Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen
Buchhinweis
Stichworte;
Weltreligionen, Religionen, Gesellschaft, Menschenrechte, Toleranz
|
|
Bibliographische Angaben: |
> Martha Nussbaum: Die neue religiöse Intoleranz . Ein Ausweg aus der Politik der Angst. Aus dem Engl. von Nikolaus de Palézieux. WBG Darmstadt. 2014. ISBN: 9783534264605 > Sonderausgabe/Studienausgabe: 2015: ISBN: 9783534267156 (unveränderter Nachdruck d. 1. Aufl. 2014) |
Zum Buch:
|
Angst vor einer „Islamisierung Europas“, „Pegida – Demonstrationen“ (die diese Ängste aufgreifen), „Diskussion um den eher hilflosen Satz 'Der Islam gehört zu Deutschland' sind nur einige Stichworte, mit denen man sich an ein Kernproblem gegenwärtiger gesellschaftlicher Situation annähern kann. Es geht um Vorurteile, Angst vor Fremden (Fremdem), fehlendem Respekt gegenüber Andersdenkenden – Andersglaubenden – Andersozialisierten, Intoleranz … . Besonders zu spüren bekommen dies Menschen, die vom Islam „geprägt“ sind, egal, ob sie Bürger der BRD, Flüchtlinge, Migranten … sind. Natürlich wächst bei ihnen selbst die Angst … . Religionsfreiheit, Gewissensfreiheit und Toleranz drohen in der Gesellschaft zu leeren Begriffshülsen zu werden. Menschenrechte verlieren durchaus ihre universelle Geltung und werden in „Sondersituationen“ plötzlich neu diskutiert. Im hier angezeigten Buch stellt sich die Philosophin Anna Nussbaum dem Problem. Zur Ankündigung der Neuerscheinung des Buches als Studienausgabe schreibt der Verlag: „Durch den Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo fühlen sich viele Menschen in ihrer Meinung bestärkt. Die Angst wächst. Für Nussbaum ist es gerade diese Furcht, die zu den Problemen führt: „Angst ist Gift für den Zusammenhalt der Bürger“. Sie fordert auf, die Angst vor dem Fremden fallenzulassen und durch Respekt, Verständnis und Phantasie zu einer gleichberechtigten Zukunft zu gelangen. Anhand von drei Leitlinien zeigt sie einen Ausweg aus der Angst: Neben soliden Grundsätzen, die Verhaltenssicherheit schaffen, plädiert sie für Selbstprüfung und Empathie, die Fehler also nicht nur bei anderen zu suchen und anderen Sichtweisen mit Neugier und Verständnis zu begegnen. 'Angst stellt eine große Bedrohung dar für ein demokratisches Zusammenleben und gegenseitigen Respekt. Gerade heute ist es von ungeheurer Bedeutung, der Angst nicht zu erlauben, unser Urteilsvermögen zu trüben'. Für Martha Nussbaum ist die Angst vor dem Fremden die Ursache für zahlreiche Probleme, die die Gesellschaft beschäftigen.“ Das Buch ist ein Beitrag aus philosophischer Perspektive. Zentral ist: Gewissensfreiheit gilt für den Einzelnen – ihn schützt sie. Eine Gruppe - auch nicht eine Gruppe einer Religionsgemeinschaft - kann sich darauf gegenüber einer Mehrheit nicht berufen. „Es wäre unangemessen, einen orthodoxen Juden aufzufordern, am Samstag zu arbeiten oder Auto zu fahren, nur weil ein Großteil europäischer oder amerikanischer Juden damit keine Probleme hat. Die eigene Auslegung der Religion ist es, die für das Gewissen zählt, und das Gewissen zu verletzen heißt, die Menschenwürde zu verletzen.“ „Die neue religiöse Intoleranz“ beschreibt eine ethische Debatte zur Religionsfreiheit innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft (und was wir damit verbinden, verbinden wollen und verbinden sollen) auch mit Perspektive auf die Zukunft. Es stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten eines Pluralismus von Religionen und Weltanschauungen – und dies angesichts von Terror und einem auch medial immer wieder präsentierten Alltag mit vielen kontroversen Positionen. Eine Rezension des Buches fasst Lösungsmöglichkeiten so zusammen:. „Kurz übersetzt in den kulturellen Katechismus des Westens ergäbe das drei Orientierungspunkte: Kants kategorischer Imperativ, sokratische Selbstprüfung, literarisch geschultes Einfühlungsvermögen.“1 zur Autorin: Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago.
Rezensionen im Internet: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-128859985.html http://pw-portal.de/rezension/37783-die-neue-religioese-intoleranz_46089 http://www.lipola.de/plaintext/rezension/fachbuecher/die-neue-religioese-intoleranz.php
» Hörfunk-Beitrag im Deutschlandradio Kultur vom 08.08.2014 zum Titel "Die neue religiöse Intoleranz" in der Rubrik "Buchkritik":
|
Einordnung für die Bildungsarbeit |
„Globales Lernen“ hat immer die eigene Gesellschaft mit den aktuellen Entwicklungen im Blick. So kommt der Unterricht mit Sicherheit auch am Problemfeld religiöse Toleranz – religiöse Intoleranz nicht vorbei und es ist offensichtlich, dass die alten Denkwege und damit auch Unterrichtsansätze zum Verständnis und zur Analyse der Situation an ihre Grenzen geraten. Neue Denkanregungen sollten da willkommen sein. Es lohnt, den Zugang, den Martha Nussbau in diesem Buch anbietet, zu verfolgen, denn er bietet aufbauend auf alten philosophischen Positionen neue Ansätze, Impulse und Perspektiven, die bei Curriculumentwicklung und Unterrichtsgestaltung berücksichtigt werden sollten. |
Martin Geisz, 2015