Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen


Buchhinweis


Stichworte: Katholische Kirche, Globalisierungsprozesse, Globalisierung, Hierarchie



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Bibliographische Angaben:

Hans Küng: Sieben Päpste. Wie ich sie erlebt habe. Piper. München 2015. 384 Seiten. ISBN: 978-3-492-05687-8




Zum Buch:









Pius XII. Pacelli, Johannes XXIII. Roncalli, Paul VI. Montini, Johannes Paul I. Luciani, Johannes Paul II. Wojtyła, Benedikt XVI. Ratzinger, Franziskus, Bergoglio:Über diese sieben Päpste will ich schreiben, wie ich sie als Zeitzeuge, Theologe und Insider des Katholischen erlebt habe.

Es geht hier nicht um eine allgemeine, umfassende, kritisch erarbeitete Geschichtsschreibung zu den letzten sieben Päpsten, von der man Neutralität und Vollständigkeit erwarten müsste. Es geht auch nicht um eine Würdigung der Regierungs- und Verwaltungsaufgaben der Päpste oder um die Darstellung alltäglicher Abläufe, liturgischer Handlungen, Audienzen und Empfänge. Hier geht es vielmehr um einen Bericht von sehr individuellen »Erfahrungen«, die ich persönlich, direkt oder indirekt, mit den letzten sieben Päpsten gemacht habe, und von oft unkonventionellen, aber begründbaren »Erkenntnissen«, die mir in meinem langjährigen Studium der Papstgeschichte und Papstideologie aufgingen, dies oft im persönlichen Umgang mit den sieben Päpsten meiner Lebenszeit.

Um eine persönliche Wertung der sehr unterschiedlichen Pontifikate kann und will ich mich nicht herumdrücken, aber sie ist im Kern theologisch begründet. Dass bestimmte Päpste weniger gut »wegkommen« als andere, hat natürlich auch mit meiner Sympathie oder Antipathie zu tun. Wie könnte es anders sein? Doch entscheidend wurde für mich die Nähe zum Evangelium Jesu Christi, auf das sich alle diese Päpste als »Stellvertreter Christi« zumindest theoretisch berufen. Konkret wurde diese Nähe als Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil, das die gesamte katholische Kirche repräsentiert und das Evangelium für unsere Zeit in maßgeblicher Weise neu interpretieren wollte. Auch bei scharf kritisierten Päpsten verschweige ich nicht ihre (in der Kirchenpresse und von Hoftheologen ohnehin ständig ausgebreiteten) positiven Leistungen, und umgekehrt bei hochgelobten Päpsten nicht ihre Versäumnisse und Fehlentscheidungen.

Also alles in allem der kritische Beitrag eines engagierten Zeitzeugen, der sich gewiss um Fairness bemüht, aber gerade deshalb sein Auge auch auf oft vernachlässigte oder bewusst ignorierte schwarze oder graue Seiten der Papstgeschichte richten und seine Stimme den Opfern päpstlicher Politik und Lehre leihen musste und muss. Die Stimme eines Insiders durchaus, aber nicht die eines vatikanischen Höflings, sondern eines katholischen Theologen und früheren Konzilstheologen, der allen Schwierigkeiten zum Trotz loyal zu seiner kirchlichen Gemeinschaft steht und der erst durch konkrete Reaktionen ganz bestimmter Päpste zu einem, wie manchmal von Zeitgenossen etikettiert, »Leader der loyalen Opposition seiner Heiligkeit« gemacht wurde.“1 ...so formuliert Hans Küng in der Einleitung des Buches sein Vorhaben für dieses Buch. Dieses Vorhaben löst er ein.

Er schreibt einerseits eine persönliche Geschichte, seine persönlichen Begegnungen, seine eigenen Einschätzungen, vor allem seine Sicht als engagierter und kritischer Theologe – zusammen mit dem späteren Papst Benedikt XVI. letzter lebender Theologe, der das II. Vatikanische Konzil als Berater wesentlich mitgestaltet hat. Es ist auch die Geschichte von Wandlungen in der Ausübung des Papstamts. Von hierarchischen Strukturen geprägt vor allem bei Pius XII. , Paul VI. In den letzten Jahren seiner Regierungszeit , Johannes Paul II., Benedikt XVI., bis zur Einbeziehung der Bischöfe in Kollegialität bei Johannes XXIII. (der das 2. Vatikanische Konzil einberufen hat) und Franziskus, der offensichtlich gegenwärtig versucht, alte Strukturen ein Stück weit aufzubrechen.

Im Buch werden nicht nur kirchliche Entwicklungen, sondern auch die weltgeschichtlichen Rahmenbedingungen (Faschismus, Kalter Krieg, Zusammenbruch des Sowjetimperiums, amerikanische Präsidenten) – durchaus in ihren Wechselwirkungen zwischen vatikanischer Politik und Weltpolitik einbezogen und reflektiert. So im Buch eher biografische Notizen mit einer tiefer gehenden Analyse zeitgeschichtlicher Prozesse verbunden.

Zum Autor: Hans Küng, geboren 1928 in Sursee/Schweiz, ist Professor Emeritus für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen und Ehrenpräsident der Stiftung Weltethos. Er gilt als einer der universalen Denker unserer Zeit. Sein Werk liegt im Piper Verlag vor. Weiteres zum Autor: www.weltethos.org



Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen braucht den Blick auf die Akteure in Globalisierungsprozessen. Neben Staaten und Wirtschaftsorganisationen sind hier die Weltreligionen zu nennen. Die katholische Kirche – hierarchisch organisiert von der zentralen Stellung des Papstes bestimmt - ist ein Akteur, der dabei nicht vernachlässigt werden sollte. Hans Küng nimmt hier eine einzigartige Rolle ein: Er ist Theologe, weltweit geschätzter Denker über die kirchlichen Strukturen hinaus – besonders das Projekt Weltethos wäre hier zu nennen. Als unabhängiger Akteur hat er trotz offiziellem kirchlichen Lehrverbot großen Einfluss. Dieses Buch gibt der Beschäftigung mit „katholischer Kirche“ als globaler Akteuer viele überraschende und neue Impulse. Ich empfehle es für Studierende und Lehrkräfte und auch für SchülerInnen der Sekundarstufe II.







Martin Geisz, September 2015


1S. 11 ff.