Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - > Globales Lernen


Buchhinweis


Stichworte: Verkehr, Bahn, Bahnreform, Moblität, Globalisierung









Bibliographische Angaben:



Knierim, Bernhard / Wolf, Winfried: Bitte umsteigen! 20 Jahre Bahnreform. 256 Seiten. Schmetterling Verlag. Stuttgart 2014.
ISBN 3-89657-071-4








Zum Buch:










Die Bahn in Deutschland zwischen Unternehmen in staatlicher Hand und Akteingesellschaft (übrigens die Aktien auch in staatlicher Hand) ist immer wieder in der Diskussion. 1993 hörten Bahnangesstellte auf „Beamte“ zu sein und die staatliche Verantwortung (Bundes- bahn) hatte ein Ende. Diese macht sich dieses Buch zum Thema und bemüht sich umeine differenzierte und kritische Sicht. Die Problemstellung, der sich das Buch widmet umschreiben die Autoren im Vorwort:

Als im Dezember 1993 die Bahnreform beschlossen und im Januar 1994 die Deutsche Bahn AG gegründet waren, herrschte fast allerorten Aufbruchsstimmung. Anlässlich des 20-Jahres Jubiläums wurde in vielen Beiträgen an dieser euphorischen Grundstimmung von 1993/94 angeknüpft und meist eine positive Bilanz gezogen. … Die DB AG selbst behauptet, die Bahnreform habe «alle ihre wesentlichen Ziele erreicht: Sie hat erstens mehr Verkehr auf die Schiene gebracht, zweitens die Belastung des Bundeshaushalts durch Aufgaben der Daseinsvorsorge ür Infrastruktur und öffentlichen Nahverkehr reduziert, und drittens ist die DB heute ein erfolgreiches Unternehmen, das ihrem Eigentümer eine Dividende zahlen kann»

. Eine deutlich andere Sichtweise vertritt der Bundesrechnungshof, für den «die mit der Privatisierung der ehemaligen Deutschen Bundesbahn und Deutschen Reichsbahn verfolgten Ziele […] nicht erreicht», die beabsichtigte «Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene gescheitert» und auch «das Ziel der Entlastung des Bundeshaushalts verfehlt» worden seien. ...

Reden alle tatsächlich von der gleichen Reform? Wie können die Bilanzen so unterschiedlich ausfallen? Wie kann es sein, dass in den Jubelberichten der Abbau von knapp einem Fünftel des Gleisnetzes, die Schließung von hunderten Bahnhöfen und das Abklemmen von 80 Prozent der Gleisanschlüsse für Unternehmen schlicht keine Erwähnung finden? Warum werden in so gut wie allen Bahnreform-Bilanzen soziale Themen komplett ausgeklammert: die Halbierung der Beschäftigtenzahl, der gigantische Überstundenberg der Bahnbeschäftigten, der Anstieg der realen Fahrpreise um mehr als 50 Prozent? Und wie lassen sich positive Bilanzen der Bahnreform vereinbaren mit dem außerordentlich schlechten Image, das die Deutsche Bahn in der Bevölkerung hat, und mit der erschreckend geringen Wertschätzung, die die Bahnbeschäftigten selbst für ihr Unternehmen empfinden?“1

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verdeutlicht die Schwerpunkte.



Inhalt

Vorwort ........................................................................................................ 7

1993 — Kapitel 1: Das vorprogrammierte Scheitern

Oder: Die Bahnreform als reine Organisationsreform......................................... 9

1994 — Kapitel 2: Zauberstab Bilanzkosmetik

Oder: 100 Milliarden Euro werden nicht bilanziert...........................................17

1995 — Kapitel 3: Bahnimmobilien als Jahrhundertraub

Oder: Ein Gesetz tritt «weitgehend in den Hintergrund»...................................25

1996 — Kapitel 4: Die Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs

Oder: Zurück zur Kleinstaaterei ................................................................33

1997 — Kapitel 5: Die zweite Stufe der Bahnreform

Oder: Der Wasserkopf-Doppelkonzern..........................................................43

