Bibliographische Angaben:

Bühler, Johannes: Am Fuße der Festung. Begegnungen vor Europas Grenze. Schmetterling Verlag. Stuttgart 1. Auflage 2015. 304 Seiten. ISBN 3-89657-077-3

Zum Buch:

„Im Schatten der «exzellenten Kooperation»

Als erstes Land im Mittelmeerraum ist Marokko 2013 mit der EU eine Mobilitätspartnerschaft eingegangen. Diese soll offiziell dazu dienen, einen gut organisierten Personenverkehr zu gewährleisten. Im Rahmen dieser “Partnerschaft” verhandelt die EU aber gegenwärtig um ein Rückübernahmeabkommen, womit jede Person, welche irregulär europäisches Territorium betritt, umgehend zurück nach Marokko abgeschoben werden könnte. Im Gegenzug versprechen die Schengen-Staaten Visa-Erleichterungen für marokkanische Studierende und Geschäftsleute.

Für die Reisenden vor den Toren Europas ein Albtraum: Sie wären für immer in dem Land gestrandet, welches für sie jeden Mythos von Gastfreundschaft verloren hat. In Marokko sind sie täglich rassistischen Übergriffen, Misshandlungen durch die Polizei und existenziellen Nöten ausgesetzt. Denn seit zehn Jahren übernimmt Marokko die Rolle des Polizisten an der Grenze Europas. Bezahlt wird das Königreich für die Kooperation mit Entwicklungshilfegeldern und Handelsliberalisierungen. So floss von 2007 bis 2013 mehr als eine Milliarde Euro im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik nach Marokko – soviel wie sonst in kein anderes Land.“¹

Dies ist wichtiger Teil der Gegenwartsverhältnisse, ein Hintergrund, vor dem Johannes Bühler schreibt. Er hat Menschenschicksale im Blick, das Schicksal von Menschen, die sich angesichts des Elends in ihrer Heimat auf den Weg gemacht haben, Flüchtlinge sind. In den Berichten vieler Flüchtlinge (siehe Inhaltsverzeichnis) werden Elend, Wut, unmenschliche Lebensverhältnisse deutlich. Die „politische Reisereportagen“ machen systematische Ausbeutung und Folter der Flüchtlinge durch Schlepperorganisationen in ihren eigenen Ländern,organisierten Frauenhandel und sexuelle Gewalt zum Thema. Dies alles ist auch Folge der Migrationspolitik der EU, die wesentlich eine Abwehrpolitik ist. Sie ist nicht nur hilflos, sie verliert auch grundlegende Menschenrechten aus dem Blick.

Zum Autor:

Johannes Bühler

„1988 in der Schweiz geboren. Während ausgedehnten Reisen als freischaffender Journalist und Textarbeiter tätig. Als 2006 in der Schweiz das Asylgesetz massiv verschäft wurde, publizierte er erstmals als Jugendlicher Interviews mit abgewiesenen Flüchtlingen. 2008 reiste er nach Marokko, verliebte sich in das Land und eine Frau, und lebt seither zwischen zwei Welten. Reisen und Migration ist dadurch zu einem seiner Lebensthemen geworden. Für das Buch «Am Fuße der Festung» recherchierte er während acht Monaten in Rabat, Casablanca, Tanger, Oujda und Ceuta und zeichnete über dreissig Lebensgeschichten auf. Für die Zukunft will er sich seiner zweiten Leidenschaft widmen, der natürlichen Landwirtschaft, und in Marokko ein Permakulturprojekt aufbauen. Er möchte damit dem Drang des Fortziehens die Möglichkeit entgegensetzen, sich seinen eigenen Lebensraum zu erschaffen.“²

Dossier zum Buch: http://www.schmetterling-verlag.de/page-33_ean-9783896570772_dl-393.htm

Einordnung für die Bildungsarbeit

Globales Lernen hat Migration,Flucht und Asyl schon immer im Blick. Dieses Buch bietet authentisches Material – das ja für Globales Lernen und seine Grundforderung nach einem „Perspektivenwechsel“ so wichtig ist. Flüchtlinge werden vorgestellt, kommen selbst zu Wort. Dieses Buch wird den Unnterricht zum Themfeld bereichern. Es ist ab ca. Klasse 9 auch direkt einsetzbar