„Pius
XII. Pacelli, Johannes XXIII. Roncalli, Paul VI. Montini,
Johannes Paul I. Luciani, Johannes Paul II. Wojtyła,
Benedikt XVI. Ratzinger, Franziskus, Bergoglio:Über diese
sieben Päpste will ich schreiben, wie ich sie als
Zeitzeuge, Theologe und Insider des Katholischen erlebt habe.
Es
geht hier nicht um eine allgemeine, umfassende, kritisch
erarbeitete Geschichtsschreibung zu den letzten sieben Päpsten,
von der man Neutralität und Vollständigkeit erwarten
müsste. Es geht auch nicht um eine Würdigung der
Regierungs- und Verwaltungsaufgaben der Päpste oder um die
Darstellung alltäglicher Abläufe, liturgischer
Handlungen, Audienzen und Empfänge. Hier geht es vielmehr
um einen Bericht von sehr individuellen »Erfahrungen«,
die ich persönlich, direkt oder indirekt, mit den letzten
sieben Päpsten gemacht habe, und von oft unkonventionellen,
aber begründbaren »Erkenntnissen«, die mir in
meinem langjährigen Studium der Papstgeschichte und
Papstideologie aufgingen, dies oft im persönlichen Umgang
mit den sieben Päpsten meiner Lebenszeit.
Um
eine persönliche Wertung der sehr unterschiedlichen
Pontifikate kann und will ich mich nicht herumdrücken, aber
sie ist im Kern theologisch
begründet. Dass bestimmte Päpste weniger gut
»wegkommen« als andere, hat natürlich auch mit
meiner Sympathie oder Antipathie zu tun. Wie könnte es
anders sein? Doch entscheidend wurde für mich die Nähe
zum Evangelium Jesu Christi, auf das sich alle diese Päpste
als »Stellvertreter Christi« zumindest theoretisch
berufen. Konkret wurde diese Nähe als Treue zum Zweiten
Vatikanischen Konzil, das die gesamte katholische Kirche
repräsentiert und das Evangelium für unsere Zeit in
maßgeblicher Weise neu interpretieren wollte. Auch bei
scharf kritisierten Päpsten verschweige ich nicht ihre (in
der Kirchenpresse und von Hoftheologen ohnehin ständig
ausgebreiteten) positiven Leistungen, und umgekehrt bei
hochgelobten Päpsten nicht ihre Versäumnisse und
Fehlentscheidungen.
Also
alles in allem der kritische Beitrag eines engagierten
Zeitzeugen, der sich gewiss um Fairness bemüht, aber gerade
deshalb sein Auge auch auf oft vernachlässigte oder bewusst
ignorierte schwarze oder graue Seiten der Papstgeschichte
richten und seine Stimme den Opfern päpstlicher Politik und
Lehre leihen musste und muss. Die Stimme eines Insiders
durchaus, aber nicht die eines vatikanischen Höflings,
sondern eines katholischen Theologen und früheren
Konzilstheologen, der allen Schwierigkeiten zum Trotz loyal zu
seiner kirchlichen Gemeinschaft steht und der erst durch
konkrete Reaktionen ganz bestimmter Päpste zu einem, wie
manchmal von Zeitgenossen etikettiert, »Leader der loyalen
Opposition seiner Heiligkeit« gemacht wurde.“
...so formuliert Hans Küng in der Einleitung des Buches
sein Vorhaben für dieses Buch. Dieses Vorhaben löst er
ein.
Er
schreibt einerseits eine persönliche Geschichte, seine
persönlichen Begegnungen, seine eigenen Einschätzungen,
vor allem seine Sicht als engagierter und kritischer Theologe –
zusammen mit dem späteren Papst Benedikt XVI. letzter
lebender Theologe, der das II. Vatikanische Konzil als Berater
wesentlich mitgestaltet hat. Es ist auch die Geschichte von
Wandlungen in der Ausübung des Papstamts. Von
hierarchischen Strukturen geprägt vor allem bei Pius XII. ,
Paul VI. In den letzten Jahren seiner Regierungszeit , Johannes
Paul II., Benedikt XVI., bis zur Einbeziehung der Bischöfe
in Kollegialität bei Johannes XXIII. (der das 2.
Vatikanische Konzil einberufen hat) und Franziskus, der
offensichtlich gegenwärtig versucht, alte Strukturen ein
Stück weit aufzubrechen.
Im
Buch werden nicht nur kirchliche Entwicklungen, sondern auch
die weltgeschichtlichen Rahmenbedingungen (Faschismus, Kalter
Krieg, Zusammenbruch des Sowjetimperiums, amerikanische
Präsidenten) – durchaus in ihren Wechselwirkungen
zwischen vatikanischer Politik und Weltpolitik einbezogen und
reflektiert. So im Buch eher biografische Notizen mit einer
tiefer gehenden Analyse zeitgeschichtlicher Prozesse verbunden.