1998 — Kapitel 6: Die Eisenbahnkatastrophe von Eschede

Oder: Der Privatisierungskurs untergräbt die Sicherheit....................................51

1999 — Kapitel 7: Daimler-Kaderschmiede bestückt Bahnspitze

Oder: Zynische Personalpolitik und zerstörerische Bahnpolitik ...........................61

2000 — Kapitel 8: Ihr InterRegio nach Nirgendwo

Oder: Der Rückzug aus der Fläche .............................................................67

2001 — Kapitel 9: Mora C und der Schienengüterverkehr

Oder: Kapitulation vor dem Lkw ................................................................75

2002 — Kapitel 10: Weniger Service gleich höhere Bahnpreise

Oder: Wie sich die DB ein kundenfeindliches Tarifsystem schafft .........................83

2003 — Kapitel 11: Die Infrastruktur der Bahn

Oder: Zukunft wird Zug um Zug verbaut.......................................................93

6

2004 — Kapitel 12: Teure Neubaustrecken, marodes Netz

Oder: Statt Investition Deinvestition......................................................... 103

2005 — Kapitel 13: Die EU und die Trennung von Netz und Betrieb

Oder: Andere Länder, andere Erfahrungen.................................................. 113

2006 — Kapitel 14: Die Deutsche Bahn als Global Player

Oder: Expansionswut im Ausland bedingt Servicewüste im Inland....................... 121

2007 — Kapitel 15: Das Scheitern des Bahnbörsengangs

Oder: Ein Sieg über Gier & Kapital............................................................ 129

2008 — Kapitel 16: Die Achsen des Bösen

Oder: Ein Bahnkonzern ohne Aufsicht........................................................ 135

2009 — Kapitel 17: Selbstbedienungsladen DB AG

Oder: Die Schienen der Freunde.............................................................. 145

2010 — Kapitel 18: Die S-Bahn-Krise in Berlin

Oder: Ein Verkehrsmittel wird kaputtgespart............................................... 153

2011 — Kapitel 19: Stuttgart 21 exemplarisch für die Bahnreform

Oder: Tunnelpatin Gerlinde Santa Barbara Kretschmann ................................. 163

2012 — Kapitel 20: Bilanzgewinne und Subventionen bei der DB AG

Oder: Die gescheiterte Entlastung der öffentlichen Haushalte.......................... 171

2013 — Kapitel 21: Die Bahnreform und der Faktor Mensch

Oder: Warum der Bahnchef persönlich für «Mainzer Verhältnisse»

die Verantwortung trägt ....................................................................... 181

2014 — Kapitel 22: Der Widerstand gegen den Bahnbörsengang

Oder: Ein neoliberales Projekt scheitert..................................................... 189

2025 — Kapitel 23: Die neue Bahn

Oder: Mosaiksteine für eine Bahnfreundliche Republik Deutschland (BRD)............ 197

Bahnstrecken im Vergleich ........................................................................................... 214

Chronik Eisenbahn in Deutschland 1835—2014..................................................................... 222

Bildnachweis ..................................................................................................... 227

Anmerkungen ..................................................................................................... 228


Textprobe: http://www.schmetterling-verlag.de/download.php?id=3-89657-071-4&mode=3





Einordnung für die Bildungsarbeit



Globalisierung bedeutet vor allem auch „Mobilität“, zudem auch „Marktorientierung“. Globales Lernen verbindet die lokale Sicht mit den Perspektiven darüber hinaus. In diesem Buch wird das Thema Bahnreform so ausgefaltet, dass der Blick vom Lokalen auf die Ferne geht, so, dass Interessen und Entwicklungen in Prozesse der (kapitalistischen) Wirtschaftsentwicklung greifbar für Studierende, Lehrkräfte und SchülerInnen der Sekundarstufe II greifbar werden. Vielfältig Impulse für eine kritische Auseinandersetzung sind garantiert.




Martin Geisz, Mai 2014


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