Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - > Globales Lernen > Philosophie-lernen


Buchhinweis


Stichworte: Thema Arbeit









Bibliographische Angaben:



Andrea Komlosy: - ARBEIT. Eine globalhistorische Perspektive. 13. bis 21. Jahrhundert. Promedia-Verlag. Wien2014. ISBN 978-3-85371-369-3




Zum Buch:










Arbeit umfasste und umfasst Tätigkeiten für den Markt und für die Selbstversorgung, für das nackte Überleben und für die Befriedigung von Luxus und Statusbedürfnissen, von kultureller Repräsentation und zur Demonstration von Macht und Glaube. Eine Trennung von Arbeits- und Wohnort, Arbeits- und Freizeit blieb lange Zeit die Ausnahme und trat erst im Zuge der industriellen Revolution an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert mit der Zentralisierung der Erwerbsarbeit in Fabriken und Büros in den westlichen Industrieländern in den Vordergrund. Dies traf weder für alle Menschen in der Industriegesellschaft zu … Noch weniger traf es für jene Regionen in - und außerhalb Europas zu, in denen die Fabrikindustrie … keine dominierende Rolle spielte und Fabrikarbeit immer nur eine Erwerbsform unter vielen Überlebenstätigkeiten war und ist, die in Kombination mit anderen Tätigkeiten im Verband von Haushalt und Familie verrichtet werden ....…

Die Gleichzeitigkeit und Kombination unterschiedlicher Arbeitsverhältnisse wird in diesem Buch in sechs Zeitabschnitten (1250,1500,1700, 1800, 1900, 2010) und durch diese Perioden gebildeten Perioden vorgestellt.“1 so umschreibt die Autorin in der Einführung des Buches ihr Programm.



Arbeit“ ist ein Begriff, der vielfältig genutzt wurde und wird. Definitionen und Inhaltsbestimmungen wandeln sich – durchaus auch aus religiöser, ethischer und philosophischer Perspektive. „Tugend“, „Ehre“, „Berufsethos“ oder Lebenszweck 2werden immer wieder mit „Arbeit“ zusammen gesehen – übrigens ebenso wie Mühe, Leid und kreative Verwirklichung seiner selbst. Auch Zwangscharakter, Ausbeutung und Entfremdung gehören zum Problemfeld – hier dann auch mit Blick auf Befreiung.

Der Pressetext des Verlages zum Buch versucht eine Einordnung im Blick auf das Buch: „Arbeit bestimmt wesentlich die Vorstellungen vom Sinn des Lebens. Ob aus religiöser Tugend, wie es die großen Weltreligionen verlangen, aus handwerklicher Berufsehre, aus familiärer Liebe und Sorge, aus sozialem Aufstiegswillen oder aus proletarischem Klassenbewusstsein ... Arbeit wird oft zum Lebenszweck erklärt. Der Verwirklichung in der Arbeit steht der Wunsch nach Befreiung von Arbeit gegenüber, der sich von der antiken Arbeitsverachtung über die asketische Überwindung der Bedürfnisse in klösterlichen Gemeinschaften bis hin zu technizistischen Utopien der Substitution menschlicher Arbeit durch Maschinen erstreckt. Die kritische Einstellung zur Arbeit kann darin zum Ausdruck kommen, Last und Mühe anderen Personen bzw. sozialen Gruppen aufzuhalsen. Sie kann sich aber auch in der Kritik an Zwangscharakter, Ausbeutung und Entfremdung sowie in kollektiven Aktionen zu deren Überwindung äußern.“3



In sechs Zeitschnitten zwischen dem 13. und dem 21. Jahrhundert geht die Autorin der Vielfalt Vielfalt der Arbeitsverhältnisse nach (1250,1500,1700, 1800, 1900, 2010) . Es geht darum wie Arbeitsteilung vollzogen und mit verschiedenen Formen von Arbeit verbbunden werden. „Die Verbindung unterschiedlicher Arbeitsverhältnisse ist die Grundlage der Kapitalakkumulation, die aus der Aneignung von Werten aus fremder Arbeit resultiert. Über ungleichen Tausch und die Zerlegung der Arbeitsprozesse in Güterketten liegt der Werttransfer auch der globalen Ungleichheit zugrunde.“4



Die globalhistorische Perspektive“ ist immer im Blick, „Grenzen der eurozentristischen Erzählung“, „feministische Perspektive“ und „globalhistorische Perspektive“ sind Darstellungsschwerpunkte im Kapitel „Begriffe und Konzepte“. Besonders hervorgehoben wird die globalhistorische Perspektive im Kapitel „Sprachfeld Arbeit“, in dem eine Annäherung über den Sprachgebrauch versucht wird, hier ist ein eigener Abschnitt dem „Arbeitsbegriff in der chinesischen Sprache“ gewidmet.



Die Autorin:

Andrea Komlosy, geboren 1957 in Wien, ist Professorin am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien. Sie veröffentlicht zu Themen der Globalgeschichte und ihrer Verflechtung mit regionalen Beziehungen. Komlosy ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des „Internationalen Instituts für Sozialgeschichte“ in Amsterdam.







Interview mit der Autorin:

http://diestandard.at/2000001585103/Gesicherte-Arbeit-gab-es-immer-nur-fuer-wenige




weitere Pressestimmen: http://www.mediashop.at/typolight/index.php/buecher/items/andrea-komlosy---arbeit






Einordnung für die Bildungsarbeit

Arbeit“ gehört zur Geschichte von unten, die bis heute im Unterricht (übrigens auch dort, wo es Bemühungen um Globales Lernen gibt) oft doch stiefmütterlich behandelt wird. Dieses Buch bietet einen Zugang, der für Studierende, Lehrkräfte und auch fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II (z.B. in Leistungskursen Geschichte und den Fächern der politischen Bildung) Informationen und vielfältige Impulse für Diskussionen und eigene weitere Arbeit gibt. Das Buch sollte in den Schulbibliotheken verfügbar sein.






Martin Geisz, Juli 2014


1S.7.


2 So zum Beipiel Karl Marx: „Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit“(Karl Marx: Das Kapital, Dietz Verlag, Berlin 1972, Bd. 1, S. 192).

3http://www.mediashop.at/typolight/index.php/buecher/items/andrea-komlosy---arbeit (14.7.2014)

4Ebda.