Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - > Globales Lernen


Buchhinweis


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Bibliographische Angaben:



Claudia Pinl: Freiwillig zu Diensten? Nomen Verlag. Frankfurt 2014.

ISBN: 978-3-939816-18-8



Zum Buch:










Zivilgesellschaft“, Engagement'“, „Bürgersinn“, „Freiwilligenarbeit“ sind in Deutschland hehre Begriffe, die uf ihre politische Bedeutung hin abzuklopfen so gut wie tabu ist. Man kommt sich schon sonderbar vor – ein bisschen von gestern, ein bisschen asozial, wenn man daran erinnert, das Bildung, Kultur, kommunale Infrastruktur und soziale Sicherung öffentliche Aufgaben sind, die mit Steuergeldern finanziert werden müssen, unter anderem deshalb, um Arbeitsplätze zu erhalten“1. In der Einleitung formuliert die Autorin so einen der wichtigen Ausgangspunkte ihrer Beschäftigung mit dem Ehrenamt und freiwilligem Engagement von Bürgerinnen und Bürgern in der BRD. Sie nimmt auf der einen Seite das breite Spektrum ehrenamtlicher und freiwilliger sozialen Engagements in den Blick (die engagierte ehrenamtliche Arbeit in vielen Zusammenhängen wie die Lesebetreuung von Grundschulkindern oder die Arbeit bei den „Tafeln“, die Bedürftige mit Essen versorgen) – besteht aber gleichzeitig (dankenswerterweise) darauf, dieses Engagement in politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge einzuordnen. Sie beschreibt Vorgehen und Zielsetzung so: „Bürgersinn und Bürgerengagement als Lösung aller gesellschaftlichen Probleme, oder wenigstens vieler? Auf den folgenden Seiten beleuchte ich Aspekte der real existierenden „Bürgergesellschaft“ und beschäftige mich mit den Interessen derjenigen, die sie propagieren. Es geht nicht darum, das Potential, das in ehrenamtlicher Betätigung liegt, zu leugnen oder die positiven Seiten selbstlosen Engagement herabzusetzen. Es geht darum, die ständigen Appelle an unsere Hilfsbereitschaft und Verantwortung in Beziehung zu setzen zum Abbau sozialer Sicherheit, zur Privatisierung und Kommerzialisierung von Pflege und Gesundheit, zur finanziellen Austrocknung von Kommunen, zur Unterfinanzierung von Kultur und Bildung, zur Vermögenskonzentration und zu wachsender Armut, kurz: zur Umgestaltung von Staat und Gesellschaft zugunsten weniger, auf Kosten vieler.“2. Ein Blick auf ausgewählte Kapitelüberschriften verdeutlicht die Akzentsetzungen:

- „Kommune, Schule, Krankenhaus – wie Ehrenamtliche den Betrieb in Gang halten“

- „Die Goodwill – Industrie“

- „Die unverzichtbare PR – Masche: Corporate Social Responsibility“

- „Gemeinnützig – oder einfach nur gemein? Engagement und Arbeitsmarkt“




Einordnung für die Bildungsarbeit



Dieses ehrenamtliche Engagement wird in der Schule als solches allerdings wenig im Blick auf die wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe zur Sprache gebracht. Lehrbücher (und Lehrpläne) vernachlässigen diesen Aspekt weitgehend. Eigentlich ist die Thematik nah an der Schule (hier gibt es viel ehrenamtliches Engagement von der Cafeteriabetreuung, der Mitarbeit in Bibliotheken bis hin zu Freizeitangeboten), vor allem ist die Thematik nah an der Gegenwart von Schülerinnen und Schülern. Denn gerade kurz vor den Abschlüssen der Sek. II erlebe ich immer wieder, dass „Freiwilliges soziales Jahr“, „Freiwilliges ökologisches Jahr“, „Bundesfreiwilligendienst“ und für Globales Lernen besonders im Blick „weltwärts“ von vielen Unentschlossenen als Alternative in den Blick genommen wird.

Das Buch bietet umfangreiche Informationen, vor allem aber Positionen, die alle dazu herausfordern sollten, die Problematik aufzunehmen und selbst Stellung zu beziehen und (auch als Bürger mit den Möglichkeiten der Demokratie) auf Änderungen hinzuarbeiten – z.B.bei den von Politikern so beliebten Podiumsdiskussionen mit SchülerInnen zu Wahlkampfzeiten.

Das Buch ist direkt einsetzbar ab den Abschlussklassen der Sekundarstufe I , sollte darüber hinaus in der Schulbibliothek seinen Platz finden.









Martin Geisz, September 2014


1S.8 f

2S.11