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Buchhinweis


Stichworte: Ethnologie









Bibliographische Angaben:


Hans Peter Hahn: Ethnologie - Eine Einführung. Suhrkamp-Verlag, Berlin. 2013 . ISBN: 978-3-518-29685-1



Zum Buch:









Das Buch basiert auf einer regelmäßig – zunächst in Bayreuth, dann in Frankfurt am Main – gehaltenen Vorlesung mit dem gleichen Titel.

2 Zitate aus der Einführung des Autors verdeutlichen Ausgangspunkte dieser „Einführung in die Ethnologie“, die sich nicht nur an die Studenten des Fachs richtet.

Der gegenwärtige, weit über das Fach hinaus strahlende Erfolg der Ethnologie ist ganz überwiegend einer positiven Aufnahme ethnografischer Methoden im weitesten Sinn geschuldet. Wie im Verlauf der Einführung noch näher ausgeführt wird, sind ethnografische Methoden immer dann gefragt, wenn es darum geht, die Komplexität gesellschaftlicher Phänomene zu verstehen, und ihre Flexibilität bei der Bearbeitung unübersichtlicher oder gar unverstandener kultureller sozialer Felder scheint noch längst nicht ausgereizt. Die Ethnologie ist allerdings nicht nur ein Werkzeugkasten zur Bearbeitung schwieriger Methodenprobleme. Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Ungleichgewichts zwischen Methode und Gegenstand in der allgemeinen Wahrnehmung des Fachs ist es eine dringende Aufgabe geworden, die eigenen Themen deutlich zu markieren.

Die Ethnologie beobachtet, wie kulturelle Phänomene, Konzepte und Ideologien artikuliert, zwischen Gesellschaften ausgetauscht und an verschiedenen Orten der Welt in ganz unterschiedlichen Kontexten mit Bedeutung aufgeladen werden. Nicht selten ist die Ethnologie selbst an solchen Prozessen beteiligt, zum Beispiel indem sie westliche Ideen in andere Gesellschaften überträgt. Im besten Fall gelingt es ihr auch, kritisch zu beobachten, was mit solchen Phänomenen passiert, wenn sie transformiert und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückübertragen werden.“ 1

Vor dem Hintergrund eines solchen Verständnisses von Ethnologie gibt diese Einführung zunächst eine historische Darstellung, denn nur diese kann eine Reflexion über deren Stärken und Schwächen ermöglichen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine chronologisch präsentierte Geschichte des Fachs. Das eigentliche Ziel ist es, den historischen Rückblick dafür zu nutzen, gegenwärtige und zukünftige Fragen der Ethnologie zu erläutern. Fachtraditionen spielen dabei nur insofern eine Rolle, als sie nötig sind, um bestimmte Grundprobleme verständlich zu machen.“2

Insgesamt präsentiert das Buch eine Einführung in ethnologische Grundbegriffe und stellt Traditionen des Fachs dar. In Anschluss daran werden ausgewählte Fragen aufgegriffen, die für eine gegenwartsorientierte Ethnologie von besonderer Bedeutung sind. .

Die Schwerpunktsetzungen und das Vorgehen der Vorlesung verdeutlichen das Inhaltsverzeichnis.


Leseprobe (S.9-21): http://www.suhrkamp.de/download/Blickinsbuch/9783518296851.pdf



Homepage zum Buch: http://www.ethnologie-einfuehrung.de


Inhaltsverzeichnis

Einleitende Bemerkungen 9



I. Ethnologische Grundfragen

1. Was ist Kultur? 17

1.1 Vorgeschichte und erste Annäherungen an den Begriff 18

1.2 Von der Philosophie zur Ethnologie: Evolutionistischer Kulturbegriff 21

1.3 Widersprüche innerhalb der Ethnologie: Kulturhistorischer Kulturbegriff 23

1.4 Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Kritik der Kulturbegriffe des 19. Jahrhunderts

