„Ziel
des ethos-Projekts ist die Entwicklung innovativer
Unterrichtseinheiten zur Wirtschafts- und Unternehmensethik.Bei
jedem ethos-Baustein handelt es sich um ein empfehlenswertes
Unterrichtsvorhaben
für die ökonomische und politische Bildung. Alle
ethos-Bausteine sind als exemplarische
Beispiele
zu verstehen. Sie sollen die Lehrerinnen und Lehrer ermutigen und
befähigen, eigene Unterrichtseinheiten zur Wirtschafts- und
Unternehmensethik zu entwickeln. Durch das ethos-Projekt soll
das Thema »Ethik in der Wirtschaft« vermehrt Eingang
in den Unterricht finden. Die Fächer ökonomischer
(kaufmännischer) und politischer (sozialwissenschaftlicher)
Bildung sind dafür besonders geeignet.
Was
bringt dieser Unterricht den Schülerinnen und Schülern?
Ökonomische
Bildung bereitet die Schülerinnen und Schüler auf die
Anforderungen ökonomisch geprägter Lebenssituationen
vor; kaufmännische Berufsbildung befähigt zur
Bewältigung beruflicher Anforderungen in Wirtschaft und
Verwaltung. Praxisbezug
wird deshalb bei allen ethos-Bausteinen groß geschrieben.
Die Schülerinnen und Schüler verbessern dadurch ihre
moralische
Urteils- und Handlungskompetenz
im Bereich der Wirtschaft“
- so skizziert die Website des ethos-Projekts die Ziele dieses
Projekts im Blick auf Unterrichtseinheiten.
In
diesem Buch werden 15 - Bausteine für die Fächer
Fächer Wirtschaft und Politik an allgemeinbildenden und
beruflichen Gymnasien angeboten. Die inhaltlichen Schwerpunkte
bietet dieses kommentierte Inhaltsverzeichnis
INHALT:
Thomas
Retzmann, Tilman Grammes Wirtschaftsethik
in der ökonomischen und gesellschaftspolitischen Bildung.
Die fachdidaktischen Grundlagen des ethos-Projekts
In
dieser Einführung wird das fachdidaktische Konzept des
ethos-Projekts
erläutert, das in den nachfolgenden ethos-Bausteinen
exemplarisch umgesetzt wurde. Lehrerinnen und Lehrer, die im
Unterricht weitere, insbesondere eigene Beispiele thematisieren
wollen, finden hier das theoretische Rüstzeug dafür.
Tim
Engartner Umwelt-
und Sozialsiegel: Wie informativ und glaubwürdig sind sie?
Zur Aufhebung von Informationsasymmetrien beim ethischen Konsum
von Waren
Der
ethos-Baustein
nimmt seinen Ausgangspunkt beim ethischen Konsum und damit beim
Individuum. Es wird untersucht, welche Orientierung Umwelt- und
Sozialsiegel stiften können – und warum Konsumenten im
sozial-ökologischen Schilderwald leicht die Orientierung
verlieren.
Siegfried
Kaiser
Ethisches
Investment – Eine Entscheidung für Rendite und Moral?!
Möglichkeiten und Grenzen des Vergleichs ethischer
Investments durch den Anleger
Geht
die Moral bei der Geldanlage zu Lasten der Rendite? Oder gibt es
zum reinen Gewissen auch noch eine satte Rendite dazu? Neben
dieser nutzenorientierten Sichtweise wirft dieser ethos-Baustein
die wirtschaftsethisch spannende Frage auf, welche Kritieren ein
ethisches Investment überhaupt erfüllen muss.
Markus
Niederastroth
Cold
Calling – Belästigung durch unerwünschte
Telefonwerbung Bürgerschaftliches Engagement zur Sicherung
der eigenen Freiheit
Dieser
ethos-Baustein
macht deutlich, dass Verbraucher in der Marktwirtschaft auch bei
der ‚Kaltakquise‘ weder schutz- noch wehrlos sind!
Doch reicht es nicht, allein nach schärferen Gesetzen –
also nach dem Staat – zu rufen. Jeder Einzelne kann und
muss selbst Verantwortung übernehmen.
