Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen


Buchhinweis


Stichworte: Vorurteile, Sozialpsychologie, Sozialisation








Bibliographische Angaben:


MAHZARIN R. BANAJI/ ANTHONY G. GREENWALD: VOR-URTEILE. Wie unser Verhalten unbewusst gesteuert wird und was wir dagegen tun können. Aus dem Englischen von

Enrico Heinemann. dtv-Premium. München 2015. ISBN 978-3-423-26071-8



Zum Buch:










Fast jede/r behauptet von sich, anderen Menschen „ohne Vorurteile“ zu begegnen. Die Autoren dieses Buches kommen allerdings zu einem anderen Ergebnis: „Kaum ein Mensch ist in der Lage, die kulturellen Prägungen, denen er von klein auf ausgesetzt war, wirklich abzulegen, ob es nun Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Sexualität, Behinderungen oder den sozialen Status betrifft. Diese Prägungen erzeugen in unserem Gehirn sogenannte »blinde Flecken«, die unsere Einstellung anderen Menschen gegenüber beeinflussen, Vorurteile also, ohne dass uns das bewusst ist.“1 Die Autoren sind Sozialpsychologen und haben den berühmten »IAT«, den Impliziten Assoziationstest, entwickelt, der inzwischen über 14 Millionen Mal durchgeführt wurde. Ausgangspunkt des Buches ist aber auch, dass man sich diese „Vor“urteile bewusst machen kann und aktiv an ihrer Veränderung arbeiten kann.

Im Vorwort ordnen die Autoren ihre Arbeit ein. „Die Forschungen zu unbewussten kognitiven Prozessen, die immer noch zunehmen, haben das Verständnis des menschlichen Verhaltens schon jetzt beachtlich verändert. Sahen noch vor einem Vierteljahrhundert die meisten Forscher hinter unseren Urteilen und Handlungsweisen bewusste Überlegungen und Empfindungen am Werk, so stimmen die meisten heute wohl darin überein, dass diese zu einem Großteil ohne bewusste Überlegung zustande kommen. Tauchte der Ausdruck »unbewusst« in den Fachzeitschriften, die wir lasen und in denen wir veröffentlichten, vor 25 Jahren nur selten auf, so liest man in ihnen heute häufig den Begriff »unbewusste Kognition«, auch wenn der verwandte Begriff »implizite Kognition« seit den 1990er-Jahren noch öfter gebraucht wird. Und während die Methoden, mit denen mentale Abläufe erforscht wurden, vor einem Vierteljahrhundert hauptsächlich noch auf Aussagen von Probanden über deren seelische Zustände und Absichten beruhten, so herrscht heute eine deutlich größere Vielfalt an Methoden. Manche kommen inzwischen ganz ohne introspektive Aussagen aus. Die beiden Autoren dieses Buches haben sich 1980 in Columbus, Ohio, kennengelernt. Damals war Mahzarin aus Indien in die USA gekommen, um an der Ohio State University mit Tony als Doktorandin zusammenzuarbeiten. Die 1980er-Jahre leiteten für unser Forschungsgebiet wichtige Veränderungen ein: Die Psychologie stand am Rand eines Umbruchs, der heute – nach 30 Jahren – als echte Revolution gelten kann. Ausgelöst 14 Vorwort wurde diese Revolution durch neue Methoden, die bedeutende mentale Inhalte und Abläufe zum Vorschein brachten, die bei einer Introspektion nicht zugänglich waren. Wir fragten uns, ob sich diese Methoden in veränderter Form auch auf das menschliche Sozialverhalten ausweiten ließen, um in ihm bislang unbeobachtete Einflüsse offenzulegen und zu erklären. In der Rückschau auf diese Zeit sehen wir es als Glück an, dass wir in den Strudel dieser Revolution hineingeraten sind.“ 2

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1. Mentale Programmfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2. Die verdunkelte Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3. Einblick in den blinden Fleck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

4. »Nicht, dass dagegen was zu sagen wäre!« . . . . . . . . . . 73

5. Homo categoricus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

6. Die versteckten Kosten der Stereotype . . . . . . . . . . . . . 117

7. Wir und die anderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

8. Den Automaten überlisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

9 Anhang 1: Sind Amerikaner Rassisten? . . . . . . . . . . . . . . . 191

Anhang 2: Rassismus, Benachteiligung und Diskriminierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279



Leseprobe: http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/26071.pdf



Einordnung für die Bildungsarbeit



Der Umgang mit „Vorurteilen“ - aufspüren, hinterfragen, dagegen kämpfen - gehört schon von Anfang an zum Kernbestand „Globalen Lernens“. Dieses Buch nimmt Vorurteile aus dem Blick von Sozialpsychologen und ihren Methoden noch einmal in den Blick, vor allem: es sucht auch nach Wegen nicht bei Erklären und Hinterfragen stehen zu bleiben – für Studierende, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II und die Schulbibliothek.




Martin Geisz, 2015


1http://www.dtv.de/buecher/vor-urteile_26071.html (5.8.2015)

2S. 13 f