … Als Syrer, der einen aufgeklärten Islam vertritt, sage ich: Das war ein kulturell verankerter Racheakt, der in einem großen Kontext steht. Was hier zu kritisieren ist, ist nicht so sehr die die oft beklagte Toleranz, sondern auch die Unwissenheit über andere Kulturen“ (S.93).

 Alexandra Eul gibt einen Überblick zu ihrer Recherche zu den den Folgen für die zum Opfer gewordenen Frauen. Von einem „Tahir-Platz in Köln“ sprechen auch zwei AlgerierInnen: der Schriftsteller Kamel Daoud und die Soziologin Marieme Hélie-Lucas. Die Deutschtürkin Necla Kelek fordert eine Reform des islamischen Familienrechts.






Einordnung für die Bildungsarbeit

Globales Lernen verlangt den Blick auf die Entwicklungen der Gegenwart – die Beschäftigung mit Ereignissen, wie denen in Köln an Silvester gehört dazu. Dieses Buch wird den Unterricht gute Dienste leisten. Es bietet Perspektiven, die in der aktuellen und aktualisierenden Berichterstattung untergehen. Die Beiträge verzichten auf verklausulierende Fachsprachen und sprechen Zusammenhänge deutlich an. Es werden klare Positionen bezogen, die auch im Unterricht auf dem Tisch liegen und diskutiert werden sollten (Studierende, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler ab den Abschlussklassen der Sekundarstufe)





Martin Geisz, Mai 2016