Das
Buch basiert auf einer regelmäßig – zunächst
in Bayreuth, dann in Frankfurt am Main – gehaltenen
Vorlesung mit dem gleichen Titel.
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Zitate aus der Einführung des Autors verdeutlichen
Ausgangspunkte dieser „Einführung in die Ethnologie“,
die sich nicht nur an die Studenten des Fachs richtet.
„Der
gegenwärtige, weit über das Fach hinaus strahlende
Erfolg der Ethnologie ist ganz überwiegend einer positiven
Aufnahme ethnografischer Methoden im weitesten Sinn geschuldet.
Wie im Verlauf der Einführung noch näher ausgeführt
wird, sind ethnografische Methoden immer dann gefragt, wenn es
darum geht, die Komplexität gesellschaftlicher Phänomene
zu verstehen, und ihre Flexibilität bei der Bearbeitung
unübersichtlicher oder gar unverstandener kultureller
sozialer Felder scheint noch längst nicht ausgereizt. Die
Ethnologie ist allerdings nicht nur ein Werkzeugkasten zur
Bearbeitung schwieriger Methodenprobleme. Vor dem Hintergrund
eines zunehmenden Ungleichgewichts zwischen Methode und
Gegenstand in der allgemeinen Wahrnehmung des Fachs ist es eine
dringende Aufgabe geworden, die eigenen Themen deutlich zu
markieren.
Die
Ethnologie beobachtet, wie kulturelle Phänomene, Konzepte
und Ideologien artikuliert, zwischen Gesellschaften ausgetauscht
und an verschiedenen Orten der Welt in ganz unterschiedlichen
Kontexten mit Bedeutung aufgeladen werden. Nicht selten ist die
Ethnologie selbst an solchen Prozessen beteiligt, zum Beispiel
indem sie westliche Ideen in andere Gesellschaften überträgt.
Im besten Fall gelingt es ihr auch, kritisch zu beobachten, was
mit solchen Phänomenen passiert, wenn sie transformiert und
eventuell zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückübertragen
werden.“
Vor
dem Hintergrund eines solchen Verständnisses von Ethnologie
gibt diese Einführung zunächst eine historische
Darstellung, denn nur diese kann eine Reflexion über deren
Stärken und Schwächen ermöglichen. Es handelt sich
dabei jedoch nicht um eine chronologisch präsentierte
Geschichte des Fachs. Das eigentliche Ziel ist es, den
historischen Rückblick dafür zu nutzen, gegenwärtige
und zukünftige Fragen der Ethnologie zu erläutern.
Fachtraditionen spielen dabei nur insofern eine Rolle, als sie
nötig sind, um bestimmte Grundprobleme verständlich zu
machen.“
Insgesamt
präsentiert das Buch eine Einführung in ethnologische
Grundbegriffe und stellt Traditionen des Fachs dar. In Anschluss
daran werden ausgewählte Fragen aufgegriffen, die für
eine gegenwartsorientierte Ethnologie von besonderer Bedeutung
sind. .
Die
Schwerpunktsetzungen und das Vorgehen der Vorlesung verdeutlichen
das Inhaltsverzeichnis.
Homepage
zum Buch: http://www.ethnologie-einfuehrung.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitende
Bemerkungen 9
I.
Ethnologische Grundfragen
1.
Was ist Kultur? 17
1.1
Vorgeschichte und erste Annäherungen an den Begriff 18
1.2
Von der Philosophie zur Ethnologie: Evolutionistischer
Kulturbegriff 21
1.3
Widersprüche innerhalb der Ethnologie: Kulturhistorischer
Kulturbegriff 23
1.4
Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Kritik der Kulturbegriffe des
19. Jahrhunderts
25
1.5
Kultur und Zivilisation 26
1.6
Beschreibende Bestimmungen des Begriffs 26
1.7
Der Niedergang des Kulturbegriffs 28
1.8
Interpretative Ansätze: Kultur und Repräsentationen 30
1.9
Zwei Modelle zur Erklärung von Kultur: Schichttorte und
Rührkuchen 33
1.10
Zusammenfassung: Kultur als Kulturkritik 37
2.