Mark
Oliver Meßmer
Versicherungsbetrug
– Volkssport ohne Nebenwirkungen? Ethische Norm und
wirtschaftlicher Vorteil in einer ausgewählten
Dilemmasituation
Dieser
ethos-Baustein
problematisiert ein „Kavaliersdelikt“. So wird eine
geringfügige Regelüberschreitung bezeichnet, die
allgemein moralisch nicht beanstandet wird. Wenn allerdings die
Schätzungen über die Quoten fingierter
Schadensmeldungen stimmen, sind die finanziellen Folgen von
Versicherungsbetrug alles andere als eine Bagatelle.
Thomas
Faust
Whistleblowing
– Verrat oder verantwortliches Handeln? Chancen und Risiken
der Individualethik im Beruf
Spätestens
durch Edward Snowden ist „Whistleblowing“ nicht mehr
nur Experten ein Begriff. In diesem ethos-Baustein
geht es um die Aufdeckung von verdeckten Missständen in
Unternehmen durch einen Insider. Es wird die Frage gestellt, ob
und wann es sich beim „Whistleblowing“ um
Zivilcourage oder Illoyalität handelt?
Franziska
Birke CSR:
Sollen Unternehmen Umwelt- und Sozialstandards gewährleisten?
Möglichkeiten und Grenzen ethischen Engagements von
Unternehmen im Wettbewerb
Der
ethos-Baustein
hat seinen Schwerpunkt beim Unternehmen, das im Wettbewerb steht.
Gefragt wird, ob das Unternehmen das moralische Richtige notfalls
auf Kosten des eigenen Gewinns realisieren sollte, oder ob es
sich in der Marktwirtschaft grundsätzlich davon entlastet
fühlen darf.
Thomas
Faust
Compliance-Management
– ein Patentrezept gegen Korruption? Unternehmerischer
Kampf gegen Bestechung und Bestechlichkeit
Dieser
ethos-Baustein
widmet sich anhand des allzeit aktuellen Themas „Korruption“
der Frage, wie private Unternehmen und öffentliche
Verwaltung die Einhaltung der Gesetze durch ihre Mitarbeiter
gewährleisten können. Wie viel Vertrauen ist möglich?
Wieviel Kontrolle ist nötig? Und ist die Legalität des
Handelns wirklich ausreichend?
Mark
Oliver Meßmer
Ombudsmann-Verfahren
– Waffengleichheit zwischen Unternehmen und Kunde? Die
außergerichtliche Durchsetzung legitimer Ansprüche als
Beitrag zur Vertragstreue
Im
Volksmund heißt es nicht ohne Grund: „Recht haben und
Recht bekommen – das ist zweierlei“. Dieser
ethos-Baustein
reflektiert, ob die immer zahlreicher werdenden Ombuds- und
Schiedsstellen in der Wirtschaft einen nennenswerten Beitrag zur
Vertragstreue leisten, ohne die eine Tauschwirtschaft nicht gut
funktionieren kann.
Markus
Niederastroth
Der
Deutsche Werberat – eine Erfolgsstory für die Ethik in
der Werbung? Möglichkeiten und Grenzen der ethischen
Selbstregulierung am Beispiel der Werbewirtschaft
Dieser
ethos-Baustein
thematisiert eine weitere Institution auf Branchenebene, die
zwischen Markt und Staat angesiedelt ist und deren Aufgabe es
ist, die unternehmerische Freiheit zu wahren, moralische
Grenzüberschreitungen aber zu verhindern und zu
sanktionieren. Wie gut gelingt die ethische Selbstregulierung?
Werner
Nagel Soziale
Dilemmata: Wenn Eigennutz im Widerspruch zum Gemeinwohl steht!
Ein Unterrichtsexperiment zu einer wirtschaftsethischen
Standardsituation
Dieser
ethos-Baustein
simuliert eine wirtschaftsethische Standardsituation durch ein
leicht durchzuführendes Classroom Experiment. Wenn in dieser
Situation jeder seinen individuellen Nutzen maximieren will, wird
das bestmögliche Ergebnis für Alle verfehlt. Ob dieses
Unterrichtsexperiment wohl gelingt?
