Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie-lernen


Buchhinweis


Stichworte: Weltreligionen, Religionskritik, Monotheismus, Ethik, Gewalt






Bibliographische Angaben:

Rolf Schieder (Hrsg.): Die Gewalt des einen Gottes. Die Monotheismusdebatte zwischen Jan Assmann, Mischa Brumlik, Rolf Schieder, Peter Sloterdijk und anderen . Berlin University Press - 2. Aufl. 2014, 360 ISBN: 978-3-7374-1308-4



Zum Buch:










Jan Assmann (Altägyptologe) hat vor 17 Jahren mit seinem Buch „Moses the Egyptian“ und seinen Thesen zur Bedeutung des Monotheismus und der „mosaischen Unterscheidung“ viele Diskussionen ausgelöst. Wichtiger Kritiker auf theologischer Seite war schon bald Rolf Schieder („Sind Religionen gefährlich“ Berlin 2008).

Zu den Thesen Assmanns gab es auch eine eine Kontroverse auf der Internetplattform „Perlentaucher“. Dieser Band dokumentiert diese Kontroverse (besonders um die Frage unter anderem um die Frage ob monotheistische Religion(en) notwendig gewaltbereit sind). Rolf Schieder schreibt im Vorwort: „Dieses Buch ist Jan Assmann gewidmet. Seiner Initiative verdankt sich die neue Monotheismus-Debatte, die hier dokumentiert wird. … Dankbar nahm ich das Angebot an. Uns beiden lag daran, falsche Fronten, die sich im öffentlichhen Diskurs zu verselbständigen drohten, zu beseitigen. Uns bewegte auch die Sorge, dass eine unterkomplexe Lesart der These vom Zusammenhang zwischen jüdischen Monotheismus und (politischer )Gewalt antisemitischen Diskursen Vorschub leisten könnte."(S.7)

In diesem Buch kommen ganz unterschiedliche Sichtweisen zu Wort – vom skeptischen Philosopühen ( Peter Sloterdijk ) über Vertreter christlicher Theologie (Rolf Schieder – mit Antwort von Jan Assmann; Bernhard Lang, Markus Witte mit bibelwissenschaftlich orientierten Beiträgen – auch hier gibt es eine Antwort von Jan Assmann) sowie Stimmen aus jüdischer Sicht (Micha Brumlik und Marcia Pally – mit Antwort von Jan Assmann) sowie weiteren Beiträgen (siehe Inhaltsverzeichnis).

Jan Assmann formuliert in seinem abschließenden Beitrag, der auch die Beiträge des Buches im Blick hat, zusammenfassend: „Ich räume ein, dass das Konzept der 'mosaischen Unterscheidung' im sinne von 'wahr' und 'falsch' allzu simplizistisch und irreführend war. Eine feinere Analyse der mit dem Exodus-Mythos und dem Monotheismus der Treue verbundenen Unterscheidung führte zu dem Ergebnis, dass die Gewalt nicht aus der Unterscheidung von wahr und falsch, sondern von Freund und Feind stammt. … Meine Kritik ist nicht antisemitisch, sondern antifundamentalistisch motiviert.Eine Lektüre der heiligen Schriften, die unter Berufung auf archaische Text diejenigen selig spricht, die Verfolgung ausüben kann sich die globalisierte Menschheit nicht mehr leisten“ (S.264)



Rolf Schieder lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin Praktische Theologie. Er ist Sprecher des Program on Religion and Politics und Fellow am Forschungskolleg des Collegium Helveticum/Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik, Basel.

Jan Assmann ist emeritierter Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg und Professor für allgemeine Kulturwissenschaft an der Universität Konstanz.

Hinweis auf eine weitere Rezension: http://pw-portal.de/rezension/37334-die-gewalt-des-einen-gottes-45700



Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen und Philosophieunterricht haben immer existentielle Grundfragen im Blick – so auch die Frage nach der Bedeutung des Monotheismus und seinen Auswirkungen auf gesellschaftliches (und persönliches) Leben. Ich sehe die besondere Leistung dieses Buches in der „Dialogorientierung“. Nach Klärung der Ausgangspunkte werden deutliche Positionen formuliert (durchaus kontrovers und nicht immer miteinander vereinbar) und immer wieder in entsprechend gekennzeichneten Artikeln auch von den „Kontrahenten“ aufgenommen und kritisch hinterfragt. Für Studierende und Lehrkräfte ist dies ein gut nutzbares Angebot zur eigenen vertiefenden Arbeit. Für den Unterricht (in fortgeschrittenen Kursen der Sekundarstufe II in den Fächern Philosophie, Ethik und Religion)kann dies nur befruchtend sein.







Martin Geisz, März 2015



 


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