25

1.5 Kultur und Zivilisation 26

1.6 Beschreibende Bestimmungen des Begriffs 26

1.7 Der Niedergang des Kulturbegriffs 28

1.8 Interpretative Ansätze: Kultur und Repräsentationen 30

1.9 Zwei Modelle zur Erklärung von Kultur: Schichttorte und Rührkuchen 33

1.10 Zusammenfassung: Kultur als Kulturkritik 37



2. Was ist eine ethnische Gruppe? 40

2.1 Historische Motive für die Verwendung des Konzepts »Ethnos« 42

2.2 Ethnizität und Kolonialismus: Die Produktion von Andersartigkeit 44

2.3 Der konstruktivistische Ethnizitätsbegriff 49

2.4 Die ethnische Gruppe als »Wir-Gruppe« 53

2.5 Vorteile des konstruktivistischen Konzepts von ethnischen Gruppen 54

2.6 Zur Modernität ethnischer Gruppen 58

2.7 Zusammenfassung 60



3. Was sind ethnografische Methoden? 61

3.1 Beobachten als ethnografische Methode 63

3.2 Frühe Methoden in der Ethnologie 64

3.3 »Feldforschung« als ethnografische Methode 68

3.4 Teilnehmende Beobachtung 71

3.5 Alltag und Praktiken als ethnografische Themen 77

3.6 Kritik der ethnografischen Praxis 80

3.7 Neue Perspektiven 81

3.8 Zusammenfassung 83



II. Antworten:

Forschungstraditionen in vier Ländern

4. Cultural Anthropology in den USA

87

4.1 Franz Boas (1858-1942) 88

4.2 Ruth Benedict (1887-1948) 93

4.3 Margaret Mead (1901-1978) 96

4.4 Marvin Harris (1927-2001) 99

4.5 Zusammenfassung 104



5. Social Anthropology in Großbritannien 107

5.1 James Frazer (1854-1941) 108

5.2 Bronislaw Malinowski (1884-1942) 112

5.3 Funktionalismus. 114

5.4 Gemeinsamkeiten von Frazer und Malinowski 116

5.5 Edward Evan Evans-Pritchard (1902-1973) 118

5.6 Mary Douglas (1921-2007) 121

5.7 Zusammenfassung 125



6. Anthropologie in Frankreich 127

6.1 Émile Durkheim (1858-1917) 128

6.2 Arnold van Gennep (1873-1957).. 134

6.3 Marcel Mauss (1872-1950) 137

6.4 Claude Lévi-Strauss (1908-2009) 140

6.5 Zusammenfassung 146



7. Ethnologie in den deutschsprachigen Ländern 147

7.1 Adolf Bastian (1826-1905) 149

7.2 Leo Frobenius (1873-1938) 154

7.3 Wilhelm Schmidt (1868-1954) 160

7.4 Wilhelm Emil Mühlmann (1904-1988) 163

7.5 Zusammenfassung 166



III. Fragen an die Ethnologie heute

8. Ethnologischer Kulturvergleich 171

8.1 Für und Wider des Vergleichens als Methode 172

8.2 Cross Cultural Comparison und die Human Relations Area Files (HRAF) 176

8.3 Interkultureller Vergleich. 180

8.4 Controlled Historical Comparison 182

8.5 Erste Schlussfolgerung: Vergleichsmethoden 186

8.6 Zweite Schlussfolgerung: Der Kulturbegriff 187



9. Krise der ethnografischen Repräsentation 190

9.1 Die Tagebücher Bronislaw Malinowskis 193

9.2 Clifford Geertz 195

9.3 Writing Culture 199

9.4 Postmoderne Ethnologie 201

9.5 Die Macht der Diskurse 204

9.6 Wie ist die Krise der ethnografischen Repräsentation zu überwinden? 207



10. Ethnografie der Moderne 209

10.1 Modernität und Teilhabe 211

10.2 Moderne und Entwicklung 216

10.3 Grenzen der herkömmlichen Modernitätsbegriffe 218

10.4 Multiple Modernities, Alternative Modernity

und Uneven Modernities 220

10.5 Schluss: Eine Moderne – viele Modernen? 225



Literaturverzeichnis 227




Einordnung für die Bildungsarbeit

Globales Lernen“ ist ohne die Arbeit und Arbeitsergebnisse von Ethnologen und Ethnologie kaum denkbar . Mit „Komplexität gesellschaftlicher Phänomene verstehen“3 und mit ihr umgehen zu können ist eine Kernkompetenz Globalen Lernens. Ebenso der Zugang, den der Autor so umschreibt: „Die Ethnologie beobachtet, wie kulturelle Phänomene, Konzepte und Ideologien artikuliert, zwischen Gesellschaften ausgetauscht und an verschiedenen Orten der Welt in ganz unterschiedlichen Kontexten mit Bedeutung aufgeladen werden.“4 Die im Buch vorgestellten Anwortkonturen sind auh Grundlagen für alle Bemühungen Globalen Lernens. Das Buch kann Studierenden und Lehrkräften bei der Konzeption und Umsetzung von Konzepten Globalen Lernens eine große Hilfe sein.




Martin Geisz, Februar 2014


1S.11

2S.12

3S. 11

4S.11