Dirk
Loerwald
Produkt-
und Markenpiraterie – Fluch der Marktwirtschaft? Schutz und
Missachtung geistigen Eigentums in der globalisierten Wirtschaft
Dieser
ethos-Baustein
rückt ein exekutives Organ des Staates in den Mittelpunkt:
den Zoll. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt die
Bekämpfung der Produkt- und Markenpiraterie. Seine
Einfuhrkontrollen und ggf. Beschlagnahmen dienen dem Schutz
geistigen Eigentums auch bei der Warenproduktion.
Christian
Meyer, Arne Rogg-Pietz Patente
für lebenswichtige Medikamente – Lebensretter oder
Todesurteil für Erkrankte? Die Gestaltung der Rahmenordnung
als wirtschaftsethisches Problem
Dieser
ethos-Baustein
fokussiert die gesetzliche Rahmenordnung für Herstellung und
Vertrieb einer ganz besonderen Ware: Medikamente für
Krankheiten, die in wirtschaftlich unterentwickelten Ländern
viele Opfer fordern. Kann das Gemeinwohl besser als durch Patente
auf lebenswichtige Medikamente gesichert werden?
Dirk
Loerwald Der
Markt für illegale Drogen – Drogen als Ware und der
Staat als Drogenhändler? Staatliche Drogenpolitik im Lichte
ökonomischer Gesetzmäßigkeiten
Dieser
ethos-Baustein
geht der Frage nach, ob Aufklärung, Verbote und Strafen den
Drogenkonsum ausreichend hemmen, oder ob sich auch bei dieser
besonderen „Ware“ jedes Angebot seine Nachfrage
schafft. Dann müssten die nationalen Drogenpolitiken die
ökonomischen Gesetze des Schwarzmarktes berücksichtigen,
um wirksam zu sein.
Christian
Meyer Die
Kampagne für „Saubere“ Kleidung – ein
legitimer und wirksamer Ansatz zur Verbesserung von
Sozialstandards in der Textilproduktion? Öffentlicher Druck
auf Unternehmen durch zivilgesellschaftliche Kampagnen
Der
ethos-Baustein
bringt eine internationale Nicht-Regierungsorganisation ins
Spiel: die Clean-Clothes-Campaign. Sie prangert soziale und
ökologische Missstände bei der Warenproduktion an. Es
wird gefragt, ob es legitim und wirksam ist, die Öffentlichkeit
zu mobilisieren, um Druck auf hiesige Unternehmen auszuüben.
Mark
Oliver Meßmer Anbieter
im CSR-Test – Ein Beitrag zur Förderung nachhaltigen
Konsums? Unternehmenspolitik und -verhalten auf dem ethischen
Prüfstand
Auch
dieser ethos-Baustein
handelt von einer Nicht-Regierungsorganisation: der Stiftung
Warentest. Ergänzend zu den klassischen Warentests stellt
sie Unternehmen auf den ethischen Prüfstand. Sie macht damit
transparent, wie sehr sich insbesondere Handelsunternehmen für
gute Bedingungen bei der globalen Warenproduktion engagieren.
Website
ethos-Projekt:
http://www.ethos-wirtschaft.de/
Die
ethos-Bausteine
wurden von erfahrenen Lehrern allgemeinbildender und
berufsbildender Schulen sowie anerkannten Wirtschafts- und
Politikdidaktikern verfasst, die von den Herausgebern
wissenschaftlich beraten wurden. Das ethos-Projekt
wurde mit dem Max-Weber-Preis
für Wirtschaftsethik 2012
in der Kategorie Schul-/Lehrbuch ausgezeichnet.Das Buch wurde im
Dezember 2014 von der Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT
als "Schulbuch
des Jahres Ökonomische Bildung 2014/15"
in der Kategorie „Bücher für die
allgemeinbildende Schule – Sek. II“ ausgezeichnet.
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