Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen


Buchhinweis


Stichworte: Griechenland, Eurozone







Bibliographische Angaben:



Joachim Bischoff / Björn Radke: »Isch over«? Griechenland und die Eurozone. Syrizas Kampf gegen die neoliberale Hegemonie. Eine Flugschrift. VSA-Verlag.Hamburg| 2015 | ISBN 978-3-89965-685-5






Zum Buch:








Im Januar 2015 hat zumindest in Griechenland ein solcher politischer Kurs- und Richtungswechsel stattgefunden. Mit dem Wahlerfolg des Linksbündnisses Syriza ist auf dem Weg nach Ithaka ein neues Stadium erreicht worden. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble prognostizierte kurz nach der Wahl in Griechenland im Februar: Wenn das aktuelle Hilfsprogramm, das auf Antrag der früheren griechischen Regierung Samaras bis Ende Februar verlängert wurde, nicht ordnungsgemäß beendet werde, »wird eine schwierige Situation entstehen, am 28., 24 Uhr, isch over«. In der Tat waren die Sanierungsprogramme der etablierten Klientelparteien Nea Dimokratia und sozialistischer Pasok »over«, aber die Krise noch längst nicht beendet.“1

Als wichtiges Faktum bleibt gleichwohl festzuhalten: Das Parteien- und politische System ist nicht implodiert und es gibt auch keine politische Blockade. In Griechenland gibt es – fast wie zu Vorkrisenzeiten – nur zwei Volksparteien und ansonsten ein halbes Dutzend Kleinparteien mit einer Unterstützung im einstelligen Prozentbereich. Syriza liegt als stärkste Kraft deutlich vorn – auch weil sie die Abspaltung »Laiki Enotita« besser verkraftet hat als erwartet.2 - so formulieren die Autoren in der Einleitung wesentliche Ausgangspunkte ihrer Überlegungen. Sie thematisieren die Lage in Griechenlands auch nach der Zustimmung der Mehrheit von Syriza zu den Forderungen aus der Eurozone. „Die Autoren begründen, warum es falsch ist zu behaupten, dass die Spar- und Umbauprogramme, die dem Land aufgezwungen werden, jeder ökonomischen Logik entbehren. Wenn es diese nicht gibt, wäre jedweder Versuch, aus der Austerität auszubrechen – der zugestandenermaßen sicherlich kein Spaziergang sein wird – und wieder auf die Beine zu kommen, politisch sinnlos und zum Scheitern verurteilt. Sie stellen stattdessen ihre Analysen zur ökonomischen und politischen Entwicklung Griechenlands und der Eurozone zur Diskussion.“3 Das Inhaltverzeichnis gibt eine erste Übersicht über die Schwerpunkte der engagierten Flugschrift, die klar Position bezieht: „Es ist unseres Erachtens falsch zu behaupten, dass die Spar- und Umbauprogramme, die Griechenland aufgezwungen werden, jeder ökonomischen Logik entbehren.Wenn keine ökonomische Logik vorhanden ist, dann ist jedweder Versuch, aus der Austerität auszubrechen – der zugestandenermaßen sicherlich kein Spaziergang sein wird – und wieder auf die Beine zu kommen, politisch sinnlos und zum Scheitern verurteilt. Wir teilen die in einer solchen Haltung zum Ausdruck kommende linke Besserwisserei und revolutionäre Romantik nicht.“4



Inhalt

Einleitung ......................................................................................... 7

1. Zwischenetappe oder historische Niederlage?

................... 13

Drittes Memorandum, Spaltung des Linksbündnisses

und der europäischen Linken ....................................................... 13

Chancen trotz dritten Memorandums ........................................ 18

2. Griechenland –

Blaupause für den Umbau der Eurozone?

.................................. 22

3. Stationen des Scheiterns der neoliberalen

Austeritätspolitik in Griechenland

............................................. 26

Langwieriger Schrumpfungsprozess ........................................... 32

Was haben »Strukturreformen« bislang bewirkt? ...................... 37

4. Das Referendum und die Verhandlungen

über ein drittes Hilfspaket

........................................................... 47

Die Lage der Wirtschaft und der Banken .................................... 50

Das dritte Memorandum und warum die vorangegangenen

Hilfspakete nicht funktioniert haben .......................................... 53

Neue Gelder für Investitionen sind erforderlich ........................ 59

Die Rolle des Internationalen Währungsfonds .......................... 60

5. Zur Schuldenproblematik Griechenlands

............................. 62

Warum immer neue Kredite? ....................................................... 66

6. Gibt es Alternativen zur neoliberalen Rosskur?

................... 70

Investitionen und ein europäischer »New Deal« ....................... 70

Neue Gelder für Investitionen ..................................................... 71

Könnte die Europäische Zentralbank eine Rolle spielen? ......... 72


7. Das Märchen von der Sanierung Irlands, Portugals

oder Spaniens ...

........................................................................... 76

Irlands Erfolge? ............................................................................. 79

Portugals umstrittene Sanierung .................................................. 80

Spanien: Vom Sorgenkind zum Musterschüler? ......................... 83

Kein polit-ökonomischer Durchbruch

oder: viel Schönrednerei ............................................................... 87

8. Die Krise der Eurozone und die Hegemonialmacht

.............. 89

Europa und die Folgen der Großen Krise .................................. 89

Ist die Krise der Eurozone ausgestanden? .................................. 96

Wie erträgt ein integriertes Europa eine Hegemonialmacht? .... 98

9. Die europäischen Eliten und

ihre Auswege aus der Krise

...................................................... 105

Rettung der Eurozone – aber wie? ............................................ 108

Sind die Griechen an der Eurokrise schuld und

ein »time-out« deshalb notwendig? ............................................ 111

10. Grexit als Alternative zur Sanierung im Eurosystem?

...... 116

Warum Kompromiss? ................................................................. 118

Die Gegenposition des »befreienden« Grexit ........................... 120

Die Argumente von rechts und

der Mainstream-Ökonomen ...................................................... 121

Chancen trotz des dritten Memorandums? .............................. 130

Grexit – eine Alternative für die Linke? ................................... 132

11. Ein Zwischenresümee

.......................................................... 142

Zum Weiterlesen .......................................................................... 147




Leseprobe: http://www.vsa-verlag.de/uploads/media/www.vsa-verlag.de-bischoff-radke-isch-over.pdf



Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen sollte den Blick auch auf aktuelle Entwicklungen richten, gerade dann, wenn sie in der Öffentlichkeit eher undifferenziert betrachtet werden. Der Buchtitel „isch over“ spricht für sich. Hier gibt es eine engagierte „Flugschrift“, die differenzierend argumentiert und durchaus Widerspruch herausfordert - auch in der Bildungsarbeit (in Leistungskursen der Fächer Politischer Bildung in der Sekundarstufe II)



Martin Geisz, November 2015



1S.8

2S. 10

3http://www.vsa-verlag.de/index.php?id=7124&tx_ttnews[tt_news]=16052&tx_ttnews[backPid]=6428 (Aufruf 16.11.2015)

4S. 12