Was ist eine ethnische Gruppe? 40
2.1
Historische Motive für die Verwendung des Konzepts »Ethnos«
42
2.2
Ethnizität und Kolonialismus: Die Produktion von
Andersartigkeit 44
2.3
Der konstruktivistische Ethnizitätsbegriff 49
2.4
Die ethnische Gruppe als »Wir-Gruppe« 53
2.5
Vorteile des konstruktivistischen Konzepts von ethnischen Gruppen
54
2.6
Zur Modernität ethnischer Gruppen 58
2.7
Zusammenfassung 60
3.
Was sind ethnografische Methoden? 61
3.1
Beobachten als ethnografische Methode 63
3.2
Frühe Methoden in der Ethnologie 64
3.3
»Feldforschung« als ethnografische Methode 68
3.4
Teilnehmende Beobachtung 71
3.5
Alltag und Praktiken als ethnografische Themen 77
3.6
Kritik der ethnografischen Praxis 80
3.7
Neue Perspektiven 81
3.8
Zusammenfassung 83
II.
Antworten:
Forschungstraditionen
in vier Ländern
4.
Cultural Anthropology in den USA
87
4.1
Franz Boas (1858-1942) 88
4.2
Ruth Benedict (1887-1948) 93
4.3
Margaret Mead (1901-1978) 96
4.4
Marvin Harris (1927-2001) 99
4.5
Zusammenfassung 104
5.
Social Anthropology in Großbritannien 107
5.1
James Frazer (1854-1941) 108
5.2
Bronislaw Malinowski (1884-1942) 112
5.3
Funktionalismus. 114
5.4
Gemeinsamkeiten von Frazer und Malinowski 116
5.5
Edward Evan Evans-Pritchard (1902-1973) 118
5.6
Mary Douglas (1921-2007) 121
5.7
Zusammenfassung 125
6.
Anthropologie in Frankreich 127
6.1
Émile Durkheim (1858-1917) 128
6.2
Arnold van Gennep (1873-1957).. 134
6.3
Marcel Mauss (1872-1950) 137
6.4
Claude Lévi-Strauss (1908-2009) 140
6.5
Zusammenfassung 146
7.
Ethnologie in den deutschsprachigen Ländern 147
7.1
Adolf Bastian (1826-1905) 149
7.2
Leo Frobenius (1873-1938) 154
7.3
Wilhelm Schmidt (1868-1954) 160
7.4
Wilhelm Emil Mühlmann (1904-1988) 163
7.5
Zusammenfassung 166
III.
Fragen an die Ethnologie heute
8.
Ethnologischer Kulturvergleich 171
8.1
Für und Wider des Vergleichens als Methode 172
8.2
Cross Cultural Comparison und die Human Relations Area Files
(HRAF) 176
8.3
Interkultureller Vergleich. 180
8.4
Controlled Historical Comparison 182
8.5
Erste Schlussfolgerung: Vergleichsmethoden 186
8.6
Zweite Schlussfolgerung: Der Kulturbegriff 187
9.
Krise der ethnografischen Repräsentation 190
9.1
Die Tagebücher Bronislaw Malinowskis 193
9.2
Clifford Geertz 195
9.3
Writing Culture 199
9.4
Postmoderne Ethnologie 201
9.5
Die Macht der Diskurse 204
9.6
Wie ist die Krise der ethnografischen Repräsentation zu
überwinden? 207
10.
Ethnografie der Moderne 209
10.1
Modernität und Teilhabe 211
10.2
Moderne und Entwicklung 216
10.3
Grenzen der herkömmlichen Modernitätsbegriffe 218
10.4
Multiple Modernities, Alternative Modernity
und
Uneven Modernities 220
10.5
Schluss: Eine Moderne – viele Modernen? 225
Literaturverzeichnis
227
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